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Die Datenkrake Facebook

26. Oktober 2011 von H. Wittmann

Facebook beginnt sich selbst zu demontieren. Sicher, ich probiere das auch. Macht ja auch einen gewissen Sinn. Z.B. kenne ich junge Unternehmern, die geschickt ihre Werbung auf Facebook platzieren und ihre Geschäftsidee echt gut in Schwung bringen. Twitter kommt noch als eine Komponente dazu, vielleicht noch ein Blog, und das web-2.0 gestützte Geschäftsmodelle beginnt zu brummen. So laut und rund, wie kaum jemals ohne Internet und jeder Form elektronischer Partizipation. So weit nett und interessant. Wie Max Schrems finde ich auch die Grundidee von Facebook interessant, wenn aber Facebook die Arbeit von manchem Geheimdienst, auch wenn man glaubte , das geht gar nicht, durch eine krakenartige Sammel-und Archivierwut unbedingt toppen, ist Schluß mit Lustig. Nun, man kann ja sehen, was Facebook einen Teilnehmern alles abverlangt, man kann ja auch stundenlang das Backend von Facebook studieren, um herauszufinden, wie man seine Privatsphäre schützen kann. Am besten, niemals auch nur einmal an Facebook denken.

Neulich wollte ich jemandem persönlich 30 Fotos auf Facebook zeigen. Also in mein Album kopiert. Und flugs wurden 18 Gesichter von Google mit Namen gekennzeichnet. SO, dann wissen 18 Facebook-Teilnehmer und der Rest der Facebook-Welt, dass ich gerade Fotos veröffentlicht habe? Ob oder auch nicht, ist uninteressant. Die Technik gibt es sie funktioniert, sie wird angewandt.

Gehe ich morgen in einen Laden, werde ich wahrscheinlich gefilmt, das Foto läuft über den Facebook Scanner und irgendwann bekomme ich Mails mit Werbung über die tollen Produkte, deren Regale ich aus irgendwelchen nachlässigen Gründen in dem Laden nicht gemustert habe. Die Technik ist ja da. Was tut man dagegen? Die Forderung nach der totalen Offenheit von Informationen ist eine Begleiterscheinung dieses Technikwahns, der die Abschaffung der Privatsphäre als Ziel hat. Und wenn sie digital aufgelöst ist, was kommt dann? Facebook will helfen die Privatsphäre zu organisieren, las ich neulich bei Facebook, so der ähnlich. Timeline, Registrieren meiner sämtlichen Lebenstätigkeiten, wann wo was gekauft, wann wen, wo, wie lange, getroffen?

Alle rennen zu Facebook, weil so viel schon da sind. Viele Doppel- und Mehrfachexistenzen. Wie viele Facebook-Teilnehmer existieren wirklich im realen Leben? Wie viele richten ihr Konto ein, lassen es nach einigem Rumstöbern verkümmer? Vielleicht ist es nur eine Minderheit, die versucht, uns die große Masse vorzugaukeln. Ein Werbetrick? Wenn Facebook seine interne Statistik (wie viel 1 x, 2 x etc. zu Facebook kommen und was sie dort machen, offenlegen würde, also ein bisschen von dem zurückgeben würde, was es kostenlos einsammelt… Ach das kommt ja doch nicht.

Zum Thema: Max Schrems, > Auf Facebook kannst du nichts löschen, FAZ, 26.10.2011

Dazu: > Wie sozial sind soziale Netzwerke?

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