Im Rahmen der Veranstaltungsreihe: Architektur hält Werner Oechslin im > Stuttgarter Literaturhaus einen Vortag über Unsere geschundenen Städte.
Aus der Programmankündigung:
»Das Thema ist vorgegeben. Unfreiwillig! Wer möchte sich ohne Not mit der Schinderei befassen. Eine dominierende Wirtschaftswelt besetzt unsere Städte, hat sich aber längst über jene Ökonomie hinweggesetzt, die ihren Sinn noch aus dem Wortstamm von “oíkos” bezog und mit Aristoteles den »Haushalt« stets unter Wahrung des guten Verhältnisses der physischen, gebauten Welt und deren Nutzer, dem Menschen, von der Familie, dem Haus ins Quartier und in die Stadt hinein verlängerte. Alberti meinte es sei unbestritten, dass die Architektur dem Bedürfnis der Menschen umfassend zu dienen hätte, und nach dieser Maßgabe der Öffentlichkeit die architektonischen Massnahmen zu erfolgen hätten. Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, dann ist es Schinderei. Die Haut geht ab!« Werner Oechslin hatte, bis zu seiner Emeritierung 2009, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich im Fachbereich Architektur und Städtebau die Lehrkanzel für Städtebau inne. Bekannt ist er durch zahlreiche international beachtete Veröffentlichungen, Bücher, Preise, Berater vieler Städte zu diesem Thema. Er wohnt im Kloster Einsiedeln.”
Veranstalter: Architekturforum Baden-Württemberg
Werner Oechslin hat am letzten Freitagabend ein umfassendes Panorama der Verfassungsdiskussion in der Schweiz am Anfang des 19. Jahrhunderts bis zu den mit Demokratie und Freiheit zusammenhängenden Fragen der Architektur vorgestellt. Die Vielfalt dieses Abends kann ich hier in einem kurzen Beitrag nicht resümieren, aber die Lesevorschläge und -ideen die Oechslin auf eine so interessante Art vorgetragen hat, möchte ich hier in einigen wenigen Ansätzen wiedergeben. Für die einen ein Parforceritt durch die Grundlagen der Verfassungsgeschichte mit einer grandiosen Überleitung zur Architekturgeschichte, für die anderen ein Feuerwerk an wertvollen Leseanregungen, für alle eine Art Vergewisserung, wie viel Architektur, Stadtplanung und unsere Stadtlandschaften und dies keineswegs nur in Stuttgart mit dem Zustand der Gesellschaft, also mit sozialen Fragen zu tun hat.
Werner Oechslin hat mit seinem Vortrag gezeigt, dass zwischen ‘Volk’ und Stadt ein “notwendiger oder, kantisch, vernünftiger Zusammenhang” besteht. In diesem Sinne trug er einen Exkurs auf die grundlegende Diskussion zur Volksvertretung als einem Garanten der Lebendigkeit einer Demokratie vor. Darauf folgte der Verweis auf eine Tradition der Architektur, die das ganz wörtlich abbildet in Bauten und in einer ‘öffentlichen Stadt’. Alles ist in der alten Vorstellung der Oekonomie (wörtlich= Haushalt) zusammengefasst… Dieser Zusammenhalt ist aber verloren gegangen, und die Wirtschaft hat sich aus ihrer haushälterischen Verpflichtung – gegenüber der Stadt – verabschiedet.
Los gings mit > Ignaz Paul Vitalis Troxler (1780-1866) und seinen Aufsätzen für das Schweizer Museum: Die Idee des Staates sowie das Wesen der Volksvertretung. Jetzt suche ich seinen Aufsatz – den er > 1816 in der Zeitschrift Schweizerisches Museum herausgab -und wenn ich ihn nicht finden sollte, hier schon mal seine (die in dem Vortrag aber nicht vorkamen) > Vorlesungen über Philosophie über Inhalt, Bildungsgang, Zweck und Anwendung derselben aufs Leben als Enzyklopädie und Methodologie der philosophischen Wissenschaften, Bern 2/1842. – Den Text von Troxler habe ich leider immer noch nicht gefunden, aber das hier: Ignaz Paul Vital Troxler, > Philosophische Rechtslehre der Natur und des Gesetzes mit Rücksicht auf die Irrlehren der Liberalität und Legitimität, Zürich 1820.
Da hat Werner Oechslin echt was angerichtet. Wenn das so weitergeht, wird dies mein längster Blogbeitrag. Hat er nicht etwa 20 Autoren genannt? Und wenn man mit Google sucht, findet man so vieles , was man eigentlich gar nicht finden will. Los geht’s. Auch das hier ist interessant: Daniel Furrer, > Gründervater der modernen Schweiz. Ignaz Paul Vital Troxler (1780-1866). Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg (CH) 2009. 660 Seiten: Hier auf S. 574 steht die genaue Fundstelle des von uns gesuchten Aufsatzes: I.P.V. Troxler, Schweizerisches Museum: Die Idee des Staates und das Wesen der Volksvertretung (1. Heft, S. 1-74); Über die Freiheit der Presse in allgemeiner Hinsicht und in besonderer Beziehung auf die Schweiz (2. Heft, S. 243-294 und 4. Heft, S. 489-534); Über die Grundbegriffe des Repräsentationssystems, 1816 (5. Heft, S. 739-756 und 6. Heft, S. 917-957). [Vollständig in: Rohr I, S. 445-599] = Adolf Rohr, Ignaz Paul Vital Troxler (1780-1866). Politische Schriften in Auswahl. 2 Bände, Bern/Stuttgart 1989, [zitiert als: Rohr I bzw. Rohr II]. Dieser Nachdruck ist natürlich im Internet nicht im Wortlaut zu finden.
Johann Caspar Bluntschli, > Das Volk und der Souverän im allgemeinen betrachtet und mit besonderer Berücksichtigung auf die schweizerischen Verhältnisse. Für Gebildete, Zürich 1831, S. 59:
Sie können auf die Zitate klicken und schlagen dann das Buch an der richtigen Stelle auf. Gut nicht? In vielen Büchern können Sie auch bestimmte Wörter suchen. So habe ich auch die hier angezeigten Zitate gefunden.
Den Text von Hilthy, Theoretiker und Idealisten der Demokratie lässt sich auch nicht auf Anhieb finden, dafür aber eine > Besprechung seines Aufsatzes in : Die Grenzboten, Band 28, Ausgaben 3-4, S. 121. – Dann kam Kants > Kritik der praktischen Vernunft dran. Hier Leipzig 6/1827. Dann Kants > Kritik der Urtheilskraft (Ausgabe von 1837) – Urtheilskraft mit ‘h’ schreiben, sonst findet Google-Books nicht das Exemplar, was vollständig angezeigt wird. Und der von Oechslin zitierte Ausschnitt findet sich in dieser Ausgabe auf S. 150:
Eine Zwischenbemerkungen und dann wurde Marc Antoine Laugiers > Essai sur l’architecture von 1753 angezeigt. Wiederumg trug Oechslin eine bestimmte Stelle vor und stellte sie in den Zusammenhang seines Vortrags:
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Er schreibt auch noch mehr über die Eingangsportale der Städte:
Wenn man das Buch in der Online-Bibliothek Gallica der Französischen Nationalbibliothek aufsucht – meine Lieblingswebsite – und auf der eigenen Website anzeigen will bekommt man gleichen > “lecteur exportable” mit auf den Weg/die Website – dann sieht das so aus, und Sie können drin blättern und mit einem Klick auf das Buch die Seiten vergrößern:
Leider zeigt das IPad, das keine Flash-Anwendung darstellen kann – das folgende Buch hier nicht an:
Wir machen noch weiter? Früher hat man seine Notizen ab geschrieben, die Vorlesung nachgearbeitet. Heute gehen wir in den Online-Bibliotheken der Welt spazieren.
Schade, der Band Monuments erigés à la gloire de Louis XV ist online nicht zu finden, man müsste noch ein bisschen länger suchen, aber eine der Abbildungen aus dem Vortrag aus diesem Buch wird von Liane Lefaivre und,Alexander Tzonisin in ihrem Band > The emergence of modern architecture: a documentary history from 1000 to 1810 angezeigt: Es geht um das untere Bild auf der folgenden Seite:
> Leon Battista Alberti fehlte nicht: De re aedificatoria, Rom [1452] Die in seinem Vortrag von Werner Oechslin zitierte Stelle steht > auf Seite 106: “EDIFICIA HOMINVM ESSE CAV sa constituta in promptu est. Nam principio quidem / si recte interpretamur / facere opus homines coepere: quo se suaque ab aduersis tempe statibus tuerentur. Proxime item prosecuti sunt non modo uellent quæ ad salutem essent necessaria: uerum et siqua etiam ad expeditas quasque commoditates assequendas conferrent: ea nusquam esse præter missa uoluere. Inde adeo rerum oportunitate admoniti atque illecti eo deuenere: ut etiam quæ ad uoluptates explendas facerent ex cogitarint / in diesque usurparint: ut siquis ita dixerit / ædificia fore aliqua ad uitæ necessitatem: alia ad usus oportunitatem: alia ad temporum uoluptatem diffinita: fortassis apte ad rem aliquid dixerit.” Eine Übersetzung gibt es bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Also doch mal in eine Bibliothek gehen. Oder auf Französisch ansehen:
Auf diesem Online-Buch kann man unten auf ein Feld klicken, dann öffnet sich die Seite.
> L’architecture et art de bien bastir, du seigneur Léon Baptiste Albert,… divisée en dix livres / traduicts du latin en françois par deffunct Jean Martin… -J. Kerver (Paris)-1553: 4. Buch, Seite 60: “C’est une chose toute notoire que les les batiments ont esté faicts pour les humains…”