#S21: Die ersten Konturen des Manfred-Rommel-Platzes
Sonntag, 24. September 2023Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (I) (deutsch-fanzösisch)- 25. November 2007
Allmählich bekommt der neue Manfred-Rommel-Platz versteckt hinter dem Bahnhof und als Deckel des neuen Stuttgart Tiefhauptbahnhofs seine Konturen: “Ãœber der Bahnhofshalle entsteht ein großer, klar konturierter Platz, der Manfred-Rommel-Platz, der in die Parklandschaft des Schlossgartens integriert ist.” So steht es auf der Website des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm -aufgerufen am 24.9.2023 – er wird überhaupt nicht integriert sein, sondern nur ein Durchlaufplatz um die Glasaugen herum werden; den Bildern im Bahnhof am Bauzaun nach zu urteilen, möglicherweise sogar gepflastert oder geteert, mit einem Park hat das überhaupt nichts zu tun.
> S21 auf diesem Blog
Und die Kritik am Manfred-Rommel-Platz muss noch viel grundsätzlicher formuliert werden. Es ist ein Platz ohne Funktion, abgesehen davon, wie erwähnt, dass er als Deckel für den Tiefbahnhof herhalten muss. Gut, er liegt zwischen dem Park und dem amputierten Bonatzbau, ein Zeichen dafür, wie die Stuttgarter es mit dem Denkmalschutz halten… ist nicht das oberirdische Gleisvorfeld auch denkmalgeschützt? Und die Ãœberwerfungsbauwerke?
Florian Werner, > Der Stuttgart-Komplex
Stuttgart: Klett-Cotta, 4. Druckaufl., 2023, erschienen am: 24.09.2022, 192 Seiten, gebunden -ISBN: 978-3-608-96584-1
> Lesebericht und Interview: Florian Werner, Der Stuttgart-Komplex. Streifzüge durch die deutsche Gegenwart Aufgezeichnet von Heiner Wittmann
Man hat alle Chancen verpasst. Einen großartigen renovierten Bahnhof im heilen Bonatzbau. Die Reisenden kommen an und könnten von der City auf ebener Erde mit offenen Armen empfangen werden. Sich nicht über die Ãœberwege zwängen, sondern über einen Platz hinüber zur City gehen, da hätte der Manfred-Rommel-Platz hingehört. Natürlich hätte man den Verkehr vor dem Bahnhof vom Arnulf-Klett-Platz – gar kein Platz, sondern eine Straße – verbannen müssen und einen Empfangsplatz dort einrichten müssen. Man führt mit dem Zug in die Stadt hinein und nicht unten durch. Das hätte doch jedem, der die Stadt liebt, einleuchten müssen: So wirbt man doch für diese Stadt mit ihrer tollen Topographie, nein, ein Durchgangsbahnhof mit Gefälle muss es sein, zu eng, zu klein… und das Gleisfeld wird oben erhalten bleiben.
> Genügend Platz im Tiefbahnhof Stuttgart21? – 8. März 2023
Wie schön zum Zug zu gehen, 16 Gleise und fast überall steht ein Zug… man steigt ein… die Fahrt geht los, aber da unten rennt man hin- und her, alle ist zu eng, die Wege werden weiter, so ähnlich wie seit vielen Jahren schon, wenn man rechts oder links je 600 m um den Bahnhof herumlaufen muss, um die Gleise zu erreichen. Mit Stadt- oder Reisekultur hat das nichts zu tun. Es gab sehr wohl Alternativen aber nein, 1997 versteifte man sich darauf, die Gleise abbauen zu wollen, den Bahnhof um 45 Grad zu drehen und zu vergraben. Ingenieure wetteiferten miteinander und es entstand ein beeindruckendes Betongewölbe, dass die Kritiker von S21 verstummen lassen könnte mit technischen Meisterleistungen, die Lichtaugen!
Und es gab ja auch eine Volksbefragung…
> François Hollande: Zum Stuttgarter Bahnhof gab es eine Volksbefragung… 14. Juni 2016.
Wenn da nicht die fehlende Anbindung an die Stadt zu beklagen wäre. Bisher wurde kaum etwas über die Anbindung der umliegenden Stadtquartiere an den neuen Tiefbahnhof bekannt. Ein Architekt könnte sagen, die Häuser sprechen nicht zum Bahnhof, sie haben ihm ja auch nichts zu sagen. Die Ketten als Teilung der Fahrbahnen auf dem Arnulf-Klett-Platz werden auch künftig die Passanten daran hindern die Straße zu überqueren.
Die Touristen kommen durch den Berg im Tunnel dort unten an, steigen aus und staunen über den beeindruckenden Tiefbahnhof, um dann da unten wieder einzusteigen und weiter nach Bratislava zu brausen. Oben bleiben die Stuttgarter unter sich und freuen sich an ihrer Topographie, die dieser Tiefbahnhof so nachhaltig beschädigt, weil er sie ignoriert. Natürlich denke ich an die vielen Jahre mit Roland Ostertag (1931-2018 , der diese Art der Stadtzerstörung nie verstehen konnte:
Heiko Stachel: > Virtueller Rundgang: > Die Ausstellung am Gähkopf von Roland Ostertag.
Stuttgart ist zum Neckartal hin ausgerichtet und wer von da kommt, möchte in der Stadt empfangen werden. Nun kommt er unter dem Manfred-Rommel-Platz an … oder verschwindet auf der anderen Seiten wieder in einem Tunnel.
Das Stuttgart-Modell von Roland Ostertag – 2. April 2019
Und dann ist der Manfred-Rommel-Platz so etwas wie eine offene Wund in der Stadtlandschaft, weil er immer an den Schwarzen Donnerstag, den 30. September 2010, erinnern wird, als der Schlossgarten von der Polizei so gewaltsam geräumt wurde. Im Gedächtnis der Stadt bleibt eine Narbe zurück und der funktionslose Platz, der der Stadtlandschaft abgerungen wurde, erinnert an die Wunden im Schlossgarten. Das war ja so beeindruckend, der Schlossgarten der vom Rosenstein bis fast in die City reichte… um den Hauptbahnhof herum, war das ein bemerkenswerter Magnet in der Stadt: Noch zwei letzte Blicke in den Schlossgarten – 16. April 2009.
13. Oktober 2023: Stuttgart21 wird nochmal um 0,6 Mrd EUR teurer und auch 2025 nicht ganz fertig?
> Stuttgart 21 verteuert und verzögert sich weiter – DIE ZEIT 13.10.2023
und immer noch versprechen die 21 Gründe – abgerufen am 12.10.2023 -, der “Finanzierungsrahmen liegt bei 4,526 Mrd.”
#S21 "Der Finanzierungsrahmen liegt bei 4,526 Mrd. Euro. Drei Wirtschaftsprüfer haben … im Herbst 2010 bestätigt, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass die … Gesamtfinanzierung nicht ausreichend bemessen ist." Hier Nr. 15: https://t.co/3zbPMohjoD pic.twitter.com/UyiJLb4IIP
— Kultur in Stuttgart (@stuttgartfotos) October 13, 2023