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Archiv für August 2010

Der Stuttgarter Hauptbahnhof: Der Nordflügel

Samstag, 28. August 2010

Bald gehört dieses Foto in das Kapitel Geschichte.

Stuttgarter Hauptbahnhof: Der Abriss des Nordflügels

Mittwoch, 25. August 2010

Heute abend war das Verkehrschaos in der ganzen Stadt zu spüren. Auf den Straßen rund um den Hauptbahnhof ging nichts mehr. Am frühen Nachmittag hatte ein Bagger begonnen, den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abzureissen:

Schade. Die Bauherrn müssten das Projekt besser erklären, besser rüberbringen. Es ist nur zu hören, S 21 sei unumkehrbar. Es ist unklug, jetzt zuerst ein denkmalgeschütztes Gebäude einzureissen, dass in sich ein einzigartiges Zeugnis dieser Art von Architektur in Deutschland ist. Diese Aktion ist ganz schlechte PR und überhaupt nicht geeignet, die Werbekampagne, Die guten Argumente überwiegen zu untermauern. Dieser Kampagne fehlt die Basis, da sie selbstherrlich für sich die guten Argumente definiert und reklamiert und die der Kritiker dadurch von vorneherein als schlecht zu verstehen gibt. Das ist das Gegenteil von gutem Bürgerdialog, der Neugier auf die Zukunft weckt. Statt das > Urteil zum Hauptbahnhof am 6.Oktober abzuwarten, werden schnell Fakten geschaffen, das verärgert die Kritiker noch mehr, das ist unklug, gibt dem Projekt schlechte Presse und verhärtet die Fronten. Schade. Gute PR fährt nicht auf Konfrontationskurs.

> Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010
> Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

Die autogerechte Stadt (III):
Der Österreichische Platz

Dienstag, 24. August 2010


Größere Kartenansicht

An dieser Stelle steht in Stuttgart auf dem Österreichischen Platz ein Denkmal der autogerechten Stadt, die ohne Fußgänger geplant wurde. Ein großer Betonring ist die Grundlage für einen ampelgeregelten Kreisverkehr. Elefantenklo nennt man in anderen Städte einen solchen Betonkragen, der in Gießen allerdings wesentlich kleinere Ausmaße hat.

Mein Weitwinkel war leider nicht dabei, um den ganzen Ring auf ein Foto zu bannen.

Von der > Paulinenbrücke herunterbrausend kann sich der Verkehr zum Warten elegant auf den Österreichischen Betonring einfädeln. Auch mitten am Tag sieht man dort wenn überhaupt nur ein paar verschreckte Fußgänger.

Unter dem Betonring verläuft die vierspurige Stadtautobahn:

Viele Autofahrer brauchen die Rennstrecke gar nicht und warten geduldig, bis sie sie wieder verlassen dürfen.

Außer Stuttgart 21 gibt es also auch noch ein paar andere Themen in Stuttgart und Ideen für eine erfolgreiche Stadtreparatur gibt es genug. Die Hauptstätter Strasse könnte ein Prachtmeile und bundesweit ein stadtplanerisches Highlight werden.

> Das Modell für Stuttgart: Die neue Mitte Ulm
> Ein neues Museum für die Bürger: Eine Lehrschau für die Stadtplaner
> Stadtreparatur: Die Hauptstätter Straße in Stuttgart
> Vorrang für die Autos auf 10 Spuren
> Die Neue Stadtplanung
> Ein Ausflug zur Neuen Mitte Ulm

Wieso brauchen wir mitten in der Stadt so viele Spuren? Unsere Blogleser kennen schon die Rechnung: 35 % Hinundherfahrer, die nur den nächsten U-Turn suchen, 35 % fahren hier, weil es bequemer ist, als direkt den Zielpunkt anzusteuern, 20 % könnten auch eine Parallelstrasse nutzen, 10 % brausen nur mal eben vom Marienplatz bisz zum Neckartor durch, könnten auch woanders fahren. Wer braucht die Hauptstätter Strasse eigentlich?

> Ulm Neue Mitte – Die Rückeroberung des Stadtraums – oder was geschieht mit der Hauptstätter Straße in Stuttgart?
> Von der Leonhardskirche zum Charlottenplatz
> Die Hauptstätter Strasse und das neue Mobilitätskonzept
> Die Bebauung der Hauptstätter Straße

Die autogerechte Stadt (II):
Die Paulinenbrücke in Stuttgart

Dienstag, 24. August 2010

Von oben sieht die Brücke gar nicht so schlimm aus? Nun, die Autos, die dort langfahren, durchqueren dieses Stadtgebiet. Der Verkehr der dort fließt, hat überhaupt keinen Bezug zu seiner Umgebung. Fußgänger sieht man auf der Brücke ganz selten.

Warum scheut man sich, dieses Relikt falscher Stadtplanung abzureissen und dieses Stadtquartier zu reparieren??

Ein Abriss der Paulinenbrücke würde natürlich auf Folgen für den Österreichischen Platz haben, dessen Betonmantel an Häßlichkeit die Paulinenbrücke noch übertrifft.

Weiter: > Die autogerechte Stadt III

Die autogerechte Stadt (I):
Die Paulinenbrücke in Stuttgart

Dienstag, 24. August 2010

Noch immer und wohl auch für viele Jahre noch können die Autos auf der Paulinenbrücke auf den Österreichischen Platz zusausen, dort bremsen und an der Ampel auf die Weiterfahrt warten. Betrachtet man das Bauwerk genauer, ist eigentlich außer einer gewissen Bequemlichkeit für die Autofahrer nichts wirklich Vorteilhaftes an diesem hässlichen Bauwerk zu erkennen. Die Fußgänger…

können zwar unter der Brücke entlanggehen und auch ihre Autos dort abstellen.

Aber das Bauwerk trennt, wenn man es genau nimmt an jeder seiner vier Seiten die Stadtquartiere voneinander. In der Sprache der Verkehrs- oder Städteplaner, nennt man so etwas Stadtzerstörung.
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Demnächst wird an beiden Seiten der Brücke neue Gebäude entstehen. Da läuft etwas schief. Man verpasst gerade einen guten Zeitpunkt, dieses Stadtquartier als eine Einheit zu behandeln

Weiter: > Die autogerechte Stadt II

Google Street View: Stuttgart im Internet

Mittwoch, 18. August 2010

Ergänzung: (19.8.2010)

Google hat nachgegeben und verlängert die Einspruchsfrist gegen die Darstellung von Fotos in seinem Dienst Street-View bis zum 15. Oktober 2010: > Aigner feiert Vier-Wochen-Erfolg gegen Google SPIEGEL ONLINE, 19. August 2010. Außerdem weist Google daraufhin, dass auch noch nach der Einspruchsfrist Einspruch erhoben werden kann. Ist das ein Erfolg, gar ein Grund zur Freude? Google macht einfach etwas und bietet uns eine Einspruchsfrist an? Das ist ja so, als wenn ich falsch parken würde und die Frist für die Verjährung des Knöllchens selbst bestimmen würde? Das war bei seinem Bücherdienst auch so. Erstmal scannen und darauf warten, ob der Rechtebesitzer es merkt und ob er sich aufrafft, die Google-Instanzen zu bemühen, um das Buch wieder löschen zu lassen. Wahrscheinlich kann man demnächst in Google seinen Namen ändern – wie Google-Chef Eric Schmidt sich dies vorstellt, s.u. – und anklicken, welche Informationen künftig mit dem neuen Namen noch verbunden sein dürfen. Vielleicht kriegen wir irgendwann auch Google-Papiere oder eine Google-Card (Idee: © H. Wittmann, 2010), die mit allem was Google über uns weiß, eine einwandfreie Identifizierung ihres Inhabers erlaubt? Die Google-Card wäre dann auch jedem noch so fälschungssicheren Ausweis überlegen. Und die Namensänderung wäre so etwas wie eine Reset-Taste und wenn nötig, rückt Google die vollständige Daten(bio)graphie des Inhabers heraus.

Stadt Stuttgart: > Bürgerinformation zu Google Street View

> Urheber- und Persönlichkeitsrechte werden verletzt Legal Tribune online (zusammen mit SPIEGEL online)

Google plant, seinen Dienst Google Street View bald auch für Stuttgart freizuschalten. Thomas Darnstädt hat dieses Vorhaben am 11. August 2010 auf SPIEGEL-Online kommentiert > Die lächerliche Angst vorm bösen Blick. T. Darnstädt ist Verfassungsrechtler und schreibt über Rechtspolitik, Bürgerrechte und internationales Recht. Im Vorspann zu seinem Artikel heißt es zur Aufregung der Datenschützer: “Doch ihre Aufregung ist nicht mehr als die provinzielle Furcht vor der allgegenwärtigen Öffentlichkeit – und in einer offenen, global vernetzten, kommunikativen Welt nicht zeitgemäß.” Das ist auch der Tenor von Darnstädts Kommentar. Zunächst erinnert Darnstädt an das Urteil des BVG von 1973: “Tatsächlich haben die Karlsruher Richter in ihrem berühmten ‘Volkszählungsurteil’ von 1983 die Verfügungsgewalt über persönliche Informationen zum rechtlichen Gut erklärt, das im Range gleich mit dem Recht auf Leben und Freiheit als ‘Persönlichkeitsrecht’ unmittelbarer Ausdruck der Menschenwürde ist.” In Bezug auf Google Pläne kann Darnstädt ein Interesse am Datenschutz überhaupt nicht verstehen: “So können sie sich das nicht vorgestellt haben in Karlsruhe. Das Fotografieren von Hausfassaden als Verletzung der Menschenwürde? Die Veröffentlichung von Ablichtungen bewohnter Häuser und belebter Straßen als Eingriff ins Persönlichkeitsrecht? Jede Idee, zu Ende gedacht, führt an die Wand.” Natürlich gilt die Panoramafreiheit, man darf das Haus seines Nachbarn photographieren, was mich aber stört, ist die planvolle Erfassung einer ganzen Stadt in alle Blickrichtungen durch ein Privatunternehmen, das auf diese Weise eine Unmenge Daten – und Geld – auf unsere Kosten sammelt. Ein bisschen schlechtes Gewissen wird bei Google schon erkennbar, immerhin dürfen Mieter und Eigentümer verlangen – wenn auch nur in einer kurzen Zeitspanne -, dass ihre Immobilie unsichtbar – wobei der Welt auch gleich gezeigt wird, hier wohnt jemand, der etwas verbergen möchte – gemacht wird. Natürlich wollen manche Zeitgenossen gerne sehen, wie und wo ihre Bekannten, Freunde oder Kollegen wohnen. Klar sie können hinfahren und gucken, aber da ist genau die kleine Hürde, die unser Heim vor den Blicken der Neugierigen schützt, und das sollte auch so bleiben. Und Google ahnt auch schon, was in Sachen Datenschutz noch auf uns hinzukommen wird: Eric Schmidt, der Chef von Google, schlägt schon mal vorzüglich vor, Jugendliche sollten beim Eintritt ins Erwachsenenalter ihren Namen ändern können, um sich von Jugendsünden im Internet reinzuwaschen. S. hier letzter Absatz.

“Die amtliche Aufregung verhilft einer provinziellen Ängstlichkeit vor dem bösen Blick des Nachbarn zum Durchbruch – in einer Welt, in der wir so stolz darauf sind, offen für alles, global vernetzt und unglaublich kommunikativ zu sein.” Darnstädt vermischt hier einiges. Politiker und amtliche Stellen dürfen und sollen sehr wohl ihre Sorgen vor jeder Datensammelwut zum Ausdruck bringen, ihr Bewusstsein dafür kann gar nicht genug geschärft werden. Die Sorgen vor dem Datenmissbrauch jeder Art hat aber nichts mit einer “provinziellen Ängstlichkeit” zu tun; diese Sorge ist unser gutes Recht und eine zwingende Notwendigkeit. Und sind wir wirklich auf die allgegenwärtige, globale Vernetzung so stolz? Da haben wir überhaupt gar keinen Grund dazu, und das brauchen wir uns von Darnstädt auch nicht einreden zu lassen. Vielleicht hätte Google sein Projekt aufgeben müssen, wenn das Unternehmen sich vorher bei jedem Bewohner eine Erlaubnis für die Fahrten seiner Kameraautos eingeholt hätte. Mit Büchern ist Google ja auch nicht zimperlich umgegangen. Die Möglichkeiten des ungebremsten und unkontrollierten weltweiten Datenaustauschs will Darnstädt uns als eine Segnung unseres Zeitalters präsentieren. Aber auch wenn man das oft wiederholt, wird das nicht einsichtiger.

Darnstädt ahnt sehr wohl, dass Google mit seinen Straßenfotos Geld verdienen will. Das ist ja auch grundsätzlich nichts Anrüchiges. Immobilienmakler, Werbetreibende jeder Couleur und viele andere werden sich über die Straßen-Fotos freuen und gerne ihre Mitmenschen ausspionieren. Wer wohnt wo, wie kann man ihn ansprechen? Außerdem wird Google die Daten über uns, die gesuchten Seiten, die aufgerufenen Seiten, die Verweildauer, die in Google-Books gesuchten Bücher, die Anzahl der heruntergeladenen Bücher speichern und wahrscheinlich irgendwann der Versuchung nachgeben, diese Daten zusammenzuführen, zu verkaufen oder sonst irgendetwas damit anzustellen. Diejenigen, die die Datensammelwut von Google unbedenklich finden, werden sich nicht wundern, wenn auf irgendeiner Google-Seite eines Tages ein Hinweis aufpoppt, man möge seine Bücher in die Bibliothek zurückbringen oder nicht vergessen, sein Medikament einzunehmen.

Google trägt dazu bei, unsere Existenz noch ein bisschen durchsichtiger zu machen, noch mehr zielgerichtete Werbung für uns vorzubereiten, uns noch ein bisschen mehr einzureden, dass online schöner als offline ist und die Spielregeln für unser soziales Zusammenleben zu beeinflussen, in dem es uns vorgaukelt, seine Straßenfotos geben die Wirklichkeit wieder, wo doch das Eintreffen in einem Hotel von auch von ganz anderen Bedingungen abhängt, wie z. B. den Menschen und den Gesprächen, die man dort führt. Fotos sind ein Augenblickbild und Google will uns mit Streetview die Wirklichkeit zeigen, wo wir hinfahren. Die Verarmung, die dieser Anspruch mit sich bringt, kann jeder bestätigen, der gerne reist und der sich die Neugier von Google nicht nehmen lassen will. Vielleicht können sich künftig bestimmte Stadtquartiere gar nicht mehr verändern, weil man dort nach einem Blick in Google-Street-View einfach nicht wohnt?

Aufhalten kann man die Straßenfotos von Google wohl nicht, aber man muss in dieser Welt dauernd drauf achten, dass die Versuche, unsere Privatsphäre zu digitalisieren, in Grenzen gehalten werden.

Google und unsere Daten? Alles halb so schlimm. Der Chef von Google Eric Schmidt kann uns alle beruhigen: “Mr. Schmidt is surely right, though, that the questions go far beyond Google. “I don’t believe society understands what happens when everything is available, knowable and recorded by everyone all the time,” he says. He predicts, apparently seriously, that every young person one day will be entitled automatically to change his or her name on reaching adulthood in order to disown youthful hijinks stored on their friends’ social media sites,” steht in: > Google and the Search for the Future. The Web icon’s CEO on the mobile computing revolution, the future of newspapers, and privacy in the digital age. The Wallstreet Hournal, 14. August 2010.