Web 2.0 und soziale Netzwerke
Montag, 23. November 2009Stefan Münker hat am 22. November 2009 im SPIEGEL ein > Plädoyer für die Sozialen Medien im Internet vorgestellt. Er erklärt u.a.: “Sozialen Medien realisieren eine Praxis der partizipatorischen Mediennutzung, die zumeist überraschend effizient und dabei fast immer demokratischer ist, als wir es von früheren Medien gewohnt sind. Das Web 2.0 erscheint dabei zumindest tendenziell als die real gewordene Utopie jener demokratischen Umnutzung der Massenmedien, deren Ideal zuerst wohl Bertolt Brecht in seinem Rundfunkaufsatz aus dem Jahr 1932 entworfen hat. Als Netz gemeinschaftlich produzierender Sender wird das Web 2.0 zu einem medialen Baustein einer neuen Form gesellschaftlicher Öffentlichkeit.”
Der Aufsatz “Der Rundfunk als Kommunikationsapparat” von Bertold Brecht ist in dem Band, Bertold Brecht, Gesammelte Werke, Bd. 18. Schriften zur Literatur und Kunst, Bd. 1. Frankfurt/Main, 1967, S. 127 ff. erschienen.
Von Stefanie Susanne Planck liegt eine Besprechung vor:
> Bertolt Brecht: Der Rundfunk als Kommunikationsapparat
Partizipation als Kennzeichen von Web 2.0 ist einsichtig, aber ob Web 2.0 mit einer Steigerung des Adjektivs “demokratisch” verbunden werden kann oder muss, steht dahin. Demokratie bezeichnet eine Herrschaftsform und keine Form einer Praxis der Mediennutzung. Gemeint ist wohl, dass die Hörer und Leser mehr Mitspracherecht erhalten sollen. Ob das Mitmachen und die Formen der Kontrolle in Wikipedia wirklich einen Zuwachs an Demokratie bedeuten, ist nicht sicher.
Die Begeisterung von Stefan Münker angesichts der neuen Netzwerke muss ein wenig gebremst werden: “Der Wandel hat gerade erst begonnen, ein Ende ist nicht abzusehen. Man kann die gegenwärtigen Entwicklungen als Prozess orwellscher Provenienz empfinden. Man kann sie aber auch als Chance sehen – für eine transparentere Welt zum Beispiel. Anlass für Optimismus gibt vor allem das viel beschworene Web 2.0 und die Art und Weise, wie es unsere Öffentlichkeit verändert,” schreibt er mit viel Optimismus.
Vergleicht man die sozialen Netzwerke mit Fragen der Stadtarchitektur, dann fallen grundlegende Defizite virtueller und realer Netze auf:
Ein Vortrag auf dem Barcamp in Mannheim 2007:
> Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (I)
> Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (II)
> Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (III)
> Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (IV)
Ergänzung (30.11.2009):
Gerade ist das neue Buch von Frank Schirrmacher erschienen:
Frank Schirrmacher, Payback
Warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewinnen
Blessing, München 2009.
240 Seiten. ISBN: 978-3-89667-336-7
H. W., > Rezension