Stadtarchiv Stuttgart: Die Reise nach America
Montag, 8. April 2019ist es wirklich möglich, dass eine württembergische Kaufmannsfrau am Ende des 18. Jahrhunderts allein zu einer einjährigen Reise über die Kontinente hinweg aufbricht, ihre Kinder zurücklässt, sich tödlichen Gefahren aussetzt und am Ende unversehrt wieder zu Hause eintrifft? Wie sieht so eine Schiffspassage von Rotterdam nach Philadelphia und von dort nach Charleston in South Carolina eigentlich wirklich aus? Und was kann uns die transatlantische Auswanderung im 18. Jahrhundert über das zeitlose Phänomen der Migration und ihrer Folgen heute noch sagen? Antworten auf diese und viele andere Fragen liefern wir bei unserem nächsten Vortragsabend, der am Mittwoch, den 10. April 2019, um 19 Uhr im Stadtarchiv Stuttgart, Bellingweg 21, 70372 Stuttgart stattfindet und zugleich Band 112 der Reihe “Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart” der Öffentlichkeit vorstellt.
Am 15. Juni 1786 machte sich die in Stuttgart geborene Eberhardine Christiane Lotter (1749-1834) von ihrem damaligen Wohnort Herrenberg auf eine abenteuerliche Reise nach Charleston in South Carolina. Dort suchte sie ihren ein Jahr zuvor ausgewanderten Ehemann auf, um die familiären Verhältnisse zu klären. Nach vier Monaten Aufenthalt kehrte Frau Lotter ohne ihren Ehemann nach Herrenberg zurück, wo sie ihre Erlebnisse in der „Beschreibung meiner Reise nach Charlestown“ schriftlich niederlegte. Meine Kollegen Dr. Katharina Beiergrößlein und Dr. Jürgen Lotterer haben diesen Reisebericht ediert und kommentiert und daraus ein wunderschönes Buch gemacht, dass Sie an diesem Abend auch käuflich erwerben können.
Prof. Dr. Georg Fertig (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) wird den Reisebericht in die transatlantische Migrationsgeschichte des 18. Jahrhunderts einordnen. die Sprecherin und Sprechtrainerin Emily Dohna liest Passagen des Editionstextes, die die beiden Herausgeber kommentieren. Im Anschluss gibt es – wie im Text der Überfahrt nach “America” vermerkt – Rum, Schiffszwieback und grüne Erbsen. Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Zentrum (DAZ).