Wieviele Milliarden benötigt die Bahn, um S21 fertigzustellen? 6,8, 10 oder noch mehr? Längst sind nicht alle Baugenehmigungen eingetroffen. Immer neue Keuper-Schichten werden die Tunnelbauer überraschen und jedes Jahr Bauverlängerung ist auch nicht umsonst zu haben. Der Zeitpunkt ist absehbar, wo auch in den Reihen der Befürworter so mancher sich fragen wird, wie konnte das Projekt eigentlich gegen jede städtebauliche Vernunft durchgesetzt werden? Um es den Gegnern, die sich nie einig waren, mal so richtig zu zeigen? Um schwäbische Ingenieurskunst unter Beweis zu stellen? Um Reisende statt nach Stuttgart elegant auf der Fahrt von Paris nach Bratislava unter der Stadt durchzulotsen? Heute fragen sich alle, allein wenn es nur um den Tiefbahnhof und den Brandschutz geht > Wie soll man aus S21 rauskommen?, obwohl es doch > Vorteile von S21 gibt?
Allein die > Zerstörung des Schloßgartens,
die Vernichtung dieses Kleinods eines innerstädtischen Naherholungsortes, sein Eintauschen gegen eine mehr als zehnjährige Baustelle kann bei jedem Stadtplaner nur ungläubiges Kopfschütteln hervorrufen:
Bis man sich über den neuen tiefgelegten schiefsten Haltepunkt der Republik wirklich freuen kann, gibt es eine ungeahnte Zahl von km auf denen die Reisenden ihre Koffer hinter sich > über die Baustelle herziehen müssen. Neulich sagte mir eine Schaffnerin am Zug, wenn Sie den anderen Zug – meiner mit Zugbindung war ausgefallen- nutzen möchten, müssen Sie am Service-Point fragen, ob das möglich sei, von dort wurde ich zum Schalter geschickt, um dann wieder zum Gleis zurückzurennen, weil der nächste Zug schon abfahrbereit war. Und den Koffer immer hinterher.
Kosten. Es ist ja nicht schlimm, > wenn Großprojekte teurer werden. Das kennt jeder Häuslebauer, aber schlimm ist nur, > eine Volksbefragung über das Ausstiegsgesetz S21 zu machen und dabei dem Wähler hoch und heilig zu versprechen, das Ganze geschehe unter der Vorgabe, man bleibe unter 5 Mrd. und jetzt das. Vergleichen wir > Leipzig und Stuttgart.
> Der neue Tiefbahnhof
Aber schon 2013 fragten wir > Wo bleiben die Vorteile von S 21? Und dann auch noch die > Insellösung hinter dem Bahnhof als Planungsdesaster, jetzt wird auf eine kleine Fläche noch ein Hochhaus gebaut, damit > die schöne Stadtbibliothek eingemauert wird. > S 21: Der Stuttgarter Schlichterspruch streift die Kostenfrage (aus welchen Gründen wohl?) nur am Rande. Auf S. 2 steht: “3. Bund und die Länder Baden ? Württemberg und Bayern (wegen Neu ? Ulm ? 21) sich auf eine Vorfinanzierung geeinigt hatten, genehmigte der Aufsichtsrat der DB am 14. März 2001 das Projekt. Damit wurde der Weg für die Einreichung der Planfeststellungsunterlagen geebnet. Am 31. Oktober 2001 wurde das erste Planfeststellungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt eröffnet. In den darauffolgenden Jahren wurde das Projekt von allen zuständigen parlamentarischen Gremien mehrheitlich gebilligt und insoweit legalisiert. Dennoch formierte sich schon frühzeitig Widerstand gegen S 21, der sich vor allem im Laufe des Jahres 2010 zu massenhaften Demonstrationen mit bis zu über 60.000 Teilnehmern äußerte.” Hat man das damals überlesen? “legalisiert” klingt hier wie “beschlossen und verkündet”, mit rechtlichen Grundlagen “nicht widerspruchsduldend”, der Tenor des Spruchs hätte schon damals viele mehr erstaunen müssen: Und dann das “dennoch”, das heute anklingt, wenn Befürworter sagen, S 21 sei beschlossen und werde gebaut… obwohl Planung und Genehmigungen bis heute (2016) keineswegs alle vorhanden sind. AuUf S. 2 des Schlichterspruchs steht auch mit Blick auf die immer stärker werdenden Proteste und Demonstrationen gegen 21. “Diese Entwicklung, mit negativem Echo bis in die USA, hatte die Bevölkerung und die politisch Verantwortlichen erschüttert. Sie hatte regionale und überregionale Gründe und ist nur zu verstehen auf dem Hintergrund einer massiven Vertrauenskrise der Politik im Allgemeinen und einer speziellen ebenfalls massiven Kritik an der Art und Weise des Zustandekommens und der Durchführung des Projekts S 21.” Peinlich, sogar in den USA hörte man den Protest, aber die Gründe für die Ablehnung wurden im Spruch mit einer “Vertrauenskrise in die Politik” erklärt, statt die mangelnde Qualität von S21 als Auslöser der Demos zu nennen. und so geht es weiter S: 2/3: “In den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger waren mit ihm mehr ökologische, geologische und finanzielle Risiken als wirtschaftlichen Chancen verbunden.” Offensichtlich waren die Gegner lt. Schlichter nicht in der Lage, die großartigen Chancen des Projektes zu verstehen. ALso wurde der Schlichter zum Pädagogen: “Wichtiges Ziel der Schlichtung war daher, durch Versachlichung und eine neue Form unmittelbarer Demokratie wieder ein Stück Glaubwürdigkeit und mehr Vertrauen für die Demokratie zurückzugewinnen.” S. 3. Versachlichung der Debatte, was im Nachhinein als Durchsetzung liest. Aufklärung stand im Vordergrund mit Kant als Paten: “Die Schlichtung war daher auch moderne Aufklärung im besten Sinne von Immanuel Kant, nämlich die Menschen zu befähigen, sich aus „unverschuldeter Unmündigkeit“ zu befreien und dadurch „jederzeit selbständig denken“ zu können.” ib.
S21: Das ist schon immer die Geschichte von “Fakten schaffen” und irgendwie die Baugenehmigungen zu erzwingen, man könne ja nicht einfach aufhören, nachdem man schon so viel Geld verplant habe. Irgendwie werden die fehlenden Baugenehmigungen schon kommen, es geht ja gar nicht anders, es wird ja schon gebaut, es wird eben einfach ein bisschen mehr Grundwasser umgewälzt. Die Menge des entnommenen Grundwassers steigt mit den Baukosten oder umgekehrt: “Erst sollten 3,2 Milliarden Liter Grundwasser abgepumpt werden, seit letztem Mai sollen es 6,8 Milliarden Liter werden – ein Würfel mit einer Kantenlänge von 10 cm fasst einen Liter – und nun soll ein weiteres Drittel oben draufkommen, so meldet es am 13.1.2012 die Stuttgarter Zeitung. ” > So viel Grundwasser – 12.12.2012. Also > Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010. Wenn die Seitenflügel dran glauben müssen, wird auch bestimmt gebaut werden. > S 21 oder ein modernisierter Kopfbahnhof ?: Die Befürworter wollten von den Kritikern nichts annehmen. Es kommt wie vorhergesehen:
Die künftigen Bahnreisenden werden unter der Stadt durchfahren, oh und ah im neuen Tiefbahnhof rufen, bevor der Zug sie nach 3 Minuten wider durch die Röhre ins Stuttgarter Umland befördert. Stuttgart wird von einer Ankunftsstadt zu einer Durchreisestadt, der hypermoderne Bahnhof hui und die Innenstadt, die wird vielleicht noch 2028 so aussehen?
> Die Verwahrlosung der Kronprinzenstraße – 8. Februar 2015