home

Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010

13. Juli 2010 von H. Wittmann

Fakten schaffen oder besser Fakten beseitigen, das soll von August bis September in Stuttgart passieren:

> Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

4,1 Milliarden soll das Projekt kosten. “Aber es stimmt die Region nur dafür Milliarden von Bahn, Bund, Land und EU bekommt,” war heute morgen auf einer Plakatwand zu lesen. Toll, dann haben die Region oder die Stadt gar keine oder kaum Kosten. Das Argument ist natürlich bestechend, und was man geschenkt bekommt, muss man ja auch annehmen, wär schad um das schöne Geld. Und wenn man mehr braucht, wird das schon irgendwo herkommen.

Und woanders steht auf einer Plakatwand… wo war das denn noch, ach, die stand ganz versteckt irgendwo…

” Es stimmt, dass für Stuttgart 21 die Seitenflügel des Bonatzbaus abgerissen werden. Es stimmt aber auch, dass seine historische Substanz mit Raum, Halle und Hauptgebäude erhalten bleibt.” Dann ist das ja doch nicht so schlimm. Mit den Seitenflügeln wird zwar der Gundgedanke und Anspruch des Denkmalschutzgesetzes beschädigt. Da helfen keine Spitzfindigkeiten. Aber im Großen und Ganzen bleibt das Gesetz ja unangetastet und unbeachtet. Mit der Zeit nimmt die Schutzwürdigkeit der denkmalgeschützten Gebäude ab. “Das Erhaltungsinteresse an dem Gesamtwerk Stuttgarter Hauptbahnhof wird durch den Zeitablauf von mehr als 54 Jahren seit dem Tod des Urhebers geschwächt.” ( > Landgericht Stuttgart, 22.4.2010). Mit der Zeit gelten Gesetze immer weniger, könnte der Bürger daraus folgern.

Statt eine sinnvollen Bürgerbeteiligung für S21 zu inszenieren nach dem Vorbild der Neuen Mitte Ulm, fährt die Bahn auf Konfrontationskurs und will in der Sommerpause, wenn möglichst viele Stuttgarter um Urlaub sind, die Hacke an den Nordflügel legen. Und wer erklärt den Bürgern den Zeitplan für das Projekt? Wenn die Projektbeteiligten doch nur ein Konzept für eine Bürgerbeteiligung hätten. Der Abriss der Nordflügels vor der Gerichtsverhandlung am 6. Oktober 2010 ist die allerschlechteste PR-Aktion, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Nichts drängt dazu, den Nordflügel vorher niederzulegen. Die Bahn und die anderen Projektbeteiligen würden Punkte sammeln, wenn sie den Abbruch erst einmal aussetzen und ihre PR-Arbeit nachhaltig renovieren würden. Die PR-Aktion > Die guten Argumente überwiegen ist total missglückt, weil sie keinen Widerspruch duldet oder ihn gar nicht wahrnehmen will und ihn allenfalls einfach für falsch erklärt. Die Kernbotschaft dieser Kampagne lautet nicht, S 21 ist klasse, sondern sie lautet, die Argumente für S21 sind richtig und andere Argumente sind eben nicht gut. Die Auftraggeber für diese Kampagne wären besser beraten gewesen, wenn ihre Agentur uns Bürgern eine Perspektive für S 21 aufzeigen würde anstatt die Argumente der Gegner einfach für nicht gut zu erklären. “Wir brauchen keinen Dialog, S 21 wird gebaut,” hätte auch auf den Plakaten stehen können.

> Der Stuttgarter Hauptbahnhof – Ein Meisterwerk der Architektur

Meine Prorität in Stuttgart wäre eine sinnvolle Entwicklung der Innenstadtquartiere, wozu der Abriss der Paulinenbrücke und die Sanierung der Hauptstätter Straße in Stuttgart als erste Maßnahme zählen würde. Die Paulinenbrücke trennt wie eine überdimensionierte Panzersperre als Relikt einer autofreundlichen und weitgehend fußgängerfreien Stadt zwei Stadtteile, lässt sie sich nicht entwickeln und zwingt die Anlieger und Bauherren sich nach ihr zu richten. Die Hauptstätter Strasse benötigt ein neues Mobilitätskonzept. Sie trennt Stadtteile, da helfen auch nicht die beiden Fußgängerüberwege. Wie viele der Autos auf den 10 Spuren wohl nur Hin- und Herfahrer auf der Suche nach dem nächsten U-Turn sind; sie wollen die Hauptstätterstrasse bloß überqueren? > Vorrang für die Autos auf 10 Spuren. Es gibt ein Konzept für S21, aber es gibt kein Konzept für die Entwicklung der Innenstadt und die gravierenden Schäden, die durch eine falsche Verkehrsplanung angerichtet worden sind.

Schreiben Sie einen Kommentar

Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar schreiben zu können.