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Archiv für die Kategorie 'Kultur'

Die Zukunft der Geisteswissenschaften in Stuttgart

Mittwoch, 1. Juli 2009

Sonderveranstaltung im > Stuttgarter Literaturhaus

Impulsreferat: Elisabeth Walther-Bense

Podiumsdiskussion: Susanne Eisenmann, Philipp Haußmann, Joachim Kalka,
Horst Thomé

Moderation: Dietrich Heißenbüttel

Mittwoch, 15. Juli, 20 Uhr

Nach den jüngst publik gewordenen Plänen zur Exzellenzinitiative der Universität Stuttgart macht sich Sorge um das geisteswissenschaftliche Profil der Universität und der Stadt breit. Über die Zukunft der Geisteswissenschaften in Stuttgart diskutieren aus diesem Anlass die Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann, die im Fachbereich Philosophie der Uni Stuttgart über Johann Geiler von Kaysersberg promovierte, der neue Vorstandsvorsitzende der Ernst Klett AG Philipp Haußmann, studierter Romanist und Jurist, der Stuttgarter FAZ-Kritiker, Übersetzer und Publizist Joachim Kalka, von dem zuletzt Hoch unten. Das Triviale in der Hochkultur erschien, sowie Horst Thomé, Professor an der Universität Stuttgart im Bereich Neuere Deutsche Literatur und Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät. Ausgangspunkt des Gesprächs wird ein Referat von Elisabeth Walther-Bense sein, die aus langjähriger Erfahrung weiß, was heute auf dem Spiel steht, und berichten kann, wie schwierig der Weg von der Technischen Hochschule Stuttgart zu einer Universität war. Elisabeth Walther-Bense promovierte 1950 und habilitierte sich 1962 an der TH Stuttgart und war lange Jahre Professorin an der Universität Stuttgart, seit 1990 Leiterin der Forschungsgruppe für Semiotik. Gemeinsam mit Max Bense, mit dem sie seit 1988 verheirat war, war sie verantwortlich für die Zeitschrift augenblick, die Reihe rot sowie die Internationale Zeitschrift für Semiotik und Ästhetik Semiosis. Den Abend moderiert der Journalist und Kunstkritiker Dietrich Heißenbüttel, zur Zeit Lehrbeauftragter am Institut für Kunstgeschichte.

Eintritt: € 8,-/6,-/4,-

Die Studenten in Stuttgart demonstrieren gegen Bildungsabbau

Donnerstag, 18. Juni 2009

Gestern haben die Student in Stuttgart gegen die Pläne der Uni, die Geisteswissenschaften zu kürzen ( > Stuttgart – das neue Herz Europas und die Geisteswissenschaften) protestiert. (Fotos folgen hier noch.) Nicht nur die Kürzungspläne waren im Visier der Studenten, sie prangerten auch viele weitere Missstände an und kritisierten die Studiengebühren, den Bolognaprozess und die Exzellenzinitativen. Und ein Plakat fiel besonders auf, dass den Exzellenzgedanken auf den Punkt bringt. Was für ein Aufwand, um die Anträge einzureichen, man hat fast den Eindruck, dass Exzellenzuniversitäten für die erfolgreiche Bewältigung der administrativen Hürden belohnt werden, damit sie sich als exzellent bezeichnen dürfen. Die Stuttgarter Studenten sehen dies viel pragmatischer:

Eine Stuttgart-Lektüre: die Stadt im Roman

Donnerstag, 30. April 2009

Ein Buch, das einem Stuttgart näher ans Herz bringt: Anna Katharina Hahn gibt der Stadt in „Kürzere Tage“ Struktur und Profil, macht sie lesbar und liebenswert. Es ist eine pointierte Darstellung verschiedenster Milieus, die sich wohl in keiner deutschen Stadt so abspielen kann wie in Stuttgart – in der gedrängten Kessellage der Stadt, die „einen behäbigen Frieden atmet“, treffen Reich und Arm auf engstem Raum aufeinander.

Judith, Leonie und das alte Ehepaar Posselt bevölkern die Gegend zwischen Olgaeck und Bopser. Dort, in der schicken Constantinstraße, kommt man ohne Vorgärten und Trockenblumenkränzen an den Haustüren aus, man „gibt sich lässig und bekennt sich mit Leidenschaft zu seiner steinernen Umgebung.“

In Judiths Teil dieses Kosmos tragen die Kinder Stoffwindeln und essen Kürbissuppe, dienstags gibt es Schrotbrei und mittwochs Wasserfarben. Von den Selbstpflück-Beeten der Fildern bringt sie Pfingstrosen, Gladiolen, Sonnenblumen und Astern nach Hause; wenn die Nase läuft, werden Globuli unter die Zunge gelegt.

Kaum vorstellbar, daß Judith eine Vorgeschichte in der Hackstraße hat, mit Alkohol, Tablettensucht und Abhängigkeit von einem Mann. Sie prägten Judiths Studienjahre in der dunklen Einzimmerwohnung im Stuttgarter Osten, aus deren „Fenstern man den Gaskessel sehen konnte, der wie ein riesiges Michelinmännchen aus schwarzen Scheiben zusammengesetzt im Talkessel hockte, umgeben von den Baukastenelementen der Industrieanlagen.“

Nâz?m gibt sich wie ein französischer Chansonsänger und ist der türkische Gemüsehändler an der Ecke der Constantinstraße, das Herz des Viertels. Sein Preisniveau ist „mindestens Hauptbahnhof, eher Flughafen“. Von ihm mit Wangenkuß und Vornamen angeredet zu werden, heißt, es geschafft zu haben. Judith gehört dazu, der berufstätigen Leonie bleibt das jedoch verwehrt.

Leonies gehetztes Leben passiert zwischen Büro, Kindergarten, Spielplatz und Supermarkt. Sie ist mit Simon verheiratet, dem Aufsteiger aus Heslach, der sich über die Berufsakademie zum gutverdienenden Vertriebsleiter eines Automobilzulieferers hochgearbeitet hat. Seine Herkunft zwischen Simmel-Romanen, Leopardenslips Größe 42 und abgeschabten Kunstledersesseln aber kann er nicht verleugnen. Die beiden Töchter Lisa und Felicia spielen auf dem großen Kinderbauernhof der „Zaunkönige“ und dürfen rosa Lipgloss auflegen, der Gummibärchengeschmack hat. Wenn Leonie abends in ihrer stockverzierten Altbauwohnung alleine ist, löscht sie das Licht und schaut begehrlich in die heile Welt der gegenüberliegenden Wohnung, wo sich Judiths Familie am mit Stoffservietten gedeckten Abendtisch versammelt.

„Die Constantinstraße liegt still im Nachmittagslicht. Braungelbe Sandsteinhäuser wölben ihre verzierten Fassaden nach vorne wie frische Brote und Kuchen, die aus ihren Backformen quellen.“ Erst Marco, der verwahrloste Jugendliche vom nahen Olgaeck, bringt die stille Ruhe der Constantinstraße so richtig durcheinander und macht aus deren Bürgerlichkeit ein Zerrbild. Eindrucksvoll, wie Anna Katharina Hahn ein Bild der Stuttgarter Einwohner skizziert: Pointiert und deftig klischeehaft, aber auch sagenhaft leise und sanft. Äußerst lesenswert!

Anna Katharina Hahn
Kürzere Tage
223 Seiten
Suhrkamp
ISBN: 978-3518420577

Warum (will) / wollte ! man die Kulturmeile untertunneln?

Mittwoch, 25. Februar 2009

Ergänzt am 26.2.2009
Ergänzt am 1.3.2009
Ergänzt am 1.3.2009 – 2 –
Ergänzt am 1.3.2009 – 3 –

Noch hat niemand sich hier niemand in Form eines Kommentars für die Untertunnelung ausgesprochen. Vergleicht man das mit den Besucherzahlen auf dem Blog, entsteht der Eindruck, niemand liebe den Tunnel. 1.3.09

Auf dem Gang zum Rathaus, um die Ausstellung mit den Entwürfen für die Untertunnelung der Konrad-Adenauer-Straße, also der Kulturmeile zwischen Landtag, Oper auf der einen Seite und der Landesbibliothek und Staatsgalerie auf der anderen Seite, anzusehen, kam ich wieder mal am > Charlottenplatz vorbei. Ein Blick Richtung Hauptstätterstraße:

Hauptstaetterstraße

Wieviel Prozent der Autos brausen wohl die ganze Strecke dieser vierspurigen Stadtautobahn vom Neckartor bis zur Filderstraße durch? 50 % oder weniger? Jedenfalls werden die zweispurigen Auf- und Abfahrten sehr rege genutzt, man hat den Eindruck, kaum 30 oder 40 % fahren die ganze Strecke, vielleicht noch weniger. Und wieviele bloße Hin- und Herfahrer – Verkehrsteilnehmer, die gerne im rechten Winkel zur Stadtautobahnrisen würde – gibt es, die die Stadtautobahn gerne im Auto überqueren möchten, aber erst eine U-Turn-Möglichkeit finden müssen, um auf der anderen Seite wieder zurückfahren zu können? Für diese Auf- und Abfahrer wurden zusätzliche Spuren, Verzögerungs- (die heißen nur so, denn Sie werden auf diesen Spuren ja doch meistens überholt!) und Beschleunigungsspuren, Zu- und Auffahrten eingerichtet, damit sie den Verkehrsstrom nicht stören. Dennoch > 14 Spuren sind zuviel.

Der Blick in die Konrad-Adenauerstraße regt zu den gleichen Überlegungen an:

Konrad-Adenauer-Straße

Rechts im Bild, die beiden Spuren, die eines Tages in den Tunnel unter die Kulturmeile gelegt werden, links ein Teil des Verkehrs, der dann immer noch oben rollen wird, damit er weiterhin am Charlottenplatz nach Degerloch abbiegen kann. Leider haben die meisten Entwürfe, den verbleibenden Verkehr (sondern nur viele Bäume!) nicht dargestellt. Eine echt interessante Lösung konnte ich unter keinem der Entwürfe entdecken. Es geht vielleicht auch gar nicht, denn alle beteiligten Stadtplaner scheinen recht ratlos zu sein, was man denn mit dem freigewordenen Raum machen kann. Den meisten kommen Bäume im Sinne von Straßenmobilar in den Sinn, die hier im Fall der Konrad-Adenauer-Strasse zu echten Lückenbüßer werden, statt dazubeizutragen, zwei getrennte Stadtteile auf stadtarchitektonische Weise wieder gekonnt miteinander zu vereinen. Heute ist die Kulturmeile total verkorkst, und die aktuellen Planung lassen nichts Gutes erhoffen. Kultur läßt sich nicht mit einem Überweg zwischen Oper und Staatsgalerie schaffen.

> Kulturmeile. Wettbewerb in Stuttgart entschieden:
1. Preis, 35.000 Euro: Lützow 7 Garten- und Landschaftsarchitekten, Cornelia Müller, Jan Wehberg, Berlin, in Arbeitsgemeinschaft mit Auer + Weber + Assoziierte, Christof Teige, Stuttgart

Die Ausstellung mit den Arbeiten steht noch bis Freitag, 27. Februar 2009, im Rathaus Stuttgart, 3. OG.

Die Kultur muss selbst die Oberhand gewinnen und die Planung übernehmen. Je mehr man darüber nachdenkt, um so mehr wird deutlich, dass der Versuch, die Kulturmeile aufzuhübschen, ein hoffnungsloses Unterfangen ist, besonders dann, wenn man einen Teil des Verkehrs unter der Erde verstecken will. Man versteckt ihn aber nur in situ, tatsächlich zieht eine solche Lösung noch mehr Verkehr an, weil suggeriert wird, hier rollt es sich bequem. Noch mehr Raser werden den Tunnel benutzen und oft gänzlich unbewusst Umwege zum eigentlichen Ziel in Kauf nehmen. So konsequent und radikal man über den Bahnhof und S21 nachdenkt, so halbwegs konsequent müsste man auch über die Stadtautobahn nachdenken, die Stuttgarts größtes Innenstadtübel ist. So wie man über den Abriss der Paulinenbrücke nachsinnt, die auch die Schließung und Abriss des Elefantenklos am Österreichischen Platz zur Folge haben müsste, so wäre wirklich auch eine Gesamtlösung für die Stadtautobahn notwendig. Alle meine Gesprächspartner sagen dann immer, wo soll denn der ganze Verkehr dann hin? Sich verteilen. Denn der Verkehr kommt nur in dieser Masse, weil die Stadtautobahn da ist. S. die Zahlen am Ende dieses Beitrags.

Eine Art Ansaugrohr für den Verkehr unter der Kulturmeile überzeugt nicht, weil oben immer noch so viele Autos rollen werden. Gibt es zuverlässige Untersuchungen über die Zusammensetzung der Verkehrsflüsse auf diesem Stadtautobahnabschnitt? Wieviel Prozent sind echte Durchfahrer, die auf der Stadtautobahn nicht abbiegen möchten? Müssen die wriklich durch Stuttgart brausen? Wieviel Prozent sind Abschnittsfahrer, die die Stadtautobahn nur nehmen, weil es vermeintlich vielleicht schneller geht, um an ein innerstädtisches Ziel zu gelangen, das gar nicht im Bereich der Stadtautobahn liegt? Zwischendurch ziehen wir schon mal 30 Prozent Hin-und Herfahrer ab, unten Ihnen die, die z. B. von Degerloch kommend beim Landtag vorfahren wollen, am Gebhard-Müller-Platz den U-Turn machen müssen.

> Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb Konrad-Adenauer-Straße Stuttgart www.competitionline.de

Warum traut man sich nicht an eine > Gesamtlösung für die Stadtautobahn heran?

> Vorrang für die Autos auf 10 Spuren
> Ulm Neue Mitte – Die Rückeroberung des Stadtraums oder was geschieht mit der Hauptstätter Straße in Stuttgart?

> Gehen wir weiter zum Gebhard-Müller-Platz heißt der Beitrag, der über die Gesamtlösung für die Stadtautobahn vom Neckartor bis zum Marienplatz/Der Stadtboden gehört allen berichtet, die Professor Roland Ostertag vorgeschlagen hat. Auch sein Entwurf sieht Bäume vor – aber keinen Tunnel. Und wo sollen die Autos bleiben? werde ich immer wieder gefragt? Also nochmal:

40 Prozent sind Hin-und Herfahrer (s.o.)
30 Prozent nutzen die Stadtautobahn, weil es sie gibt, ohne sie
      würden sie den Zielort ihrer Fahrt direkt ansteuern
30 Prozent sausen wirklich von der Filderstraße bis zum Neckartor auf der Stadtautobahn
      und gehören eigentlich nicht in die City
20 Prozent machen ohnehin Fahrten unter 3 oder 4 Km

120 % – das sind nur Schätzungen, aber diese Größe legt nahe, dass wir diese Stadtautobahn nicht brauchen und schon gar nicht den Tunnel, denn Tunnel brauchen Ein- und Ausfahrten, die für den Stadtboden gestaltungsmäßig verloren sind.

Wer braucht eigentlich wirklich die Stadtautobahn, und für wen wird der Tunnel für so viele Millionen gebaut?

Thomas Borgmann, > Kulturmeile droht an Finanzierung zu scheitern, Stuttgarter Zeitung, 20. Februar 2009.

UNO ART SPACE
Vernissage ist am Samstag, 28.2. 19 bis 22 Uhr.

Dienstag, 24. Februar 2009

In der Galerie UNO ART SPACE – Ute Noll findet am am Samstag, 28.2. 19 bis 22 Uhr die vernissage der Ausstellung zum Magazin OjodePez: „I want to be happy“ . 8 Fotoprojekte . 8 internationale Fotogafen im UNO ART SPACE. statt.

Drei Fotografen und die Chefredakteurin des Fotomagazin OjodePez sind anwesend.

Wie und Wo finden Menschen ihr persönliches kleines Glück. Der UNO ART SPACE zeigt dazu 8 Fotoprojekte von Jörg Brüggemann (D), Markus Hanke (D), Jan von Holleben (D) Vanessa Püntener (CH) Benjamin Roi(F), Dona Schwartz (USA), Sabine Springer (D) und Valentina Zanobelli (I).

Foto: (c) Markus Hanke

Ihre Fotografien zeigen Menschen, die auf einer Trance-Party den Augenblick genießen, Backpacker, die in andere Kulturen reisen, um Spaß zu haben, hochschwangere Frauen, die sich mit ihren Männern freuen, auf Nachwuchs freuen, ältere Damen, die sich beim Frisör schön machen lassen, Schweizer Familien, die traditionell den Sommer auf ihrer Alp arbeiten, Kinder, die von ihren Helden träumen, Menschen, die ihre Autos zu tunen und Paare, die gemeinsam einen exklusiven Klub besuchen.

Die Austellung ist in Zusammenhang mit dem Fotomagazin „OjodePez“ entstanden, das Ute Noll für den Verlag La Fabrica,Madrid, konzipiert und zusammengestellt hat. Es erscheint zweisprachig auf Englisch und Deutsch, hat 116 Seiten und wird bei der Buchhandlung Lindemanns und im UNO ART SPACE verkauft.

Vernissage: Samstag, den 28. Februar von 19 – 22 Uhr. Gäste sind: Die Chefredakteurin von OjodePez Arianna Rinaldo. die gleichzeitig Magazin- Bildredakteurin bei der Tageszeitung La Repubblica in Mailand ist, sowie die Fotografen Sabine Springer (D) und Jörg Brüggemann (D)und Valentina Zanobelli (I)

> UNO ART SPACE – Ute Noll, Liststr. 27, 70180 Stuttgart , Tel. 0711-66487285 > www.on-photography.com

Die Ausstellung läuft bis zum 5. Mai. Geöffnet: Dienstag von 17 bis 19 Uhr und gerne nach Vereinbarung

Andrea Palladio, Die Vier Bücher zur Architektur
und Stuttgart 21

Dienstag, 27. Januar 2009

Wenn sich die Leser die Grafik ansehen, die die Lage des neuen teilweise eingebuddelten und um 90 Grad gedrehten hinterm Bonatzbau versteckten und in den Schloßpark eingefügten Hauptbahnhofs mit dem Geflecht der Zu- und Ab-Tunnelröhren unter den Stuttgarter Bergen anzeigt, werden manche von ihnen nur noch den Kopf schütteln. Ich kenne auch Befürworter, die wissen gar nicht, dass die Schienen künftig ungefähr so in etwa unter der heutigen Wandelhalle verlaufen sollen. Ein Schwabenstreich? Ein 33 Kilometer langes Tunnelnetz soll gebaut werden – obwohl viele überirdische > Stadtreparaturen viel wichtiger wären. Da kann es auch kaum beruhigend wirken, dass der Gesamtprojektleiter Hany Azer meint, man müsse erst mal eine Baugrube ausheben, dann werde sich das Meinungsbild ändern, so wird er heute in der Stuttgarter Zeitung zitiert. Nutzen – etwas schneller irgendwohin -, Annehmlichkeit oder gar Schönheit, die das Denken von Städteplanern auszeichnen könnte und sollte sind außer der Dauerhaftigkeit hinsichtlich der zu erwartenden Baustellen und auch der Kosten nicht so recht zu entdecken.

Der Tunnel und seine Problemzonen. Anhydrit? Hany Azer ist sich sicher: „Das kriegen wir in den Griff,“ zitiert ihn die SZ von heute. Man würde das ganze Projekt vielleicht anders beurteilen, wenn es ein echtes Gesamtkonzept für Stuttgart gäbe. In welche Beziehungen wird der neue Untergrundbahnhof zur unmittelbaren Innenstadt treten? Was steht im Vordergrund? Die Ankunft der Reisende in der Landeshauptstadt in einem Kopfbahnhof mit 16 Gleisen unter einer großzügigen Glashalle oder ihr unterirdisches schnelles Vorbeibrausen auf 8 Gleisen, die unterhalb der Rolltreppen und Aufzüge liegen ? Das Projekt ist den Bürgern bisher nie richtig erklärt worden. Man versucht, Tatsachen zu schaffen, um möglichst bald den Punkt zu erreichen, an dem man nicht mehr zurück kann? Woher wohl die Zuversicht stammt, dass alles gut werde, wenn die Bürger über die ersten Baustellen stolpern? Vielleicht habe ich auch hier und da Argumente der Befürworter übersehen oder nicht gefunden. Gucken wir uns doch zur Beruhigung Grundlagen der Architektur an:

A. PalladioHans-Karl Lücke, emeritierter Professor für Kunstgeschichte hat im marixverlag Andrea Palladios I quattri libri dell’architettura / Die vier Bücher über die Baukunst neu herausgegeben. Die Ausgabe vereint den Text der 1570 in Venedig erschienenen Ausgabe, die Zeichnungen mit der deutschen Übersetzung des Textes, die ebenfalls vom Herausgeber stammt.

Dieses Traktat über die Architektur enthält einige grundlegende Bemerkungen, die den so entschiedenen Befürwortern von Stuttgart 21 und dem damit verbundenen Umbau des Hauptbahnhofs in Erinnerung gerufen werden sollten.

Im Kapitel Eins des ersten Buchs „Was man bedenken sollte, bevor man sich ans Werk macht“ stehen Lehrsätze, die Palladio mit Bezug auf Vitruv, aber auch als Mahnung an künftige Architekten formuliert hat: „Drei Dinge müssen, wie Vitruv sagt, bei jedem Bau berücksichtigt werden, ohne die kein Bauwerk gelobt zu werden verdient, und zwar der Nutzen (utile) oder Annehmlichkeit (commodità), die Dauerhaftigkeit (perpetuità) und die Schönheit (belleza). Auch Anmut (grazia) sollte das Gebäude besitzen. Vielleicht ist s auch nur einfach der gesunde Menschenverstand, der sich gegen den Abriss der Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs sträubt. Aus 16 Gleisen werden viel weniger Gleise, man muss da untern auf die vorbeirauschenden Züge warten, anstatt vom Zug am Bahnsteig abgeholt zu werden. Die Züge bringen die Reisenden nicht mehr in die Stadt, sondern laden sie im Vorbeifahren im Tunnel aus. Das ist kein Ankommen mehr, der Reisende wird abgeliefert. Keiner der Grundsätze Vitruvs scheint bei der Planung von S 21 beachtet worden zu sein..

Das Kapitel VII behandelt die „Beschaffenheit des Bodens, in dem die Fundamente liegen sollen“. Da denkt man doch gleich an die vielen Mineralquellen und die Tunnelbohrungen unter und durch die Stuttgarter Berge. Im Dritten Buch geht es im 2. Kapitel um die „Anlage der Straßen in der Stadt“, da fällt mir gleich wieder die Hauptstätter Straße ein, über die auf diesem Blog schon hinreichend geklagt worden ist. In den vielen anderen Kapitel über Säulen, Säle und Atrien geht es immer wieder um die Einheit der Bauwerke in sich, durch die deren Harmonie mit ihrer Umgebung definiert werden soll. Das Kapitel XVI im dritten Buch nennt ein wichtiges Thema für die Stadtentwicklung: „Von den Plätzen und den Gebäuden, die sie umgeben“ oder wie sprechen die Gebäude zu ihrer Umgebung? Betrachtet man die Anfänge von S 21, so ist davon kein Laut zu hören. Und was wird die neue Bibliothek des 21. Jahrhunderts zu ihrer Umgebung sagen? „Da bin ich…“ ? Oder die anderen Gebäude sagen: „Was willst Du hier?“ Das erste Kapitel des vierten Buches „Vom Platz, den man für den Bau eines Tempels wählen sollte“ enthält ebenfalls Wichtiges und Erhellendes zu diesem Thema.

Stuttgart hat aber keine richtige > Platzkultur. Diese beschränkt sich auf den Schlossplatz, den Karlsplatz und den Schillerplatz. Vom > Bahnhofsvorplatz hört man in Zusammenhang mit S 21 gar nichts oder nur das Brausen der vorbeirasenden Autos oder das Tuckern der Motoren, wenn wieder mal alles vorm Bahnhof steht.

Andrea Palladio
> Die Vier Bücher zur Architektur
Zweisprachig Italienisch-Deutsch, im Originalformat mit sämtlichen Tafeln. Herausgegegeben und neu übersetzt von neu Hans-K. Lücke.
480 S., gebunden mit Schutzumschlag, 31,2 x 23,5 cm
Die erste Auflage ist vergriffen.
Die zweite Auflage erscheint am 21.01.2009.

Konstantin Schwarz, > Perspektive für die Stadtentwicklung, Stuttgarter Nachrichten 20. Juli 2007 (*.pdf)

> Bahnprojekt Stuttgart–Ulm – „Das neue Herz Europas“

> kopfbahnhof-21.de/

Bücher- und Lesefest im Institut français

Sonntag, 12. Oktober 2008

Bücher- und Lesefest

Das war literarisches Auftanken. Heute morgen hatte das > Institut français in Stuttgart zu einem Bücher- und Lesefest geladen. Reihum werden Bücher vorgestellt, mal wird der eine oder andere Abschnitt gelesen. Dazu gab es Kaffee, Croissants et Pains au chocolat. Und hier ist das > Fotoalbum mit der Bücherliste.

Literaturhaus Stuttgart
Paul Auster im Hegelsaal

Freitag, 3. Oktober 2008

Gestern war Paul Auster zu Gast im > Literaturhaus Stuttgart und stellte sein Buch Mann im Dunkel vor. Und weil so viele Zuhörer kamen, fand die Veranstaltung, die Denis Scheck moderierte, im benachbarten Hegelsaal statt.

Alle Fotos der Lesung mit > Paul Auster.

Paul Auster

Paul Auster

Paul Auster

Paul Auster

Fotos: Heiner Wittmann, 2008

Was geschieht mit der Lusthaus-Ruine?

Donnerstag, 31. Juli 2008

Nachtrag:

Eva Funke > Rettungsaktion für Lusthaus-Ruine Kulturszene empört über Bauverwaltung, in: Stuttgarter Nachrichten, 4. Juli 2007

Ist das das letzte Wort? Das Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg will der Lusthaus-Ruine im > Mittleren Schloßgarten einen neuen Zaun spendieren und mit Info-Tafeln den Bürgern erklären, wieso die Ruine auch künftig weiter verfallen soll.

Lusthaus

Eva Funke > Rettungsaktion für Lusthaus-Ruine (Stuttgarter Nachrichten 4. Juli 2008): „Kulturszene empört über Bauverwaltung. Die Absicht der Landesbauverwaltung, die Lusthaus-Ruine im Mittleren Schlossgarten verfallen zu lassen, stößt bei Bauexperten und Kulturschaffenden auf scharfe Kritik. Zur Rettung der Ruine wollen sie noch im Juli einen Förderverein gründen.“

Der Verein soll am 31. Juli gegründet werden.

Professor Ostertag wird am Donnerstag 31. Juli um 16 Uhr im Stuttgarter Literaturhaus einen Vortrag über die Ruine des Lusthauses halten.

Lusthaus

Fotos: Roland Ostertag

Literaturhaus Stuttgart

Donnerstag, 8. Mai 2008

Am Mittwoch, 7. Mai 2008, stellten Martin Mosebach, Hans Hollmann, Andrea Reuter mit einer Szenischen Lesung > ROTKÄPPCHEN UND DER WOLF vor. – Martin Mosebach, dem letztes Jahr der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde, hat aus einem Märchen voll alter Mythen ein eindrucksvolles modernes Versdrama gestaltet, an dessen Grund die mal zynische, mal lustvolle reine Lebensgier liegt.

Kommt die Kulturmeile wirklich in den Tunnel?

Sonntag, 30. Dezember 2007

Unter der Überschrift > Mehrheit für Untertunnelung steht berichtetet Thomas Borgmann am 19.12.2007 in der Stuttgarter Zeitung über die Zustimmung die bevorstehende Zustimmung des Gemeinderats zu dem 70-Millionen Projekt.
Mittlerweile hat der Gemeinderat das Projekt beschlossen. Kaum ist der Haushalt ausgeglichen, greift die Stadt tief in die Tasche: > Stadt investiert 600 Millionen Euro in neue Projekte (SZ, 21.12.2007)

Die Kulturmeile

Zählen wir mal die Fahrbahnspuren. 10 oder 11? In der Tat ein unüberwindbares Hindernis für Fußgänger, die gerne von der Staatsbibliothek zur Oper hinüberschlendern würden. Man braucht die vielen Bahnen, Einfädelungsspuren, Abbiegespuren auch nur, um in der autogerechten Stadt den Verkehr aus dem Tunnel bzw. in den Tunnel zu führen, um den dort laufenden oder stehenden Verkehr möglichst wenig zu stören. Gut, daß da keine Fußgänger unterwegs sind, die sind ja auch gar nicht vorgesehen.

Kommen die mittleren vier Spuren in den Tunnel, dann muß man ganz bestimmt künftig am > Gebhardt-Müller-Platz höllisch aufpassen, nicht im Tunnel zu weiterzufahren, damit man einige hundert Meter später am Charlottenplatz nach Degerloch abbiegen kann. Genauso kommt man auf der Fahrt von Degerloch hinunter, um dann Richtung Bad Cannstatt zu fahren nur in den Genuß auf dem neuen Deckel zu fahren. Vielleicht die Hälfte des heute zwischen Oper und Staatsgalerie rollenden Verkehrs muß also weiterhin oben fahren. Bis jetzt scheint man sich noch unschlüssig zu sein, ob die Fahrbahnen zu viert in der Mitte verlaufen sollen, oder ob zwischen ihnen ein Grünstreifen eingerichtet werden soll. Schon diese Überlegung scheint anzudeuten, daß ein ausgewogenes städtebauliches Konzept gar nicht vorhanden ist, sondern daß sich der Gemeinderat vom vollen Stadtsäckel und von dem vermeintlichen Zeitdruck wegen S 21 verführen läßt, die Kulturmeile schnell in den Tunnel zu legen, ohne daß darüber eine stadtgesellschaftliche Diskussion wie > die Ulmer Bürger es vorgemacht haben, stattgefunden hat. Durch das Eingraben von Fahrbahnen in der Stadt löst man keine Verkehrsprobleme. Im Tunnel gehts nur etwas schneller dem Stau an beiden Ende entgegen. Und das Projekt zeigt, daß die Stadt für die Sanierung der Kriegswunden kein Gespür hat. > Die Hauptstätter Strasse und das neue Mobilitätskonzept bekommt als Konzept für eine Diskussion keine Chance. Aber vielleicht habe ich das ein oder andere Argument zugunsten der Kulturmeile übersehen, dann wird es sicher hier als Kommentar nachgetragen werden.

Auf diesem Blog: > Die Kulturmeile soll in den Tunnel

Mich würde auch interessieren, wieviel Prozent des rollenden Verkehrs in der Stadt tagsüber Strecken von mehr als 4-5 km zurücklegt? Ist der Anteil wirklich so groß, daß die Untertunnelung und die dann im weiteren Verlauf bis Österreichischen Platz zu erwartenden Überdeckelungen wirklich notwendig sind? Oder provoziert man durch die vielen Deckel und immer längeren Tunnelfahrten einschließlich der großzügig stadtraumfressenden Auf- und Abfahrten nicht einfach mehr Verkehr hinsichtlich der zurückgelegten Strecke? Wieviele eigentlich überflüssige Kilometer werden auf dieser Stadtautobahn zurückgelegt, damit die Fahrzeuge die Auf und Abfahrten und Abbiegestraßen nach rechts und links in das Stadtgebiet reichen können? Aber da es die Stadtautobahn nun mal gibt, kann man nicht einfach so mal abbiegen. Als Folge verwaisen die Nebenstraßen, hier die Straße neben dem Geschichtsmuseum, die dann für die Fußgänger zur Rutschbahn und für die Autos zum Parkplatz wird. Leerer, nicht oder schlecht genutzter Stadtraum, wie an so vielen anderen Stellen beiderseits der Stadtautobahn.