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Archiv für 2016

Die Abriegelung der Stuttgarter Talmulde

Mittwoch, 30. März 2016

Unser neues Titelfoto für unseren Blog wurde vom Kappelberg aus aufgenommen. Es zeigt eine interessante Stadtlandschaft, in der der Blick auf die Höhen allmählich zugebaut, und die Öffnung der Talmulde hin zum Neckar geschickt durch großzügige Gebäuderiegel versperrt wird. Ob die neuen Hochhäuser auf der > Fläche A1 und drumherum > klimatische Auswirkungen auf die Stuttgarter Stadtluft haben, spielt für die Planer wahrscheinlich keine Rolle.

Diese Bautätigkeiten führt dazu, dass in dieser Stadt immer mehr Quartiere > nachverdichtet werden:

Sehen Sie den Karlsplatz?

Man kann sich vorstellen, dass dies alles nur der Anfang der Architekturideen für die > Stuttgarter Stadplanung im 21. Jahrhundert ist. Nachdem die alten Platanen im > Oberen Schlossgarten einer jahrelangen Baustelle weichen mussten, warten wir nun alle gespannt auf die Betondecke des neuen unterirdischen Bahnhofs, der dort zum schnellen unterirdischen Verlassen der Stadt einladen wird.

> Immer enger: Nachverdichtung in der Innenstadt (III)

> Nachverdichtung in der Innenstadt IV. Das Dorotheen-Quartier in Stuttgart

Buchpremiere:
Anna Katharina Hahn, Das Kleid meiner Mutter

Mittwoch, 9. März 2016

Dienstag 08.03.16 20.00 Uhr im > Literaturhaus Stuttgart
Moderation: Denis Scheck

„Siedelte sie „Am schwarzen Berg“ in einem dörflichen Stuttgarter Vorort an, so entführt sie uns in ihrem neuen Roman zu erst einmal nach Spanien: „An einem Samstagmorgen im August machten meine Eltern einen Spaziergang durch den Jardín Botánico. Als sie nach Hause zurückkehrten, legten sie sich krank ins Bett.“ So beginnt der neue Text in Madrid im Sommer 2012: In der Hauptstadt zeigen sich die Auswirkungen der jüngsten Wirtschaftskrise. Die junge Ana María, Anita genannt, gehört zur „verlorenen Generation“, der jede Möglichkeit einer selbstbestimmten Existenz genommen wurde. Ihr Bruder, ein promovierter Germanist, hat sich bereits nach Berlin abgesetzt, um dort auf dem Bau sein Geld zu verdienen. Anita ist aus Not in ihr altes Kinderzimmer zurückgezogen.“ Bitte weiterlesen.

Bitte öffnen Sie das Fotoalbum mit einem Doppelklick auf ein Foto erst, wenn diese Website, die Seite dieses Blogs vollständig geladen ist, der blaue Kreis oben im Reiter muss verschwunden sein:

Großprojekte: Verdoppelung der Baukosten

Freitag, 4. März 2016

> How Cost of Train Station at World Trade Center Swelled to $4 Billion New York Times, 2. Dezember 2014

> Ground Zero in New York is get the “World’s most costliest train station”: „The most expensive train station in the world will be on the site of the World Trade Centre destroyed 14 years ago in the 9/11 attacks.“ Und „n the 12 years since the project was unveiled, it has been heavily criticised — for its appearance but also for spiralling so drastically off budget and closing seven years behind schedule. Initially budgeted at $2 billion, it has spiralled to $3.85 billion according to a spokesperson in Calatrava’s office, which would make it the most expensive station in the world.“

Und in Stuttgart?


> S21 – Neuordnung Bahnknoten Stuttgart Die Kosten abgerufen am 4.3.2106
„2015

Zum Stand Ende 2015 ist zu erwarten, dass für das Projekt Stuttgart 21 Aufträge einschließlich etwaiger Nachträge in einem Volumen von rund 3.100 Mio. Euro vergeben sind. Dies entspricht fast der Hälfte des Gesamtwertumfangs. Zum Jahresende erwartet das Projekt Gesamtausgaben in Höhe von 1.500 Mio. Euro und damit etwa ein Viertel des Gesamtwertumfangs. Stuttgart 21 kann somit nach Überzeugung der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH mit großer Plausibilität innerhalb des bewilligten Kostenrahmens realisiert werden. “


Oder sind es 10, 12 oder 15 Milliarden?

> Zerstörung der Stadt mit Milliarden – Kosten und Termine Stuttgart 21 – Blog von Roland Ostertag

Konstantin Schwarz, > Stuttgart 21. Wahre Kosten verschwiegen? – Stuttgarter-Nachrichten, 16. Juni 2015

Bei der Volksbefragung zum Gesetz, dass Baden-Württemberg zum Ausstieg aus der Finanzierung von S21 verpflichten sollte, wurden als Enstscheidungsgrundlage für den Wähler 4,87 Mill. EUR vorhergesagt. Mit dem Versprechen, es werde keine Steigerung geben:

> François Hollande: Zum Stuttgarter Bahnhof gab es eine Volksbefragung…

Da aber ein Referendum immer irgendwie die Absichten ihrer Autoren verstecken, glaubt sogar Präsident Hollande, die Wähler hätten das Projekt für gut befunden.

Ortsbegehung (I) Das Bosch-Areal nach 10 Jahren

Donnerstag, 3. März 2016

Was war deas für eine Aufbruchstimmung, als das Bosch-Areal vor 10 Jahren gerettet wurde und in neuem Glanz erstrahlte.

Professor Ostertag hatte das Bosch-Areal gerettet,

das sonst wie so vieles in Stuttgart einschließlich der Stadtgeschichte mit ihrem Gedächtnis der Spitzhacke zum Opfer gefallen wäre.

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Klappentext: „Die Verwandlung des ehemaligen Firmengeländes der Robert Bosch GmbH in Stuttgart zu einem Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung wird in diesem Band ausführlich beschrieben und an zahlreichen Fotos und Plänen veranschaulicht. Büros, Einzelhandel, Kino- und Veranstaltungsbereiche, Wohnen und Gastronomie, eine Disko und das Literaturhaus finden sich heute in diesem denkmalgeschützten Areal.“

Hrsg. Roland Ostertag > Das Bosch-Areal

Stuttgart: Karl Krämer2003, Reihe: Stuttgarter Beiträge, 104 Seiten, zahlr. Abb., Zeichn., Pläne, Geb 21 x 28 cm, ISBN 978-3-7828-1613-7
Best.-Nr. 112290

> Online bestellen

Was war das für ein Vergnügen, die Innenhöfe des Bosch-Areals zu erkunden! Die gewölbten Glasdächer, Orte zum Verweilen.

Und heute?
Das Mobilar des größten dieser Innenhöfe macht aus ihm eine Art Hinterhof, abweisend und unordentlich. Riesige Werbeplakate stören den Blick auf die Glaskonstruktion. Kübel mit Bepflanzungen stehen wie abgestellt dort herum. Eine Art ungenutzte Bühne steht im Weg, ein Zelt wie auf eine Baustelle stört den Gesamteindruck, der Raum lädt nicht mehr zum Verweilen ein, nur wenn überhaupt zum schnellen Durchschreiten:

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Nachverdichtung in der Innenstadt IV.
Das Dorotheen-Quartier in Stuttgart

Sonntag, 28. Februar 2016

Was ist denn da passiert?

Wieder einmal wird in Stuttgart nachverdichtet. So nennt man das, wenn in einem bebauten Gebiet eines Stadtviertels Lücken (eng) bebaut werden.

Am 27. September hatten wir dieses Stadtquartier schon einmal vor unserer Fotolinse: > Immer enger: Nachverdichtung in der Innenstadt (III). Wir wiederholen hier noch einmal eines der Fotos vom September, mit dem so wunderbar gezeigt werden kann, wie Teile des Dorotheen-Quartiers in die Sichtachsen gebaut werden:

Am 27. Februar 2016 kamen wir über den Karlsplatz zum Dorotheen-Quartier. Es ist gar nicht zu übersehen, was da gebaut wird:

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Vor einem Jahr sah die Baustelle noch ganz anders aus. Achten Sie auf die freie Sicht zu der Halbhöhe und auf die Fotos, die die Umgebung des Neubauten zeigen. Das neue Gebäude setzt sich in das Quartier, zwischen der eher beschaulichen Markthalle, dem wunderbaren Karlsplatz, den etwas weniger schönen Bauten von Breuninger, hinter das Hotel Silber. Und was sollen sie zu ihrer Umgebung sagen? Wir sind jetzt da… Nichtwiderspruchsduldend. Einen Dialog mit der Umgebung wird es kaum geben, Bezüge sind nicht erkennbar, weil alle erkennbaren Achsen zugebaut und verschlossen wurden. Der fehlende Dialog mit der Umgebung der neuen Gebäude darf nicht unterschätzt werden, daran kann man die besonders hohe städteplanerische Fehlleistung gerade an diesem Ort besonders gut erkennen.

Viel höher als die umstehenden Gebäude, machen sich die Neubauten zu einem völlig unverdienten Bezugspunkt der Umgebung, sie machen sich das Quartier untertan, was ja auch im Namen Dorotheen Quartier zum Ausdruck kommt, den sie in Ignoranz der Umgebung für sich beanspruchen. So ist es mit anderen Neuquartieren in Stuttgart , wie z.B. mit > A1, wo gebaut wird, ohne Bezüge zu den Nachbarquartieren zu berücksichtigen… deren Anwohner sich lange über die Zunahme an parkenden Autos beklagt haben. Beim > Einkaufszentrum Gerber ist es kaum anders, die leider immer noch stehende > Paulinenbrücke wirkt dort wie ein Panzerriegel zur Weststadt.

Von den oberen Etagen bietet das Dorotheen-Quartier möglicherweise einen grandiosen Ausblick auf das beschauliche Stuttgart von einst, auf den Karlsplatz, der künftig von der Glasfassade überragt werden wird und seinen Charakter als schöner Ort der Begegnung verlieren könnte. Dort unten ist auch die Markthalle, die sich künftig anhören muss, „Du kommst als Überrest auch noch weg“, wenn man einmal den Dialog zwischen den Gebäuden sich vorstellt. > „Dich krieg ich auch noch weg. …“ sagt an anderer Stelle das Einkaufszentrum zum Königsbau.

Das Dorotheen-Quartier ist ein erneuter Beweis dafür, dass Stadtplanung in Stuttgart keine Rolle spielt. Sichtachsen werden zugebaut, dem Streben von Investoren nach unverhältnismäßiger Größe wird nachgegeben, immer mehr Stadtteile verlieren ihre Chance auf eine ausgewogene Entwicklung oder werden vernachlässigt wie die > Kronprinzenstraße.

Wenn auch über das Dorotheen-Quartier möglicherweise ausgiebig beraten wurde… das Ergebnis ist verheerend. Viel zu groß für die Baulücke, ein Desaster für den Karlsplatz. Vielleicht konnte das Viertel nur so bebaut werden, weil es in einer Randlage liegt. Die > Hauptstätter Straße mit ihren vielen Fahrbahnen wirkt wie eine Barriere. Für Fußgänger spielt das jeweils gegenüberliegende Stadtquartier keine besondere Rolle. In dem folgenden Album stehen die frühesten Fotos am Ende:

Ortsbesichtigung (I) – Die Stuttgarter Stadtbibliothek

Donnerstag, 25. Februar 2016

Seit de 28.11.2016 fragten wir auf diesem Blog > Waren Sie schon in der neuen Stadtbibliothek am Mailänder Platz?.

Es ist immer wieder ein Vergnügen dorthin zu kommen, obwohl wir bedauern, dass die Bibliothek nicht mehr am alten Standort ist. Jetzt ist neben ihr das unnütze > Einkaufszentrum aus dem Boden gewachsen. Wäre ich Einzelhändler in Stuttgart-City, wäre ich immer noch sauer über soviel planerische Unvernunft. Und zuerst war die neue Bibliothek ein wunderbarer Solitär, mittlerweile – 2016/2017- wird sie von allen Seiten zugebaut. Schade.

Hinter der Bibliothek ist noch immer Brache, – mittlerweile auch zugebaut – davor auch eine Baustelle, überhaupt der Bauabschnitt A1 ist so gründlich misslungen. Ein neuer Stadtteil sollte da entstehen! Und was ist daraus geworden? Eine karge Betonlandschaft, 2 Bistrots, eine Straße mit Parkplätzen. Aber es gibt die Stadtbibliothek, die abgesehen vom Einkaufszentrum als Besuchermagnet wirkt: Gehen wir doch mal hinein. Innen drin ist die Architektur großartig, der offene Raum ist grandios, von außen so völlig unvermutet. Im Keller ist ein Veranstaltungsraum, so ganz ohne Tageslicht denkt man mit Wehmut an den früheren Versammlungsraum am alten Standort zurück. Und die Bücher stehen wie in allen anderen Bibliotheken ganz ordentlich in den Regalen. Aber wenn man von oben den Blick über die offenen Stockwerke schweifen lässt, wirken die Bücher so seltsam entrückt und unbenutzt, die Literatur ist so weit weg, als wenn man hier alles andere machen würde nur nicht lesen, und wenn man muss bestimmt viel hin- und herlaufen, wenn man seine Romane, die Bücher über den Garten und die Bücher über die Maler zusammensuchen will.

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Literatur ist gefährlich:

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Lesung: Jan Snela, Milchgesicht

Dienstag, 23. Februar 2016

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Wollen Sie einen außergewöhnlichen Autor kennenlernen? Etwas über die Liebe erfahren?… Sie glauben, da gibt es nichts Neues mehr? Ein Bestiarium der Liebe… mit dem Titel > Milchgesicht. Dann sind Sie am Dienstag, 23.02. um 19.30 Uhr in der Café LesBar > Stuttgarter Stadtbliothek am Mailänder Platz genau richtig, wenn Jan Snela sein Buch vorstellt:

Buchpremiere | Moderation: Julia Schröder, STZ | Jan Snela erzählt von rauchenden Drittklässlern, Katzenfutter essenden Zimmermännern und in Milch badenden, gehörnten Wellnessmaniacs. Mit viel Liebe zum Detail, Sinn fürs Grobe und ohne Höhenangst spaziert er durch einen merkwürdig fremden Kosmos. Die Protagonisten in Milchgesicht sind moderne Nomaden in einem zur Wüste gewordenen Alltag. Völlig aus der Welt gefallen, schaffen sie sich ihre eigenen Mythen. Bastelnd und hinkend, stolpernd und stotternd kommen sie in triumphaler Selbstauflösung an den Rand dessen, was man eine ‚Existenz‘ nennt.

Jan Snela gewann 2010 den Open-Mike-Wettbewerb und war in 2012 bei der Mikrolesung bei uns zu Gast. Milchgesicht ist sein Debüt.
Eintritt: EUR 5 | Ermäßigt EUR 3 | In Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Schriftstellerhaus

> Lesebericht: Jan Snela, Milchgesicht: „Ein Bestiarium (kommt von bestia – wildes Tier) ist „eine mittelalterliche Tierdichtung, die moralisierend tatsächliche oder vermutete Eigenschaften von Tieren, auch Fabelwesen, allegorisch mit der christlichen Heilslehre verbindet. Bestiarien sind oft reich illustriert.“ Das steht so in Wikipedia. Und dessen meist anonyme Autoren wissen auch: „Mit Richard de Fournivals in Prosa verfasstem „Bestiaire d’amour“, das die Liebe Fournivals zu einer Dame allegorisch schildert, entstand das erste weltliche Bestiarium.“ > Richard de Fournivals (1201-1260) stammt aus Amiens. Er ist der Autor eines Liebesbestiarium (Le Bestiaire d’Amour) mit 60 Tierbeispielen, aus denen er ein Traktat über die Liebe herstellte, das ich Zugang bei einer Dame verschaffen sollte.

Guillaume Apollinaires „Le bestiaire ou le cortège d’Orphée“ (1911) Franz Bleis „Großes Bestiarium der modernen Literatur“ (1924) sind Beispiele aus dem 20. Jahrhundert.
Ob wir so auf dem richtigen Weg sind? …“ > Bitte weiterlesen

Jan Snela
> Milchgesicht
Ein Bestiarium der Liebe
ISBN: 978-3-608-98307-4
Erscheinungsdatum: 20.02.2016

Lesebericht: Irene Ferchl, Über das Land hinaus – Literarisches Leben in Baden-Württemberg

Dienstag, 23. Februar 2016

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Ganz bescheiden in weißer Schrift auf dem gelben Umschlag dieses feinen Buches > »Über das Land hinaus« steht Literarisches Leben in Baden-Württemberg. Darum geht es. Auf rund 190 Seiten nimmt Irene Ferchl uns auf eine literarische Entdeckungsreise durch Baden-Württemberg mit. Zuerst in die Neske-Bibliothek, des einzigen literarischen Museums für Verlagsgeschichte in Bande-Württemberg, das die Geschichte des Verlegers Günther Neske erzählt, der 1951 seinen Verlag gründete. Von Kurt Leonhard wollten Irene Ferchl und Thomas Scheuffelen erfahren, warum junge deutsche Lyrik nach dem Krieg ausgerechnet in Esslingen erschien.

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> Peter Härtlings, „Die Kehrwoche als regionales Schmuckstück.“ Ein Interview mit Elisabeth Walther-Bense, die über die Zeitschrift Augenblick berichtet: „Was jetzt im Augenblick geschieht, müssen wir festhalten.“

Merken Sie, mit welcher Begeisterung man dieses Buch durchblättert und liest? Auf diesem Blog klagen wir über vieles, was hier in Stuttgart gründlich schief läuft, aber dieses Buch mit dem wunderbaren Layout und der geballten Vielfalt des literarischen Lebens in Stuttgart versöhnt mit der Stadt und dem Land.

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Waren Sie schon mal in auf der > Stuttgarter Antiquariatsmesse? S. 40-43. Das dürfen Sie nie verpassen. Hermann Lenz berichtet aus dem Stuttgarter Buchhandel. Und ich trauere ständig der Buchhandlung von Wendelin Niedlich nach, deren 25-jähriges Bestehen 1985 mit einem Artikel im Börsenblatt gefeiert wurde. Mein erster Besuch in seiner Buchhandlung, wann war das? 1992 oder 93, wir kamen gleich ins Gespräch, zumindest in dem Moment, als beim Stöbern in der hintersten Ecke im Erdgeschoss oder darunter in Stuttgart schönstem Bücherkeller ein riesiger Stapel umfiel… Über Sartre haben Sie geschrieben? Sie machen bei mir eine Lesung. Eine Woche später, mitten zwischen den Bücherstapeln eine Lesung über > Jean-Paul Sartre und Tintoretto. Das wars, fortan, gehörte der Besuch bei Niedlich zu jedem City-Besuch. Ach schade, wenn ich jetzt sofort die Fotos finden würde… aber das sind ja noch traditionell Dias, die den Laden dokumentieren. das war der schönste Bücherort in Stuttgart, wenn man schon eine halbe Stunde dort in Büchern schwelgte, und Wendelin Niedlich plötzlich hinter einem Bücherstapel auftauchte oder hinter seinem Tresen, der nur aus Büchern bestand, jeden Besucher fröhlich begrüßte. Man hätte diese Buchhandlung einfach so bewahren müssen.

Jürgen Lodemann erzählt über Dutschke im Weltbad. Marie Luise Kaschnitz beschreibt ihr Dorf Bollschweil; sie hat doch so ein wunderbares Buch über Gustave Courbet geschrieben: Die Wahrheit, nicht der Traum. Das Leben des Malers Courbet. Kurt Oesterle erinnert sich an seine ersten Fernseh-Eindrücke. Erinnerungen an Hilde Domin und dann an Walter Jens (1923-2013) mit einem Auszug aus einer Rede: „Wir Extremisten“ auf dem Schriftstellerkongress 1974 in Frankfurt/M.: „Wir Schriftsteller, die wir uns als bürgerliche Demokraten verstehen, sollten die Behauptung unserer Gegner, daß wir radikal seien, nicht als Beschimpfung, sondern als Ehrenerklärung verstehen.“ (S. 61) – Thaddäus Troll: Der Schwabe und die Musen ist auch mit dabei. Rosemarie Bronikowski, „Platzbesetzer“ war schon 1974 bei der Anti-Atomkraft-Bewegung mit dabei.

Dreißig Jahre Verlag das Wunderhorn wurde mit einem Interview gefeiert: „Die Erneuerung der Literatur kommt aus den Peripherien und nicht aus den Metropolen.“ > Martin Walser „Heimatlob mit Legende“ S. 74 f. Welch ein Vergnügen, ihn immer wieder im Stuttgarter Literaturhaus zu erleben:

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1987 begeht der > Verlag Klett-Cotta sein 10-jähriges Jubiläum und der Verleger Michael Klett antwortete auf Fragen zu seinem Verlag: „Try an Error und Erfolg“.

Christoph Meckel, Maria Beig, folgen. Thomas Scheuffelen steht für 25 Jahre literarische Spurensicherung im Land: „Von Marbach aus“. Als der Verlag Klöpfer & Meyer 2011 20 Jahre alt wird, bantwortet Hubert Klöpfer Irene Ferchls Fragen. Hildegard Grosche erhielt 1999 den Stuttgarter Literaturpreis. Heinrich Steinfest und Wolfgang Schorlau sprechen über Krimis: „Über den Hype, den Markt und spannende Lektüren. Annette Pehnt ließ ihren Debütroman in Freiburg spielen und ihre Portagonist Dorst entdeckt die Stadt. José F.A. Oliver „Das Häs“ kommt aus Hausach im Schwarzwald. Maximilian Dorner erklärt Frank Albers, wie er auf die Ideee kam, die Anthologie „Feuer, Lebenslust“ zu veröffentlichen. Susanne Fritz aus Freiburg erzählt über Furtwangen: „Zeitmesser“.

Und 2000 ging es los. Professor Roland Ostertag hatte gerade das Bosch-Areal gerettet, als kurz darauf das Literaturhaus dort einzig und ein einzigartige Erfolgsgeschichte begann. „Was möchte das Literaturhaus in Stuttgart leisten“, lautete die Frage, die Florian Höllerer 2001 in einem Gespräch mit Irene Ferchl beantwortete. Die Gäste des Stuttgarter Literaturhauses prägen auch das Literaturleben dieser Stadt, viele von ihnen kommen immer wieder und ihre Fotos sind wertvolle Erinnerungen:

> Waren Sie schon mal im Stuttgarter Literaturhaus?
> Literarisches Leben in Stuttgart 70 Artikel auf unserem Blog

> 5 Jahre Literaturhaus – 18.11.2006:

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„Zwischen Tradition und Innovation“ lautet die Überschrift zum Gespräch mit der Leiterin der Stuttgarter Stadtbücherei Ingrid Bussmann und ihrer Stellvertreterin Christine Brunner. > Waren Sie schon in der neuen Stadtbibliothek am Mailänder Platz?.

Joachim Zelter kommt aus Freiburg und erzählt „Die Wahlkampftour des Ministerpräsidenten“. – Kennen Sie das > Mühlenweg-Museum in Allensbach? S. 167-169.- Heinrich Rietmüller, Mitglied der Geschäftsleitung der Buchhandlung und Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels berichtet 2015 in einem Interview über Gegenwart und Zukunft des Buchhandels. Zu den Filialen seines Unternehmens zählen 34 Buchhandlungen an 27 Standorten und die Zuwachsraten im Onlinebereich wachsen jährlich zweistellig.

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Irene Ferchl,
> »Über das Land hinaus«
Literarisches Leben in Baden-Württemberg

Stuttgart: Klöpfer und Meyer 2016.
Erscheint am 22. Februar 2016, Großformat, 184 Seiten, Duplexdruck
ISBN 978-3-86351-512-6

Lesungen aus „»Über das Land hinaus«“:

> Buchpremiere von Irene Ferchl „Über das Land hinaus“
3. März 2016 20:00 Uhr, Literaturhaus Stuttgart, Breitscheidstraße 4
> Irene Ferchl liest aus „Über das Land hinaus“
10. Mai 2016 20:00 Uhr, Buchhandlung OSIANDER Reutlingen, Wilhelmstraße 64.
> Irene Ferchl liest aus „Über das Land hinaus“
14. August 2016 15:30 Uhr, Klostergarten Pfullingen

Alle Fotos in diesem Beitrag: (c) Heiner Wittmann

Wie soll man aus S21 rauskommen?

Freitag, 19. Februar 2016

Standen Sie schon mal im Stuttgarter Hauptbahnhof, wenn mit mehreren Züge morgens die Pendler ankommen? Und zur S-Bahn oder Richtung Stadt laufen? Was wird passieren, wenn die im Tiefbahnhof ankommen, und ein Notfall tritt ein, alle Reisenden müssen sich Notausgänge suchen, die sich künftig am Anfang und am Ender Bahnsteige befinden > S21: Notausstiege kommen ans Ende der Bahnsteige, berichtet Christian Milankovic in der Stuttgarter Zeitung am – 15. Februar 2016.

Wieder einmal wird am Notfallkonzept gewerkelt, und am jeweiligen Ende gehen die vier Fluchtwege der Bahnsteige in nur einen Fluchtweg über? Wie soll das funktionieren? Die Fluchttreppenhäusern verengten die Bahnsteige offenbar zu sehr, das haben die Bauherren mittlerweile wohl eingesehen, aber die neue Lösung ist auch nur aus der Not geboren und zeigt, dass die unterirdischen Gefahren nicht ernst genommen werden.

Der neue Tiefbahnhof

Donnerstag, 18. Februar 2016

18. Februar 2016

Alle Fotos auf diesem Blog, soweit nicht anders vermerkt: (c) Heiner Wittmann.

Bibliographie:
Heiner Wittmann
La photographie de l’ailleurs: Une esthétique de la vue
in: Recherches en esthétique, N° 10: L’ailleurs, oct. 2004, P. 11-20.

Roger Willemsen (1955-2016)

Montag, 8. Februar 2016

Vor drei Jahren trafen wir uns auf der Buchmesse und haben lange miteinander geplaudert. Diese Fröhlichkeit und seine Passion für die Literatur! … und dann haben wir uns im Literaturhaus wiedergesehen. Ausweichen musste es in den riesigen – bis auf den letzten Platz gefüllten Saal des Hospitalhofes, und er hat uns über den Bundestag berichtet: „Das gesamte Jahr 2013 verfolgt er in jeder einzelnen Sitzungswoche, kein Thema ist ihm zu abgelegen, keine Stunde zu spät. Er spricht nicht mit Politikern oder Journalisten, sondern macht sich sein Bild aus eigener Anschauung und 50000 Seiten Parlamentsprotokoll.“ Mit Einsichten, die mancher Abgeordnete bedenken müsste.

Roger Willemsen wird uns sehr fehlen.

> Das Hohe Haus – Roger Willemsen, Annette Schiedeck, Jens-Uwe Krause – Lesung und Bühnenprogramm – Literaturhaus Stuttgart, 25.06.14 20.00 Uhr

> Vom Weggehen und Ankommen – Die Eröffnungsgala – Josef Haslinger, Roger Willemsen – Veranstaltungsreihe: Flüchtlingsgespräche Literaturhaus Stuttgart, 29.01.15 20.00 Uhr

Foto: H. Wittmann