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Archiv für die Kategorie 'Stadtplanung'

Die meistgelesene Beiträge auf diesem Blog

Donnerstag, 23. Mai 2013

Die Beiträge, die am besten der Konzeption diese Blogs entsprechen, sind auch seit 2006 am häufigsten aufgerufen worden:

> Ulm als Vorbild für Stuttgart

> Das Modell für Stuttgart: Die neue Mitte Ulm

> Arnulf-Klett-Platz oder Plätze sind in Stuttgart oft Straßen oder warum hat Stuttgart keine Platzkultur?

> Die Hauptstätter Strasse und das neue Mobilitätskonzept

> Architektur im Stuttgarter Literaturhaus. Von der Missachtung des Denkmalschutzes unserer kulturellen Vergangenheit und Zukunft

> Stadtreparatur: Die Hauptstätter Straße in Stuttgart

> Stuttgart 21 A 1 und die Bibliothek 21

> Die Neue Straße in Ulm

Um jeden Preis: Nachverdichtung in Stuttgart

Sonntag, 28. April 2013

„Stuttgart wächst zusammen“ prangt als Werbespruch auf dem > Bauzaun des „Gerbers“, das in diesen Wochen sich anschickt, neben der > Paulinenbrücke aus dem Boden zu wachsen.

Ein Blick auf die Baustelle, wo die Kräne stehen, zeigt, dass dort ein für die Stuttgarter Stadtentwicklung sehr schwerwiegender Fehler entsteht:

Als Beleg machen wir nur zwei Fotos, eins heute und das andere wenn das „Gerber“ emporgewachsen ist, und man sehen kann, das das, was man als Grundgesetz der Stadt verstehen könnte, der Blick auf die Hänge, verbaut worden sein wird. Viele mag das heute noch nicht nicht stören, man glaubt ohnehin nur das, was man wirklich sieht. Steht das „Gerber“, werden sich möglicherweise viele verwundert die Augen reiben. Viele Investoren werden alle Hebel in Bewegung, um auch so ein schönes „Gerber“ bauen zu dürfen.

Wie konnte das passieren? In dieser Stadt gibt es keine wirklich zusammenhängende Stadtplanung. Oder wenn es Ansätze von ihr geben sollte, ist sie im heutigen Stadtgebiet nicht erkennbar. Nennen wir zwei markante Beispiele: Solange die > Stadtautobahn und die Paulinenbrücke Stadtviertel ohne Perspektive auf Wiedervereinigung teilen, ist eine dort eine so notwendige Stadtreparatur nicht in Sicht. Folglich gibt es auch keine wirkliche Stadtplanung, die neue und Interessante Perspektiven verspricht. Man werkelt hier, man werkelt dort, aber keine der heutigen Baustellen fördert eine wirklich zusammenhängende Perspektive für die Zukunft.

> Ein neues Stadtquartier entsteht

Befürworter und Gegner von S21 haben sich durch den Sog der Ereignisse auf den Bahnhof konzentriert, manche von ihnen auf beiden Seiten mit guten Gründen für ihre jeweiligen Überzeugungen. Zuletzt sind alle guten Argumente für das Projekt der Meinung gewichen, man könne jetzt nicht mehr aufhören.


Stuttgart wächst an der Paulinenbrücke zusammen, hier das Caleido und drüben das Gerber. Klar, die Fußgänger können unter der Paulinenbrücke durchlaufen. Aber oben, auf dem Österreichischen Platz werden sie nicht geduldet. Hier hat man großartige Chance zur Stadtsanierung verpasst.

> Die autogerechte Stadt: Der Österreichische Platz – August 20120 auf diesem Blog


Es wird auch hier höchste Zeit, dass die Befürworter sich wieder an die guten Gründe für das Projekt erinnern *und* es wieder oder überhaupt als Teil einer integrierten Stadtplanung für Stuttgart definieren. Die bisher genannten guten Gründe betreffen den Bahnverkehr, aber nicht die Anbindung oder die Integration des neuen Bahnhofs an die angrenzenden Stadtquartiere. Im Prinzip hat man dort unter anderen Vorzeichen die gleichen Fehler gemacht, wie sie jetzt mit dem „Gerber“ als Insellösung gemacht werden.

Zurück zum „Gerber“. Man lässt Investoren an beiden Seiten der City große > Einkaufszentren bauen, deren Gewinn für die Stadtentwicklung nur schwer oder gar nicht erklärbar ist.

Der Neckar bei Bad Cannstatt

Samstag, 13. April 2013

Man braucht gar keine besondere stadtplanerische Ausbildung, um auf ein paar Fotos zu erkennen, das der Neckar bei Bad Cannstatt kaum mehr als ein geduldeter Fluss ist. Und dennoch bei genauerem Hinsehen sind an einigen Uferstrecken kleine bescheidene Ansätze zu einer urbanen Einbindung des Flusses in das Stadtbild zu erkennen. Aber auch wirklich nur ansatzweise. Direkt daneben gibt es lange Uferpartien mit schroff abfallenden Wänden, die an diesen Stellen dem Fluss jede Funktion nehmen. Schaut man sich dies Fotos genauer an, muss man unweigerlich auf Ideen kommen, wie die Stadt den Fluss wieder zurückgewinnt. Was könnte man aus ihm zugunsten für eine pfiffige Stadtentwicklung alles machen:

Stuttgarter Nachverdichtung

Sonntag, 24. März 2013

Im Stuttgarter Talkessel ist es eng, deshalb wird jeder Quadratmeter bebaut. Das nennt man Nachverdichtung. Hier eine Erinnerung an das Gebäude das wie ein noch fehlendes Puzzleteil an der Theodor-Heuss-Straße hinter dem Kunstmuseum vor ein paar Jahren passgenau auf ein Grundstück mit einem spitzen Winkel gesetzt wurde:

Die neue Stadtbibliothek hatte leider nur eine kurzen Auftritt.

Schade, schade, kaum hat Stuttgart so ein > Archtitektur-Highlight bekommen, wird es gleich wieder eingemauert.

Wie, man kann doch von der anderen Seite gucken?

Dieser Blick ist schon Geschichte. Schade. Erst bauen und dann schnell zubauen… mit einem Einkaufszentrum und einem Parkhaus, sozusagen als Stuttgarter städteplanerische Antwort auf die Kultur:

Da wächst ein Einkaufszentrum aus dem Boden. So ist das mit der Stuttgarter Nachverdichtung.

> Noch ein letzter Blick auf die Stadtbibliothek

> Nachverdichtung oder Stuttgart wächst zusammen

> Einkaufzentren sind kein Beitrag zu einer Stadtkultur

Konzept für ein schöneres Stuttgart
Roland Ostertag, Wasser in der Stadt

Freitag, 8. März 2013

Man hat in den letzten Jahren in Stuttgart viele Bausünden begangen, oder begeht sie gerade mit den Einkaufszentren, die an zwei Stellen aus dem Boden wachsen. Nirgends ist ein Konzept für die Stadtentwicklung im heutigen Stadtbild erkennbar. Das neue Gerber und das Caleido mauern die Existenz der furchtbaren > Paulinenbrücke im wahrsten Sinne des Wortes auf lange Zeit ein. Sie wird weiterhin die beiden Stadtquartiere trennen, anstatt das Raum gegeben wird, um wie es auf dem Bauzaun des Gerber steht, zu erlauben, dasss Stuttgart gerade hier zusammenwächst. Viele Jahre oder Jahrzehnte wird die > Hauptstätter-Straße die Stadtteile zu ihren beiden Seiten voneinander trennen.

Schon bald muss der Nesenbach im Bereich des Schloßgartens unter den Trog des künftigen neuen Bahnhofs verlegt werden. Warum macht man in Stuttgart nicht ganz was anderes und holt de Nesenbach wieder an die Oberfläche? Roland Ostertag hat mit den Visulisierungen, die er in seinem neuen Buch > Wassser in der Stadt. Konzept für ein schöneres Stuttgart vorzeigt, dargelegt, wie das Wasser und auch der Nesenbach das Stadtbild popsitiv verändern könnten. Ostertag erinnert daran, dass Stuttgart bis in das 18./19. Jahrhundert eine Stadt war, deren Charakter und Klima durch offene Bäche und sichtbares Wasser, durch Seen und > Brunnen geprägt war. 95 % wurden seit dem 19. Jahrhhundert kanalsiert und verdolt. Der Nesenbach wurde als Abwasserkanal missbraucht und dann unter die Erde verbannt. Es wäre an der Zeit, ihn wieder nach oben zu holen.

Es ist ein Vergnügen der ganz besonderen Art, wenn > Roland Ostertag in seiner Ausstellung den Besuchern seine Vorstellungen für ein schöneres Stuttgart erläutert. Welch ein Kontrast zwischen dem Baufuror in Stuttgart und der Besinnung und Konzentration auf die Weiterentwicklung eines zusammenhängenden Stadtbildes!

Roland Ostertag
Wassser in der Stadt. Konzept für ein schöneres Stuttgart
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-927340-94-7

Wo bleiben die Vorteile von S 21?

Dienstag, 5. Februar 2013

Im Bundesverkehrsministerium wird ein 15-seitiges Papier (DER SPIEGEL, 5.2.2013) verfasst, das bohrende Fragen zu Stuttgart 21 enthält, das aber gar nicht so recht die Meinung von Bundesminister Ramsauer darstellen soll? Erleben wir jetzt den Anfang vom Ende? Es scheint so, als wenn die Verantwortlichen schon Wege und Möglichkeiten suchen, um gesichtswahrend aus dem Projekt herauszukommen. Rückzugsgefechte scheinen das zu sein, ohne dass > „21 wirklich gute Gründe für S21“ (Aufgerufen am 5. Februar 2013, 23 h) noch genügend Fakten pro S21 liefern können.

Heißt es doch in dem Faltblatt (Herausgeber: Bahnprojekt Stuttgart–Ulm e. V. Kommunikationsbüro, Oktober 2011, 5. Auflage) > „21 wirklich gute Gründe für S21“ (Aufgerufen am 5. Februar 2013, 23 h) : „Der Finanzierungsrahmen liegt bei 4,526 Mrd. Euro. Dieser umfasst Baukosten (3,216 Mrd. Euro), Planungskosten (550 Mio. Euro) und die Absicherung potentieller Risiken (760 Mio. Euro) über einen Nominalisierungsund Risikopuffer. Drei Wirtschaftsprüfer haben während der Faktenschlichtung im Herbst 2010 bestätigt, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, dass die in den Finanzierungsverträgen angesetzte Gesamtfinanzierung nicht ausreichend bemessen ist.“

Und die Volksabstimmung am 27.Novmber 2012 (> Die Wutbürger und die Macht der Medien. Thymian Bussemer, Die erregte Republik) beantwortete den Gesetzesentwurf zum Ausstieg mit Nein, aber unter dem Eindruck des Versprechens, dass die Kosten und die Termine nicht überschritten werden, zumindest ist das immer wieder von den Befürwortern versprochen worden. Im übrigen war bei der Volksabstimmung nicht nach der Qualität des neuen unterirdischen Bahnhofs gefragt worden. Ein Überschreiten der Baukosten ist ja nichts Verwerfliches, das ist bei Großbauprojekten dieser Art überhaupt nicht ungewöhnlich. Aber wenn die Projektverantwortlichen dies in den letzten 10-20 Jahren ganz einfach offen ausgeprochen hätten, wäre doch alles ok? Warum haben Sie die Einhaltung der Kosten zum entscheidenden Faktor des Projekts gemacht? War das das beste aller Argumente?

Wehret den Auswüchsen: Die Stuttgarter Nachverdichtung

Donnerstag, 17. Januar 2013

Die Bebauung des Gerber-Viertels neben der ungeliebten > Paulinenbrücke ist stadtarchitektonisch gesehen ein schwerer Fehler, der sich in dieser Stadt nicht wiederholen darf. Die einst darin flanierenden Kunden werden sich an den vielen schönen Vitrinen des > Einkaufszentrums sicher erfreuen können. Dort drinnen wird man von dem Schaden, das das Gerber im wahrsten Sinne des Wortes in Hinsicht auf die Sichtachsen in Stuttgart, die nun einmal zur Identität dieser topographisch so einmalig schöne gelegenen Stadt nichts mehr wissen und sehen. So im Vorbeigehen aufgenommen zeigen die beiden nächsten Fotos, den Horizont mit den Bergen um Stuttgart, die hinter dem Gerber so verschwinden werden, wie St. Maria hinter dem Caleido. Schade. Mit dem Bau dieser Komplexe und mit der Nachverdichtung dieser Stadtquartiere gibt die Stadt viel von ihrer Identität auf. Zubauen ist genauso schlimm wie unbedachtes Abreißen.

> Nachverdichtung in Stuttgart. Noch ist es nicht zu spät
> Nachverdichtung oder Stuttgart wächst zusammen
> Noch ein letzter Blick auf St. Maria
> Ein neues Stadtquartier entsteht
> Eine neues Stadtquartier oder eine Insellösung?

Die Umgestaltung der Tübingerstraße ist gelungen

Sonntag, 18. November 2012

Noch steht das Baustellenschild. Der Umbau der Tübingerstraße ist fast fertig.

Und Stuttgart hat auf einmal einen richtigen urbanen Raum dazubekommen. Gehen wir durch die Tübingerstraße, denken wir gleich an die > Kronprinzstraße, die wahrlich auch ein Straßenlifting so gut gebrauchen könnte, oder bekommt die Tübingerstraße nur die Aufhübschung, weil das „Gerber“ ganz in der Nähe dort wächst?

Wie auch immer, es ist ein Vergnügen, durch die Tübingerstraße zu schlendern. Ein urbaner Stadtraum, in dem es den Autofahrern richtig peinlich werden kann, langsam um die Fußgänger herumzufahren.

Der Aufenthalt in dieser Straße ist richtig wohltuend, hell mit einer Sichtachse, nicht besonders laut, hier wurde stadtplanerisch kreativ und erfolgreich ans Werk gegangen.

Nachverdichtung in Stuttgart. Noch ist es nicht zu spät

Samstag, 17. November 2012

Freuen wir uns alle auf das neue „Gerber“. Dort künden die Bauzäune davon, dass an dieser Stelle Stuttgart zusammenwachse. Haben die Planer wirklich darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist, wichtige Sichtachsen die den Charakter Stuttgarts entscheidend prägen, mit Beton zuzubauen? Der Artikel von Dieter Bartetzko in der FAZ (17.11.2012) „Vor dem Gewinn sind alle gleich“ berichtet über bedenkliche Bautätigkeiten quer durch die Republik, die die Stadtplaner „Nachverdichtung“ nennen.

In Stuttgart wachsen an beiden Seiten der > Paulinenbrücke große Gebäude in den Himmel. Statt abgerissen zu werden, wird die Paulinenbrücke zur Talsohle einer Straßenschlucht. Auf diesem Blog steht noch mehr zum Schandfleck > Paulinenbrücke.

Oder sollen wir uns doch auf das „Gerber“ freuen?

Über neue Einkaufszentren wurde auf diesem Blog auch schon alles gesagt: > Eine neues Stadtquartier oder eine Insellösung? Müssen wir das nochmal wiederholen: > Einkaufzentren sind kein Beitrag zu einer Stadtkultur. Neue Shoppingmöglichkeiten werden uns offeriert. An der Wolframstraße entsteht ein Einkaufsparadies und an der anderen Seite der City entsteht das „Gerber“. Ortsbesichtigung:

Und was verspricht die Werbung auf dem Bauzaun?

Mit einem Klick vergrößern.

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Wenn das „Gerber “ teilweise 8-stöckig aus der Baugrube wächst, wird der für Stuttgart charakteristische Ausblick auf die Hänge verschwinden. Manche mögen das leichtfertig nicht schlimm finden, dennoch hat diese Nachverdichtung der Innenstadt erhebliche Probleme auch für die Luftzirkulation im > Stuttgarter Talkessel. Man konnte bisher im Stuttgarter Stadtgebiet erkennen, dass Bauwerke nicht zu hoch gebaut werden dürfen. Damit scheint Schluss zu sein, die Bauherren scheinen sich duchzusetzen zu können, und es bedarf einer lebhaften Debatte in dieser Stadt, um festzustellen, ob die Nachverdichtung wirklich so ungebremst weiter gehen darf.

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Impulse für das Experimentieren im Bereich der Architekur und Stadtplanung
Workshop : Stuttgart Informell. Laboratorium der Stadtentwicklung

Donnerstag, 15. November 2012

Akademie Schloss Solitude, Solitudestraße 3, 70197 Stuttgart
Vom 28.11.2012 bis 3.12.2012

Workshop: Stuttgart infomrmell
Laboratorium der Stadtentwicklung
Impulse für das Experimentieren im Bereich Architektur und Stadtplanung

Architektur und Stadtplanung sind zentrale Themen für die Landeshauptstadt Stuttgart. Das Projekt „Stuttgart informell“ will dieses Thema in Form von internationalen und fachübergreifenden Treffen in Stuttgart, die in einer Sommeruniversität mit einem begleitenden Architekturfestival im Sommer 2013 einen Abschluss finden werden, präsentieren.

Drei Hochschulen bilden in Stuttgart Architekten und Stadtplaner aus. Die Debatten um das Projekt Stuttgart 21 und die Gestaltung der frei werdenden Räume in den Vierteln Nordbahnhof und Rosenstein Park beschäftigen die Einwohner und deren Vertreter seit mehreren Jahren. Sie sind beispielhaft für die zentrale Frage der Weiterentwicklung der historisch gewachsenen Städte in Europa und der Umnutzung von Brachland nach dem Rückzug der Industrie. Sie stellen gleichzeitig Fragen der Partizipation und Einbeziehung von Einwohnern bei der Umwandlung von Stadtgebieten, aber auch Fragen von Wiederverwertung und Ökologie im Kontext von immer knapper werdenden Ressourcen.

„Stuttgart informell“ ist ein internationales Projekt. Stuttgarter Institutionen werden mit Spezialisten aus Frankreich, Deutschland und Ägypten in Dialog treten.

Die Zielgruppen sind Studenten der Fächer Architektur, Städtebau, Kunst,Soziologie, Politikwissenschaft und Geographie in der Region Stuttgart sowie Künstler, Soziologen, Architekten und politische Repräsentanten aus der Region.

Erstes Ziel ist die Entwicklung eines Dialogs über das Thema Architektur und Stadtplanung zwischen Stuttgarter Studenten, Künstlern, Architekten und deutschen, französischen und ägyptischen Spezialisten.

Workshop vom 28. November bis 3. Dezember 2012: 4-tägiger Workshop an der Akademie Schloss Solitude mit abschliessendem Minisymposium auf dem Parkdeck des Züblin-Parkhauses (als möglichem Interventionsort im Sommer 2013).

Kooperationen: Festival Bellastock (Paris), Kunstverein Wagenhalle (Stuttgart), Württembergischer Kunstverein (Stuttgart), Universität Stuttgart (Kairo / Stuttgart), Kunstakademie Stuttgart (Stuttgart), Akademie Schloss Solitude (Stuttgart), Institut français Stuttgart

Nachverdichtung oder Stuttgart wächst zusammen

Donnerstag, 1. November 2012

Im Stuttgarter Talkessel ist nicht viel Platz. Die Stadt kann sich zwischen den Hügeln nicht ausdehnen. Also müssen alle eben ein wenig näher zusammenrücken, weil man nicht auf den Hügeln oder gar hinter den Hügeln wohnen. In der Stadtarchitektur gibt es den Ausdruck Nachverdichtung für die Art des Bauens, wie sie in Stuttgart betrieben wird. Haus an Haus, große Abstände wären doch nur purer Luxus. Also nennt man das in der Werbung: „Stuttgart wächst zusammen“.

Das neue Gerber-Viertel wird bald mit acht Stockwerken neben der > Paulinenbrücke aus der Baugrube emporwachsen. Vielleicht wird es innen auch so aussehen, wie das Shoppingcenter gegenüber vom Saarbrücker-Hauptbahnhof, wo es nirgends einen Hinweis auf den Ausgang gibt. Das Gerber-Viertel (YouTube). 1000 m Schaufesterfensterflächen, 75 Läden und 750 Parkplätze verrät das Video: > Das Gerber-Viertel (YouTube). Aber drinnen gibt es nichts mehr, was besonders spezifisch für diese Stadt ist. Einmal drin, soll man freudig ausdauernd flanieren und möglichst dauernd shoppen, das Kaufen steht im Mittelpunkt, und der Kunde soll möglichst lange drinbleiben, nicht mehr an Stuttgart oder sonst etwas denken, nur ans Kaufen. Innen wird ihn ja auch nichts davon ablenken. Ein > Einkaufszentrum wie in Herne, in Gelsenkirchen oder in Passau. > Nachverdichtung ist nichts Neues in Stuttgart.

Aufgenommen vom Fernsehturm aus. Mit einem Klick kann dieses Foto vergrößert werden. (c) Heiner Wittmann, 2012.

> Alles für das Auto: Die Paulinenbrücke

Und dann ist da noch das Caleido auf der anderen Seite der > Paulinenbrücke. Dort ist in den letzten Wochen der Blick auf St. Maria zugebaut worden.

Das Zubauen der Paulinenbrücke – anstatt sie abzureissen und das Quartier grundlegend zu überholen – ist ein großer städtebaulicher Fehler.

Geht man einige Schritte die Immenhoferstraße hinauf, kann man noch die Turmspitze erblicken:

Das ungehemmte Zubauen, das > Fehlen einer wirklichen Platzkultur in dieser Stadt, die respektlose Vernichtung von wichtigen Blickperspektiven, die Nachverdichtung ohne ein wirklich gutes Stadtentwicklungskonzept, der gleichzeitige Bau von zwei Shoppingcenter in Citynähe, die Verwahrlosung der Kronprinzenstrasse, das Zubauen des Quartiers um die neue > Stadtbibliothek zeigen, dass Stuttgart ein echtes Problem mit der Stadtplanung hat. Natürlich war alles offengelegt, die Bürger hatten bestimmt Möglichkeiten, hier und da Einspruch zu erheben, aber die Vielfalt der Bauprojekte erfordert einen Vollzeitjob, um ständig mit Protest bereit stehen zu können.

Warum zwei Shopping-Center? Um die Käufer direkt vor den Toren der City abzufangen? Neue Erlebniswelten bieten? Einkaufszentren sind > die Hölle für die Bürger. Gar nicht mal, weil sie da so viel kaufen dürfen, das soll jeder halten wie er will. Der Film über das Gerber zeigt, wie die Bauherrn ein ganzes Quartier nach ihrem Gusto formieren wollen, und die Stadt lässt das zu. Die > Neue Mitte Ulm ist ein perfektes Beispiel dafür, wie mit einer sachgerechten Bürgerbeteiligung die Stadt repariert worden ist. In Stuttgart beschränkt sich diese Mitarbeit auf Artikel im Amtsblättle. Bürgerforen gab es bisher nur, wenn es gar nicht mehr anders ging. Suchen wir einen anderen Weg für die Stadt.

Ein Gesamtkonzept für die Stadt! Am besten mit dem Beginn einer großen Ausstellung zur Stadtentwicklung, ihren Geschichte und ihren Perspektiven. Das wärs. Und im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht das Modell der Stadt Stuttgart, das Professor Roland Ostertag hat anfertigen lassen. Erst wenn eine solche Ausstellung einige Monate lang gezeigt worden ist, wird das Bewusstein für die Fehler und dann auch für die künftigen Chancen der Stadtplanung in Stuttgart geschärft worden sein. In einer solchen Ausstellung wird man auch einige in und für Stuttgart sehr vorzeigbare stadtplanerische Lösungen zeigen können. Nur eben muss man zur Zeit etwas suchen, um diese in Stuttgart zu finden. Aber der Mut zu einer großen Stadtplanungsausstellung, am besten im Kunstmuseum am Schloßplatz wäre sicher auch ein bundespolitisches Ereignis. Diese Ausstellung könnte von einem internationalen Symposium zur Stadtplanung begleitet werden.

> Ein neues Museum für die Bürger Eine Lehrschau für die Stadtplaner

Alle Fotos auf diesem Blog, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet: (c) Heiner Wittmann.