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Archiv für die Kategorie 'Stadtplanung'

Der Rückbau der Hauptstätter Straße

Freitag, 16. Dezember 2016

Vor zwei Tagen schrieb Wieland Backes als Gastautor in der Stuttgarter Zeitung über Stadtentwicklung > Think big Stuttgart!, 14. Dezember 2016.

Unser Vorbild könnte Ulm sein. Dort wurde die mehrspurige Straße in die > Neue Mitte Ulm umgewandelt. Und Lyon wird die Stadtautobahn, die durch die Stadtmitte führt auch zurückbauen > Die Autobahn kommt weg: Vorbild Stadtreparatur in Lyon – 14. Juni 2016.

Den Kritikern, die gleich fragen, wo sollen dann die vielen Autos fahren? sei gesagt, woanders: „Um es nochmal zu wiederholen: 30 % de Autos auf der Hauptstädter Strasse sind nur Hin-und Herfahrer, die U-Turns umrunden müssen, um die Straße zu überqueren. 30 % biegen im rechten Winkel zum Ziel ab, anstatt es direkt anzufahren. 30 % nutzen eine der vielen Auffahrten und bald wieder ein Abfahrt, weils bequem ist, und auch gar nicht anders geht. 20 % nutzen die Straße vom Marienplatz bis zum Neckartor, sind also nur Durchreisende. Für wieviel % ist diese Stadtautobahn eigentlich wirklich nötig? Ob diese Zahlen stimmen? Würden sonst die Auf- und Abfahrten so intensiv genutzt werden? Der Verkehr auf dieser Straße wäre doch mal ein tolles Studienobjekt! Fragt jemand, wo sollen den die Autos fahren, wenn es die Stadtautobahn nicht mehr gibt? Die Antwort ist ganz leicht: Woanders,“ > > Die Barriere Hauptstätter Straße – 16. April 2012

Hier folgt eine Liste der Beiträge zum Rückbau der Hauptstätter Straße auf diesem Blog:

> Wie viele Spuren hat die Hauptstätter Straße? – 25. Juli 2014

> Stadtreparatur in Stuttgart (III): Die Hauptstätter Strasse – 8. Juni 2011

> Stadtreparatur in Stuttgart (II): Die Hauptstätter Straße – 6. Juni 2011

> Stadtreparatur: Die Hauptstätter Straße in Stuttgart – 12. April 2009

> Warum (will) / wollte ! man die Kulturmeile untertunneln? – 25. Februar 2009

> Vorrang für die Autos auf 10 Spuren – 2. Juli 2008

Professor Roland Ostertag und Dipl.-Ing. Gunter Kölz haben 2007 ein detailliertes Konzept zum Rückbau der Hauptstätter Straße vorgelegt:

> Ulm Neue Mitte – Die Rückeroberung des Stadtraums oder was geschieht mit der Hauptstätter Straße in Stuttgart? – 7. November 2007

> Die Hauptstätter Strasse und das neue Mobilitätskonzept – 13. Juni 2007

> Die Bebauung der Hauptstätter Straße – 27. Mai 2007

Die Steinwüste der Kronprinzenstraße

Sonntag, 23. Oktober 2016

Zu früh gefreut:

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Immer wieder haben wir auf unserem Blog an die Verwahrlosung der Kronprinzenstraße erinnert, während an beiden Seiten der City und in der City > Einkaufszentren gebaut werden. Nun wird die > Kronprinzenstraße renoviert, oder müsste man sagen – um einen Begriff aus der Geographie zu entleihen – desertifziert? Die Platten werden sich bewegen, und man muss dann schon aufpassen, um nicht zu stolpern.

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Steinplatten, so weit der Blick reicht. Man sieht sie förmlich wackeln, nachdem das erste größere schwere Auto sie das erste Mal überrollt haben.

Platten und noch mehr Platten. Ob das ein >rt zum Verweilen wird? Wo sind die Cafés, Blumenbeete, Bänke, alles was man bräuchte, um hier einen Ort mit bester Aufenthaltsqualität zu schaffen?

Nachverdichtung (V). Stadtbibliothek und das Elend von A1: In Stuttgart wird alles zugebaut

Samstag, 17. September 2016

Der Buchtitel des neuen Buches von Roland Ostertag lautet: > Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung. Und dieser Titel ist durch den Blick auf die Hänge, auf die Spitzenlage der Stadt und das Elend inspiriert, was die Stadtplaner dieser Stadt daraus machen.

Es gab mal eine Brache hinter dem Hauptbahnhof… bis die Stadtplaner kamen:

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in: > Stuttgart 21 – Ein neuer Stadtteil – 21. Juli 2007 von H. Wittmann: „Kann man einen Stadtteil auf dem Reißbrett entwerfen und auf diese Brache bauen?“ Anscheinend können die Stuttgarter das nicht.

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Ende 2011 jubelten wir in Stuttgart mit Recht über die neue Stadtbibliothek, > Die neue Stadtbibliothek am Mailänder Platz – 28. Oktober 2011 von H. Wittmann – der Kubus mit seinen nachts blau leuchtenden Augen, ein neuer Büchertempel,

der innen zwar hübsch aber unpraktisch ist, jedoch außen drumherum in sich eine ständig weithin sichtbare Einladung ist, nein war, einzutreten und zu lesen.

Und was haben die Stadtplaner mit / aus der Umgebung des Bücherkubus gemacht? Eingebaut zwischen anderen Bauten haben sie ihn, so als ob die Schwaben die Bücher und die Literatur verstecken wollten. Wenn man von den Hängen herunterfährt, sieht man noch eine Seite des Kubus, bevor sie dem Vernehmen nach auch demnächst zugebaut werden wird.

> Die neue Stadtbibliothek in Stuttgart wird zugebaut – 27. Mai 2013

> Die Abriegelung der Stuttgarter Talmulde – 30. März 2016

> Nachverdichtung in der Innenstadt IV. Das Dorotheen-Quartier in Stuttgart

> Ortsbesichtigung (II): Das Europaviertel – 22. April 2014

> Stuttgarter Riegelbebauung und Nachverdichtung – 31. Januar 2013, erstmals, 15. Oktober 2010

> Ortsbesichtigung: S-21 – Bauabschnitt A 1 – 25. Januar 2015

Am 27. August 2016 rund um den Stuttgarter Hautbahnhof

Sonntag, 28. August 2016


Das urbane Leben, das Flanieren der Fußgänger rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof gibt es nicht mehr. Der alten Bonatz-Bau ist eine Insel inmitten einer Baustelle geworden, die die Fußgänger und damit das urbane Leben verdrängt hat. Breite Autostraßen mit Slalolmspurenn durch die Baustellen sind zu unüberwindlichen Hindernissen geworden, die Fußgänger werden ins Abseits gedrängt, sie müssen in den Untergrund verschwinden. Urbane Stadtplanung sieht anders aus. Hier in Stuttgart fahren nur Autos, die Bewegung von Fußgängern rund um den Bahnhof stört nur:

Bitte öffnen Sie die folgende Fotoalben mit einem Klick auf ein Foto erst, wenn diese Seite ganz geladen ist – also der kleine blaue Kreis im Reiter oben verschwunden ist:

Die Passagen unter dem Hauptbahnhof sind nicht attraktiv:

Im Schlossgarten gibt es einen aufwendigen Zugang zum Bahnhof, in einem vergitterten Lauftunnel dürfen die Passanten auf die Baustelle gucken:

S21- Baustelle Hauptbahnhof

Montag, 1. August 2016

Am vergangenen Sonntagabend standen so gegen 19 Uhr mindestens neun Züge im Stuttgarter Kopfbahnhof und warteten auf ihre Abfahrtszeit. Zu Gesicht bekam man die Reisenden die Züge erst, nachdem sie durch den neuen Fußgängertunnel gelaufen waren. Was für lange Wege. Man betritt die Bahnhofshalle im Nordbereich, erst geht es durch die ganze Halle durch, um den neuen Einschlupf für die Fußgänger suchen, an riesigen Werbeplakaten vorbeimarschieren mit allen anderen, die auch ihre Koffer ziehen, dann wieder Richtung Gleis 4 laufen. Wie lange geht das noch so? 10 oder 12 Jahre?

Da stehen also nun die neun Züge, warten auf die Reisenden, die bequem einsteigen können, dann wird der Zug losfahren. Wie das wohl sein wird, wenn die im Untergrund hintereinander einfahren, halten und weiterfahren müssen? Dann werden die Züge wohl kaum noch die Reisenden erwarten können, die müssen dann am richtigen Punkt stehen, come in time, heißt es dann, einsteigen und los gehts, sonst kommt im Südwesten alles ins Stocken. Der Mensch wird zur Maschine werden. Die Maschine wird uns nicht mehr dienen, wir werden den Maschinen, dem Sekundentakt und der Geschwindigkeit erbarmungslos unterworfen sein. Kein Flanieren mehr in der Bahnhofshalle, eine Zeitung in Sichtweise der Lokomotive kaufen, 20 Schritte bis zum Zug. Das ist dann längst vorbei. Nein, der neue Untergrundbahnhof fordert Schnelligkeit, fix auf die Rolltreppe, runter… die vielen Reisenden, die sich am Sonntagabend durch den Fußgängertunnel quälten, um zu den Zügen zu gelangen, werden sich auf den Rolltreppen und dann auf den wenigen Bahnsteigen im neuen Untergrund bestimmt schon irgendwie verteilen. Umgekehrte Wagenreihenfolge, sicherlich werden die Bahnsteige breit genug sein, damit das Hin- und Hergerenne gut funktionieren wird. A propos Untergrundbahnhof, das wird doch nur ein Haltepunkt, denn die Neigung des Bahnsteiges „gut 400 Meter langen Gleise und Bahnsteige einen Höhenunterschied von mehr als sechs Metern (15 Promille)“ Quelle: > Gutachter warnt vor Unfallrisiken im geplanten Tiefbahnhof – SZ 5.10.2014 ist zu groß für einen Bahnhof.

Das > Eisenbahn-Bundesamt EBA wacht über den Bau. Und das lassen sich die Stuttgarter gefallen? Eine Behörde, die ganz offenkundig nichts mit Stadtplanung zu tun hat, prüft die Anträge der Bahn und genehmigt Bauabschnitte? Das ist eine absurde Situation, die keine Stadt, die sich für ihre > Stadtplanung interessiert, dulden dürfte.

Die Kronprinzenstraße wird renoviert.

Montag, 1. August 2016

> Warum wird die Kronprinzenstraße keine echte Fußgängerzone? – 16. Juli 2011

Endlich. Die Kronprinzenstraße wird renoviert. Jetzt werden 5100 qm Stuttgarter Platte für 2,4 Mio Eur verlegt:

Neue Uferpromenade am Feuersee eingeweiht

Mittwoch, 20. Juli 2016

> Feuersee. Uferumbau beginnt – Von kay, Stuttgarter Nachrichten 11. Januar 2016

> Stuttgart-West. Endlich Dolce Vita am Feuersee Von kay Stuttgarter-Zeitung: 19. Juli 2016 – 21:47 Uhr

Jetzt lädt das Ufer zum Verweilen ein. Vorher war der Gang zum Wassser nur eine Stolperfalle und keine Einladung zum Verweilen. Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne)?versprach, dass das Ost- und Westufer auch noch drankommen.

NEU: Roland Ostertag, Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung

Montag, 18. Juli 2016

Ostertag-Stuttgart-Zauber-der-Topogaphie-und-Elend-der-Stadtplanung

Das jüngste Buch von > Professor Roland Ostertag ist erschienen:
> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung. „Stuttgart ist eine von der Natur und der Topographie bevorzugte schöne Stadt. … Aber Stuttgart verändert sich. Jetzt rächt sich das Fehlen eines Gesamtkonzepts für die Stadtentwicklung,“ heißt es in der Verlagsbeschreibung In diesem Band hat Roland Ostertag seine Aufsätze, Interventionen, Vorträge und Artikel zur Stadtplanung zusammengetragen.

> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung

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Inhalt
1. Vorwort, zur Einführung 5
2. Zur Einstimmung: Hansmartin Decker-Hauff und Otto Borst 9

Das Grundgesetz der Stadt
3. Grundgesetz der Stadt. Fundamentalien, Konstanten 45
4. Die Stadt als Lesebuch 49
5. Die Europäische Stadt 55
6. Was zeichnet eine lebenswerte Stadt aus? 63
7. Wem gehört die Stadt? Hat Stuttgart eine Seele? 73
8. Welchen Fortschritt? Welche Stadt wollen wir? 83
9. Es geht vorwärts. Sinnbild statt Abbild. 91

> Stuttgart woher- wohin – Ausstellung zur Stadtentwicklung im > Gähkopf 3:
Sa. 11 bis 15 h u. n. Vb.: > Auskunft

Zum Thema Stadt
10. Hat das Bürgertum abgedankt? 97
11. Hat die Politik abgedankt? 105
12. Die halbierte, die entzauberte Welt/Stadt 109
13. Wo bleibt die Baukunst, die Baukultur? 115
14. Stadt-Maschine oder Lebensraum? Die entzauberte Stadt 121
15. Alternativlos – Unumkehrbar 129

Und Stuttgart…?
16. Stuttgart – Quo vadis? 133
17. Stuttgart. Eine Stadt ohne Visionen 145
18. Stuttgarts Schichten der Geschichte. 151
19. Stuttgart – Landschaft – Ankünfte und Abschiede 157
20. Stuttgart – Deine Parks. 171
21. Vom Dach, den Dächern 181
22. Die Königstraße, meine Wonne 187

Denkmal… nach
23. Das Neue Lusthaus im Schlossgarten Stuttgart 193
24. Denkmalpflege – Verschiebemasse? 201
25. Vom Umgang mit Denkmälern. Du kommst auch noch dran. 207
26. Präventive Archäologie 215

Zerstörung
27. Brache: Verlust – Gewinn – Chance? 219
28. Tabula rasa 227
29. Stuttgart 21: Die vierte Zerstörung der Stadt 233
30. Stuttgart 21, Anzeige 241
31. Protest: Gegen die Verstümmelung des Stuttgarter Hauptbahnhofs 243
32. Stuttgart – Die Röhrenstadt 247
33. Protest gegen Stuttgart 21 – Stuttgarter wehrt Euch! 251
34. Vom Schwinden des Ortes. Was ist uns Stuttgart? 255

Parklandschaft
35. Wachsen, Pflegen, Schonen 263
36. Die Platane, der heilige Baum. 269
37. Bäume sind Lebewesen 273
38. Park und Villa Berg. Ein Elend. 277
39. Der Rosenstein ist im Gespräch 285
40. Neckar, Bundeswasserstraße oder Heimatfluss? 293

Einzelthemen
41. Weißenhof-Siedlung 299
42. Sei wahrhaftig gegenüber der Vergangenheit. 307
43. Über den Umgang mit der NS-Zeit, Erinnerungsorte in Stuttgart. 317
44. Trauer um die alte Tante SPD 323
45. Stellungnahme zum „Verkehrsentwicklungskonzept 2030“ 329
46. Wie werden wir regiert? Wie geht es weiter? 337

Ostertag-Stuttgart-Zauber-der-Topogaphie-und-Elend-der-Stadtplanung

Roland Ostertag
> Stuttgart – Zauber der Topographie und Elend der Stadtplanung
350 Seiten Hardcover, 148 x 210 mm
Peter-Grohmann-Verlag
ISBN 978-3-944137-1

Verantwortung für S21

Donnerstag, 16. Juni 2016

S21. Es ist noch nicht aller Tage Abend, oder es ist gar nicht so sicher, dass die Tunnelbauer, in den diversen Abschnitten immer wieder das Tageslicht oder nicht doch plötzlich das Ende des Tunnels und damit des ganzen Projekts sehen werden. Jetzt hat der stellvertretende Bahnchef Volker Kefer bekanntgegeben, dass er ab September nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Einer der Befürworter und damit auch Initiatoren des Projekts gibt auf. Damit hat auch die offizielle Suche nach den Schuldigen für das Finanzdesaster um S21 begonnen.

Die Geschichte von S21 ist schon nicht mehr ganz einfach zu erzählen, zu verworren ist der Mix von Verantwortungen, schon klingen erste Schuldzuweisungen an, hier und da hört man von involvierten Stellen, wir zahlen nix. ntv erinnerte am 15.6.2016 unter der Überschrift > Grubes Zukunft als Bahnchef ungewiss an das vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn am 15. März angeforderte externe Gutachten. Ist die Bahn nicht selbst in der Lage, den Stand des Baus von S21 und die weitere Planung öffentlich dazulegen? ntv zitiert das Aufsichtsratsmitglied der Bahn Klaus-Dieter Hommel: „Wir wollen keine weiteren Überraschungen bei den Kosten und beim Zeitplan erleben.“ Das sieht danach aus, als wolle man die Verantwortung abschieben, sozusagen an ein Gutachterbüro verkaufen und sich aus der Affäre ziehen. Man wolle im September wissen, schreibt ntv, laut Hommel solle „auch festgestellt werden,“ ob der bisherige Finanzierungsrahmen von 6,5 Milliarden Euro ausreiche. Feststellen, klingt nach beschließen, und dann wäre S21 weiterhin eine Hängepartie, denn alle Unwägbarkeiten von Keuper, Brandschutz, über noch ausstehende Baugenehmigungen bis zur längere Bauzeit lassen wohl nur Schätzungen der endgültigen Bausummme zu. Da wird auch heute kein Gutachterbüro helfen, an das man die Verantwortung für S21 verkauft hat. Dem Vernehmen nach will der Bund auch nichts zuschießen, das Land Baden-Württemberg sowieso nicht, aber letztendlich der Steuerzahler wird schon zahlen, weil die Bahn mehr Geld braucht und die Fahrpreise werden immer weiter steigen.

S21 ist heute ein veraltetes Bauprojekt aus dem letzten Jahrhundert. Unser grüner Bürgermeister Fritz Kuhn will das Projekt unbedingt weiterhin unterstützen. > Hatten die Grünen ihre Wahlerfolge nicht der Opposition gegen S21 zu verdanken? Will man sich die Pläne der Bahn wirklich gefallen lassen? Sie in unserer Stadt bauen zu lassen? Man schleust die Fahrgäste schnell unter der Stadt durch auf der Reise von Paris nach Bratislava.

Stuttgart wird zum Knotenpunkt ausgebaut, soll eine Durchreisestadt werden, anstatt, so wie es ihre wunderbare topographische Lage ihr vorgibt, eine Ankunftsstadt zu bleiben, die einen prächtigen Empfangsbahnhof verdient hat, von dem man nach der Ankunft ebenerdig in die Stadt weiterschreiten kann. Auch wenn der neue tiefgelegte Haltepunkt auf den Illustrationen gut aussieht, als Quartierbebauung bleibt er eine Insellösung, da die benachbarten Quartiere mit ihm nicht zu tun haben wollen. Die Planung reicht bis zum Bahnhofsrand. Eine Gesamtkonzept für die Innenstadt gibt es nicht.

Seit fünf Jahren klagen wir über die > Kronprinzenstraße, sie ist ein Beleg dafür, wie die Innenstadt verkommt, weil man woanders Unnützes baut:
> Warum wird die Kronprinzenstraße keine echte Fußgängerzone?

François Hollande: Zum Stuttgarter Bahnhof gab es eine Volksbefragung…

Dienstag, 14. Juni 2016

„Gare aux référendums qui cachent svt d’autres intentions.“ Tweet vom 14.2.2016

= „Vorsicht bei Volksbefragungen, die oft die Intentionen ihrer Initiatoren verstecken.“

Aus gutem Grund wollen wir diesen Artikel vom 14.2.2016 nochmal ganz nach oben holen und aktualisieren.

> S-21-Gegner sehen Chance auf Umstieg lautet die Überschrift von Konstantin Schwarz am 13. Juni 2016 auf der Website der Stuttgarter Zeitung, ein Artikel in dem Verkehrsminister Hermann mit der Aussage „Seit dem Volksentscheid 2011 sei jede Landesregierung in der Pflicht, das Projekt zu begleiten und zu befördern. Das Land werde aber nicht zusätzlich zahlen, so Hermann,“ zitiert wird. Pflicht? Eine Pflicht ist aus dem Ergebnis des Volksentscheids nicht herzuleiten, dafür gibt es keine stichhaltige Begründung. So lautete die Frage am 27. November 2011: „Stimmen Sie der Gesetzesvorlage ‚Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21‘ (S21-Kündigungsgesetz) zu?“ Quelle: > www.lpb-bw.de/volksabstimmung_wie_abstimmen.html. Diejenigen, die mit „Nein“ stimmten, setzten folglich hier ihr Kreuzchen: „Mit Nein stimmen Sie gegen die Verpflichtung der Landesregierung, Kündigungsrechte zur Auflösung der vertraglichen Vereinbarungen mit Finanzierungspflichten des Landes bezüglich des Bahnprojekts Stuttgart 21 auszuüben.“ Quelle: > www.lpb-bw.de/volksabstimmung_wie_abstimmen.html. – Wieviele Bürger wohl nicht genau hingeguckt haben, und als Gegner mit NEIN stimmten? – Schwammig und ungenau ist das, denn es ist äußerst fragwürdig, ob eine Befürwortung des Ausstiegsgesetzes durch die Wähler das Tun und Treiben des Bauherrn, nämlich der Bahn, überhaupt hätte stoppen können. Dem Wähler wurde vielleicht nur vorgegaukelt, er könne entscheiden… Und das Endergebnis sagt, die Landesregierung sei nicht verpflichtet auszusteigen, ihr wird das aber auch nicht verboten…? Aus diesem Wirrwarr tauchten die Befürworter mit einer Baupflicht auf.

Die Abstimmung war so kompliziert angelegt, dass die Initiatoren die Antwort JA und NEIN auf dem Stimmzettel für erläuterungsbedürftig gehalten haben. Hätten sie dort klarstellen lassen wie folgt: „Mit Nein stimmen Sie gegen die Verpflichtung der Landesregierung, Kündigungsrechte zur Auflösung der vertraglichen Vereinbarungen mit Finanzierungspflichten des Landes bezüglich des Bahnprojekts Stuttgart 21 auszuüben, und Sie stimmen folglich für die Verpflichtung S21 zu bauen,“ oder so ähnlich, dann hätte man auch gleich den Wähler fragen können, ob er wünscht, dass S21 für 4,8 Mrd. EUR gebaut wird, oder wollen Sie, dass S21 gebaut werde, auch wenn die veranschlagten Baukosten von 4,8 Mrd. EUR überschritten werde?“ Eine positive Antwort auf diese Frage hätte alle Unklarheiten beseitigt. Stattdessen ließ man den Wähler lediglich über die Annahme des Gesetzes über den Ausstieg aus der Finanzierung entscheiden.

Viel wichtiger ist aber die Beantwortung der Frage, was die Grünen in Baden-Württemberg getrieben hat, ihre negative Beurteilung von S21 von einst zu vergessen und heute den Bau von S21 zu befürworten: > vgl dazu die Haltung der Grünen von 2011, so wie sie von Landeszentrale für politische Bildung in Erinnerung gerufen wird: > Parteien im Landtag und Stuttgart 21: „Die Grünen lehnen das Bahnprojekt Stuttgart 21 als einzige Landtagspartei ab und wollen mithilfe des Volksentscheids den Ausstieg aus dem Projekt schaffen. Die Grünen halten das Projekt für verkehrspolitisch fragwürdig und viel zu teuer. Es schade dem Bahnverkehr im ganzen Land, da S21 Finanzmittel binde. Die Kostenberechnungen der Deutschen Bahn von 4,1 Milliarden Euro halten sie für unrealistisch. Die Grünen rechnen mit mindestens 4,9 Milliarden Euro Baukosten, die wegen der Baukostenrisiken auf bis zu 6,9 Milliarden Euro steigen könnten.“ War das Referendum ein taktischer Fehler der Grünen?

Hintergrund: > www.lpb-bw.de/volksabstimmung_stuttgart21.html

Und in seinem Kommentar > Schlusspunkt schreibt Christian Milankovic am 14. Juni 2016 in der Stuttgarter Zeitung: „Das Argument der Gegner, damals sei nur über eine finanzielle Beteiligung des Landes, nicht aber über das Projekt in Gänze abgestimmt worden, ist formal richtig – und verfängt doch nicht.“ Auch er trägt dazu bei, das Ergebnis der Volksabstimmung über das Ausstiegsgesetz, das keine qualitative Beurteilung des neuen tiefergelegten Haltepunkts enthielt, zu einer Wähler-Aufforderung zum Bau umzudeuten. Man darf mit des Volkes Willen aber nicht spielen. Man vermied es, das Volk direkt fragen, ob es S21 einschließlich der Kostensteigerungen gut fände oder nicht… Das Volk entschied sich gegen das Ausstiegsgesetz, weil es den Versprechungen, es werde zu dem festgesetzten Preis zu einem bestimmten Zeitpunkt geliefert, Glauben schenkte. Alle Unwägbarkeiten wurden ganz klein geredet, und das Nein zum Ausstiegsgesetz wurde von den Befürwortern von S21 sehr schnell als Pflicht zum Weiterbauen verkauft. Aber die Frage des Volksentscheid lautete nun einmal nicht, ob gebaut werden solle, auch wenn die Kosten deutlich über 6 Mrd. steigen und die Fertigstellung möglicherweise später als 2021 eintritt und die Baugenehmigungen noch nicht alle vorliegen?“

jetzt geht es mit dem Artikel vom 14.2.2016 hier weiter:


es habe wohl Schwierigkeiten gegeben, sprich Gegner, und nun werde gebaut, berichtet Präsident Hollande in einem Fernsehgespräch am 12.2.2016, 5.21: Min.


Interview du président François Hollande aux… von elysee

Es geht um einen geplanten Großflughafen > Notre-Dame-des-Landes – L’EXPRESS. Es gibt viele Gegner und viele Befürworter. Baubeginn soll eigentlich im Herbst sein. Also schlägt der Präsident eine lokale Volksbefragung vor und erinnert dabei an S21, da habe es auch Schwierigkeiten gegeben, also habe man eine Volksabstimmung durchgeführt, und nun werde gebaut. Und genau da liegt das Problem. Über die Grenzen Schwabens hinaus, wird die Abstimmung vom 27. November 2011 so verstanden und so zitiert, als wenn es sich um eine Abstimmung um die Qualitäten und besonderen Vorteile von S21 gehandelt hätte. Auch Hollande sieht das so, man habe abgestimmt, und nun werde gebaut.

Fürs Protokoll: Das mit der Volksabstimmung war aber etwas anders: Es wurde am 27. November 2011 eine > Volksabstimmung zu Stuttgart 21 durchgeführt, so dass die Abstimmung hinterher wirklich wie eine Zustimmung zu S21 aussehen konnte. Das sieht Präsident Hollande ja nun auch so. Die Qualitäten und die Vorteile von S21 standen dabei nie zur Diskussion: 57 Tunnelkilometer gegen die wegfallenden Gleise, die auf den HBf zulaufen – die nun möglicherweise wegen Bedarf zumindest teilweise ? erhalten bleiben könnten. Die Frage an die Wähler lautete, ob sie ein Gesetz, das das Land zum Ausstieg aus der Finanzierung von S21 und damit zum Ende von S21 führen würde, unterstützen. 48,3 % der Wahlberechtigten nahmen an der Abstimmung teil. 58,9 Prozent stimmten gegen das Gesetz und damit gegen den Ausstieg des Landes aus der Projektfinanzierung. Bei der verwirrenden Abstimmungsfrage haben bestimmt einige mit NEIN gestimmt, die S21 nicht mögen. Man darf nicht vergessen, dass die Projektverantwortlichen vorher alle heiligen Eide mit Nachdruck schworen, die Kosten würden 4.87 Milliarden Euro nicht übersteigen. Gutgläubig haben die Wähler den Abbruch von S21 verhindert.

Volksbefragungen sind nie ganz unproblematisch, weil die Politiker, die sie organisieren, immer versucht sind, Vorteile für ihre Pläne aus einer Befragung zu ziehen, entweder spielen sie mit der Formulierung der Fragestellung oder sie nutzen die Ergebnisse, um ihre eigene Machtposition zu stärken. Es gibt gute Gründe, weshalb das Grundgesetz die Volksbefragung so stark einschränkt. Das kann man in einem kurzen Tweet an die Adresse von Präsident Hollande so ausdrücken.

Die Autobahn kommt weg: Vorbild Stadtreparatur in Lyon

Dienstag, 14. Juni 2016

Richard Schittly bringt die gute Nachricht > Lyon ne sera plus balafrée par l’autoroute A7, LE MONDE, 11.06.2016. In den 60er Jahren wurde die Uferstraße zur Autobahn ausgebaut. Anfang der 90er Jahre wurde schon einmal darüber nachdeacht, aber damals konnte man sich zu einem Rückbau der Autobahn noch nicht durchringen. Gérard Collomb, Bürgermeister von Lyon und Senator hat das Projekt jetzt aber doch auf den Weg gebracht. Alain Vidalies, Staatssekretär für das Transportwesen, unterstützt ihn. Die Autobahn soll in den nächsten 15 Jahren einem Boulevard mit Bäumen weichen. Die täglichen 16000 Autos müssen eine Umgehungsstraße bekommen.

Auch in deutschen Städten haben Autofreaks die Gunst des Wiederaufbaus noch bis in die sechziger Jahre genutzt und kreuzungsfreie Stadtautobahnen über und unter der Erde gebaut. Ulm ist ein Beispiel dafür, wie solche Schäden erfolgreich repariert werden können: das Projekt hieß > Neue Mitte Ulm und damit wurde in der Mitte der Schnellstraße durch die Stadt der Geschwister-Scholl-Platz errichtet, der das Quartier um das Münster mit der Altstadt so erfolgreich wiederverbindet. Stadtreparatur nennt man ein solches Vorhaben, das viele andere Städte auch dringend würden, würde sich die Verkehrsvernunft erst einmal durchsetzen. Je mehr Straßen, um so mehr Autos werden angesaugt. Überall gibt es große Straßen, an deren Enden sich alles staut.

Stuttgart könnte vom Lyoner Projekt sehr viel lernen:

Hier gibt es > eine bis zu 14-spurige Schneise durch die Stadt, auf der Durchfahrer und Hin-und Herfahrer, weil man die Schneise nicht einfach so queren kann, sich begegnen.

Zitieren wir aus unserem Beitrag vom Juni 2011 > Stadtreparatur in Stuttgart (II): Die Hauptstätter Straße:

„Also nochmal:

40 Prozent sind Hin-und Herfahrer *
30 Prozent nutzen die Stadtautobahn, weil es sie gibt, ohne sie
würden sie den Zielort ihrer Fahrt direkt ansteuern
30 Prozent sausen wirklich von der Filderstraße bis zum Neckartor auf der Stadtautobahn
und gehören eigentlich nicht in die City
20 Prozent machen ohnehin Fahrten unter 3 oder 4 Km

120 % – das sind nur Schätzungen, aber diese Größe legt nahe, dass wir diese Stadtautobahn nicht brauchen und schon gar nicht den Tunnel, denn Tunnel brauchen Ein- und Ausfahrten, die für den Stadtboden gestaltungsmäßig verloren sind.

Ulm hat es Stuttgart vorgemacht: > Das Modell für Stuttgart: Die neue Mitte Ulm

* Die Hin-und Herfahrer: „Wieso brauchen wir mitten in der Stadt so viele Spuren? Unsere Blogleser kennen schon die Rechnung: 35 % Hinundherfahrer, die nur den nächsten U-Turn suchen, 35 % fahren hier, weil es bequemer ist, als direkt den Zielpunkt anzusteuern, 20 % könnten auch eine Parallelstrasse nutzen, 10 % brausen nur mal eben vom Marienplatz biz zum Neckartor durch, könnten auch woanders fahren. Wer braucht die Hauptstätter Strasse eigentlich?“ Dies steht hier: > Die autogerechte Stadt (III): Der Österreichische Platz.“

Die beiden > getrennten Stadtteile würden wieder miteinander verbunden, die Wunden der Nachkriegszeit würden endlich geheilt werden. Einfach einen Teil der Fläche der Hauptstätterstraße bebauen und vielleicht eine Straßenbahnlinie oberirdisch vom Marienplatz zum Neckartor einrichten, wie der > Architekt Roland Ostertag dies schon 2010 vorgeschlagen hat. > Stadtreparatur in Stuttgart (II): Die Hauptstätter Straße.

Frankreich macht es mit der Stadtplanung vor – man muss nur genauer hinsehen:

> Nachgefragt: François Grether, architecte et urbaniste

Siehe auch:

> projets-architecte-urbanisme.fr