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Archiv für die Kategorie 'Stuttgart 21'

Stuttgarter Hauptbahnhof: Der Abriss des Nordflügels

Mittwoch, 25. August 2010

Heute abend war das Verkehrschaos in der ganzen Stadt zu spüren. Auf den Straßen rund um den Hauptbahnhof ging nichts mehr. Am frühen Nachmittag hatte ein Bagger begonnen, den Nordflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abzureissen:

Schade. Die Bauherrn müssten das Projekt besser erklären, besser rüberbringen. Es ist nur zu hören, S 21 sei unumkehrbar. Es ist unklug, jetzt zuerst ein denkmalgeschütztes Gebäude einzureissen, dass in sich ein einzigartiges Zeugnis dieser Art von Architektur in Deutschland ist. Diese Aktion ist ganz schlechte PR und überhaupt nicht geeignet, die Werbekampagne, Die guten Argumente überwiegen zu untermauern. Dieser Kampagne fehlt die Basis, da sie selbstherrlich für sich die guten Argumente definiert und reklamiert und die der Kritiker dadurch von vorneherein als schlecht zu verstehen gibt. Das ist das Gegenteil von gutem Bürgerdialog, der Neugier auf die Zukunft weckt. Statt das > Urteil zum Hauptbahnhof am 6.Oktober abzuwarten, werden schnell Fakten geschaffen, das verärgert die Kritiker noch mehr, das ist unklug, gibt dem Projekt schlechte Presse und verhärtet die Fronten. Schade. Gute PR fährt nicht auf Konfrontationskurs.

> Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010
> Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010

Dienstag, 13. Juli 2010

Fakten schaffen oder besser Fakten beseitigen, das soll von August bis September in Stuttgart passieren:

> Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

4,1 Milliarden soll das Projekt kosten. „Aber es stimmt die Region nur dafür Milliarden von Bahn, Bund, Land und EU bekommt,“ war heute morgen auf einer Plakatwand zu lesen. Toll, dann haben die Region oder die Stadt gar keine oder kaum Kosten. Das Argument ist natürlich bestechend, und was man geschenkt bekommt, muss man ja auch annehmen, wär schad um das schöne Geld. Und wenn man mehr braucht, wird das schon irgendwo herkommen.

Und woanders steht auf einer Plakatwand… wo war das denn noch, ach, die stand ganz versteckt irgendwo…

“ Es stimmt, dass für Stuttgart 21 die Seitenflügel des Bonatzbaus abgerissen werden. Es stimmt aber auch, dass seine historische Substanz mit Raum, Halle und Hauptgebäude erhalten bleibt.“ Dann ist das ja doch nicht so schlimm. Mit den Seitenflügeln wird zwar der Gundgedanke und Anspruch des Denkmalschutzgesetzes beschädigt. Da helfen keine Spitzfindigkeiten. Aber im Großen und Ganzen bleibt das Gesetz ja unangetastet und unbeachtet. Mit der Zeit nimmt die Schutzwürdigkeit der denkmalgeschützten Gebäude ab. “Das Erhaltungsinteresse an dem Gesamtwerk Stuttgarter Hauptbahnhof wird durch den Zeitablauf von mehr als 54 Jahren seit dem Tod des Urhebers geschwächt.” ( > Landgericht Stuttgart, 22.4.2010). Mit der Zeit gelten Gesetze immer weniger, könnte der Bürger daraus folgern.

Statt eine sinnvollen Bürgerbeteiligung für S21 zu inszenieren nach dem Vorbild der Neuen Mitte Ulm, fährt die Bahn auf Konfrontationskurs und will in der Sommerpause, wenn möglichst viele Stuttgarter um Urlaub sind, die Hacke an den Nordflügel legen. Und wer erklärt den Bürgern den Zeitplan für das Projekt? Wenn die Projektbeteiligten doch nur ein Konzept für eine Bürgerbeteiligung hätten. Der Abriss der Nordflügels vor der Gerichtsverhandlung am 6. Oktober 2010 ist die allerschlechteste PR-Aktion, die man sich überhaupt nur vorstellen kann. Nichts drängt dazu, den Nordflügel vorher niederzulegen. Die Bahn und die anderen Projektbeteiligen würden Punkte sammeln, wenn sie den Abbruch erst einmal aussetzen und ihre PR-Arbeit nachhaltig renovieren würden. Die PR-Aktion > Die guten Argumente überwiegen ist total missglückt, weil sie keinen Widerspruch duldet oder ihn gar nicht wahrnehmen will und ihn allenfalls einfach für falsch erklärt. Die Kernbotschaft dieser Kampagne lautet nicht, S 21 ist klasse, sondern sie lautet, die Argumente für S21 sind richtig und andere Argumente sind eben nicht gut. Die Auftraggeber für diese Kampagne wären besser beraten gewesen, wenn ihre Agentur uns Bürgern eine Perspektive für S 21 aufzeigen würde anstatt die Argumente der Gegner einfach für nicht gut zu erklären. „Wir brauchen keinen Dialog, S 21 wird gebaut,“ hätte auch auf den Plakaten stehen können.

> Der Stuttgarter Hauptbahnhof – Ein Meisterwerk der Architektur

Meine Prorität in Stuttgart wäre eine sinnvolle Entwicklung der Innenstadtquartiere, wozu der Abriss der Paulinenbrücke und die Sanierung der Hauptstätter Straße in Stuttgart als erste Maßnahme zählen würde. Die Paulinenbrücke trennt wie eine überdimensionierte Panzersperre als Relikt einer autofreundlichen und weitgehend fußgängerfreien Stadt zwei Stadtteile, lässt sie sich nicht entwickeln und zwingt die Anlieger und Bauherren sich nach ihr zu richten. Die Hauptstätter Strasse benötigt ein neues Mobilitätskonzept. Sie trennt Stadtteile, da helfen auch nicht die beiden Fußgängerüberwege. Wie viele der Autos auf den 10 Spuren wohl nur Hin- und Herfahrer auf der Suche nach dem nächsten U-Turn sind; sie wollen die Hauptstätterstrasse bloß überqueren? > Vorrang für die Autos auf 10 Spuren. Es gibt ein Konzept für S21, aber es gibt kein Konzept für die Entwicklung der Innenstadt und die gravierenden Schäden, die durch eine falsche Verkehrsplanung angerichtet worden sind.

Der neue Stuttgarter Hauptbahnhof
Bauen ohne Bürgerbeteiligung. Geht das gut?

Sonntag, 30. Mai 2010

Am 30.5. 2010 berichtet Thomas Faltin in der Stuttgarter Zeitung über „Planung des neuen Hauptbahnhofs“ > Bürger dürfen sich nicht beteiligen.

Die Bahn AG und die Stadt Stuttgart wollen keine Bürgerbeteiligung zum neuen Hauptbahnhof. Das kam bei einem Gespräch heraus, an dem Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, die Bürgermeister Matthias Hahn und Dirk Thürnau, der Stuttgart-21-Sprecher Wolfgang Drexler sowie Ortwin Renn von der Universität Stuttgart teilgenommen haben. Die Stadt Stuttgart will lediglich die Planungen zur Innenstadterweiterung, die ab 2019 auf dem Gebiet der heutigen Gleisanlagen stattfinden soll, nachdem das denkmalgeschützte Überwerfungsbauwerk verschwunden sein wird, mit den Bürgern zu besprechen.

Die Lage ist äußerst fatal. Man versucht eine bessere Kommunikationspolitik, und man macht genau jetzt dem Bürger klar, dass seine Meinung beim Bahnhofsprojekt unerwünscht ist. Das ist schade, und das verstärkt den Eindruck, dass die Bauherren versuchen, schnell noch ein paar Fakten zu schaffen, bevor ihnen die Kosten, die Wählerstimmen und die Zustimmung der Befürworter davonlaufen.

Selbst die Website Das neue Herz Europas ist heute schon veraltet: > 22.04.2010 – Landgericht Stuttgart vertagt Urteil zum geplanten Abriss der Seitenflügel des Bonatzbaus (Noch am 30.5., 19 h online) ?? Ist den Bauherrn das jüngst ergangene Urteil des Landgerichts doch irgendwie peinlich? Vielleicht möchten sie das auf ihrer Website gar nicht kommentieren, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wollten wirklich demnächst die denkmalgeschützten Seitenflügel abreißen. Das Gericht hat ja die Verletzung des Denkmalschutzes erlaubt. Man muss ja auch nicht alles verstehen, aber irgendwie scheint das Denkmalschutzgesetz für den > Stuttgarter Hauptbahnhof und seine Umgebung nicht zu gelten: DSchg: § 1, Abs. 1: „(1) Aufgabe des Denkmalschutzes und der Denkmalpflege ist es, die Kulturdenkmäler (§ 3) zu erhalten und zu pflegen, insbesondere deren Zustand zu überwachen, Gefahren von ihnen abzuwenden und sie zu bergen.“ Auf der Website Das neue Herz Europas steht davon nichts. Man scheut wohl die Auseinandersetzung über das Thema und möchte das auch nicht den Befürwortern zu nahe kommen lassen. Oder?

Aber schon vor dem Urteil stand auf der Website unter einer der > „zehn wichtigsten Fragen“ als Frage 5: „Wird der Stuttgarter Bahnhof abgerissen?“ Und die Antwort lautet: „Nein, der denkmalgeschützte Stuttgarter Hauptbahnhof (Bonatzbau) bleibt erhalten.“ Und im zweiten Satz der Antwort steht: „Entfernt werden nur die Seitenflügel, die mit dem neuen Durchgangsbahnhof ihre Funktion verlieren.“ Da gibt es für die Öffentlichkeitsarbeit der Bauherren viel zu tun, um solche Aussagen verständlich zu machen. Die Seitenflügel verlieren keineswegs ihre Funktion, sie stehen im Weg. Eigentlich nur Teile von ihnen, aber sie sind mit den neuen An- und Unterbauten nicht kompatibel, also werden sie abgerissen. Und wann werden uns die Bauherren erklären, dass der Bahnhofsturm und der Rest des Bonatzbaus wegen der fehlenden Seitenflügel oder wegen erhöhten Platzbedarfs des neuen Bahnhofs ihre Funktion verloren haben?

Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

Donnerstag, 20. Mai 2010

In der Entscheidung vom 20.5.2010 zeigt sich, dass das > Landgericht Stuttgart keine Gründe sieht, den Abriss der Seitenflügel des Stuttgarter Hautbahnhofs zu verhindern. Möglicherweise wird man nicht mal einen > Bauzaun aufstellen, sondern die Abriss-Bagger kommen vielleicht eines Tages wie damals an der Willy-Brandt-Straße im Morgengrauen, um die Fakten zu beseitigen:

EIn bisschen schuldbewußt sind die Bauherrn schon, da der Abriss der Seitenflügel verniedlicht wird. So schlimm wird es ja gar nicht: „Bonatzbau bleibt vollständig (Hervorhebung w.) erhalten bis auf die Seitenflügel,“ steht auf der Website Das neue Herz Europas: > http://www.das-neue-herz-europas.de/das_bahnprojekt/neue_bahnhoefe/hauptbahnhof_stuttgart/default.aspx. Stimmt ja gar nicht. Es wird ein Rumpfgebäude werden, das nicht nur seiner Teile, sondern auch seiner Funktion beraubt wird. Wird man den Rumpf umgehen müssen, um in den neuen Bahnhof hinunterzusteigen? Immerhin der Rest-Bonatzbau darf stehenbleiben, um, etwa eine Hälfte des neuen Bahnhofdaches zu verdecken. Und in der Architektursprache werden beide Teile die Wölbung über den acht Gleisen mit den schmalen Bahnsteigen und der Bonatzbau stumm sein, weil sie sich nichts zu sagen haben.

Die Betonschneise durch den Teil der Bahnhofshalle, wo heute die Gleise enden, soll weit in den Schloßgarten hineinreichen. Die alten Platanen müssen dem Beton weichen und werden durch mehr oder weniger schnell wachsende Bäume auf dem von Gleisen freigeräumten Schienenfeld ersetzt. Da darf man fragen: Kann man einen Park – fernab der heutigen City – vom Reißbrett bauen? Parks haben eine lange Geschichte, der neue Park wird eine lange Bauzeit haben und zum Durchradeln in die Stadt genutzt werden. Die Gleise abräumen und dort den Park bauen? So einfach ist das nicht. Denn, was passiert mit dem Überwerfungsbauwerk? Es steht doch auch unter > Denkmalschutz, mit dem man es in dieser Stadt offenbar nicht so genau nimmt. Und mit Bezug auf den Bahnhof einschließlich seiner Seitenflügel darf man fragen: Was schützt der Denkmalschutz, die Substanz eines Bauwerkes, wo hört die auf, wo fängt die an? Oder gilt der Denkmalschutz für ein ganzes Bauwerk? Und wie steht es um das Urheberrecht? Gilt es 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers oder verkümmert es langsam? So im Alter von 35 Jahre oder 54 oder 55 Jahren, bis es dann allmählich aufhört? Und die Nachfahren das Erbe schon geteilt und vernichtet haben? Zitat: „Das Erhaltungsinteresse an dem Gesamtwerk Stuttgarter Hauptbahnhof wird durch den Zeitablauf von mehr als 54 Jahren seit dem Tod des Urhebers geschwächt.“ ( > Landgericht Stuttgart, 22.4.2010)

Und was passiert vor dem Bahnhof? Wie wird der neue Bahnhof an die Stadt angeschlossen? Wie steht es um die > Platzkultur in Stuttgart? Aber die Reisenden, die nicht aussteigen müssen, werden von der Stadt nicht viel sehen. Heute kommt man in der Stadt an. Man muss zwar erst durch den U-Bahn-Schacht, bevor sich die Königsstraße vor einem auftut, aber am > Empfangsszenario könnte ja noch gearbeitet werden.

Um was geht es eigentlich? Wie sehen die Seitenflügel aus? Besonders der auf der Seite des Schloßgartens? Gehen wir mal zum Hauptbahnhof und daran entlang.

Eigentlich sollte man vom Ausgang des Hauptbahnhofs auf gleicher Ebene in die Königsstrasse schreiten können, wenn da nicht die vier Fahrbahnen und die Kette wären, die die beiden Fahrtrichtungen voneinander trennt.

Was wird auf dieser Hinweistafel eines Tages stehen, wenn sie eine Gedenktafel geworden ist? Der Hinweis auf den Schloßgarten wird verschwunden sein. Dann steht da vielleicht: Zur neuen Parklandschaft hinter dem Bahnhof. Oder auf dem Schild kann dann lesen: „Ruine des von Paul Bonatz und Friedrich Scholer erbauten Hauptbahnhofs…. Das Mauerwerk aus verschiedenen Natursteinarten betont – Hier braucht man nur ein „e“ anzuhängen, – den monumental-archaischen Eindruck.“

Stuttgart 21 A 1 und die Bibliothek 21

Sonntag, 14. Juni 2009

Ortsbesichtigung: Der > Pariser Platz im > Europaviertel S21 A1:

Pariser Platz

Hier wächst die Bibliothek 21 aus dem Boden:

Bibliothek 21

Nach wie vor weiß ich noch nicht, wie das Viertel belebt werden soll. Vielleicht wird die Bibliothek rund um die Uhr geöffnet sein? Wie auch immer, sie wird bestimmt eine Attraktion werden, die Besucher und Leser anziehen wird, aber nur zeitweise. Das neue Viertel benötigt eine dauerhafte Belebung und eine geschickte Anbindung an die Stadtquartiere in unmittelbarer Nachbarschaft.

Jetzt entstehen schon 2 neue Straßen, die vom Pariser Platz aus in Richtung der Bibliothek 21 führen. Hier zwei Fotos einer der beiden Strassen mit je einem Blick Richtung Innenstadt und ein Blick Richtung Norden.

A1 S21

A1 S21

Die Frage Kann man einen Stadtteil aus der Retorte schaffen? habe ich im Vortrag im November 2007 untersucht: > Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (IV)

Noch zwei letzte Blicke in den Schlossgarten

Donnerstag, 16. April 2009

Solange die Bauphase 2 („Zwischen den Seitenflügeln des Bonatzbaus und im Schlossgarten entsteht abschnittsweise der neue Hauptbahnhof Stuttgart.“) noch nicht begonnen hat, schnell noch zwei letzte – fast schon wehmütige – Blicke in den Schlossgarten. Sind Sie schon mal von Bad Cannstatt bis zum Schlossplatz mit dem Fahrrad gefahren? In welcher Großstadt kann man so weit durch die Stadt durchfahren? Gerade wurde die Brücke über die > Schillerstraße renoviert.

Stuttgart - Schlossgarten

Die > Schillerstraße hat es vorgemacht. Offenkundig kann man parallel dazu den Stadtpark mit dem Bahnhofsdach zubetonieren – gegen das Grundgesetz der Stadt (Roland Ostertag), die sich um Neckar hinorientiert. Wenn für den Schlossgarten eine andere Lösung gefunden würde, könnten alle Beteiligten etwas aufatmen. Der „neue Hauptbahnhof Stuttgart“ mit seinen Lichtaugen ist eine architektonische Notlösung. Er kann nicht tiefer liegen, deshalb erhält er eine Verlegenheitslösung als Dach, die heute aus stadtplanerischen und ästhetischen Gründen überholt ist. Sein größter Mangel ist es, dass seine eigentliche Funktion, die Menschen zu empfangen und auf die Reise zu schicken im Untergrund stattfindet; die oben sichtbaren Teile sind Beiwerk, und dem Architekten ist es nicht gelungen, aus diesem Deckel ein Bauwerk zu machen, das einen Bezug zu den umliegenden Gebäuden entwickelt, so wie der > aktelle Stuttgarter Hauptbahnhof ihn offenkundig hat – wenn auch seine > Anbindung an die Stadt stark verbesserungsdürftig ist.

Stuttgart - Schlossgarten

Die Augen des neuen Bahnhofsdach sammeln Licht ein, und die Menschen über dem Bahnhof befinden sich in einem merkwürdigen Niemandsland, dessen Oberfläche möglicherweise schon bald nach einiger Zeit wie jetzt schon die Steinplatten rund um das neue Kunstmuseum am Schlossplatz unansehnlich sein wird. Ein Bezug zwischen dieser Betonwüste und dem Schlossgarten wird nur durch die unmittelbare Nachbarschaft beider hergestellt, aber durch keine gemeinsame Funktion.

Alle Fotos auf diesem Blog, soweit nicht ausdrücklich anders vermerkt:
(c) Heiner Wittmann, 2009.

Architektur im Stuttgarter Literaturhaus
Von der Missachtung des Denkmalschutzes unserer kulturellen Vergangenheit und Zukunft

Samstag, 21. März 2009

Am 20. März 2009 fand im Stuttgarter Literaturhaus zusammen mit dem Architekturforum eine Veranstaltung statt, zu der Roland Ostertag Professor Gottfried Kiesow, den ehemaligen Präsidenten des Landesamtes für Denkmalpflege des Landes Hessens, Ehrenbürger vieler Städte und Vorstandsvorsitzender > Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eingeladen hatte.

Wenn den Seitenflügel des Hauptbahnhofs etwas angetan wird, will Professor Kiesow kommen und sich dort anketten. Hören Sie seinen Vortrag und die ansschließende Diskussion.

Sie können hier die > Einführung und den > Vortrag und die Diskussion hören.

Roland OstertagRoland Ostertag begrüßte den Gast des Abends. Dabei erinnerte an die vielen Problemfälle der Stadt, an den „Abrissfuror“ in der Stadt, das alte Haus des Kunstvereins, das Kaufhaus Schocken, die Akademie hinter dem Schloss, die Ruine des Rathauses, Teile des Hospitalviertels, der Rosensteinpark, die Bedrohung des Hauptbahnhofs, die mühsame und noch nicht gesicherte Rettung der Ruine des Lusthauses im Mittleren Schlossgarten, an den Abriss der Häuser an der Willi-Brand-Strasse. Besonders Eingriffe musste der Stadtgrundriss erleiden, den Ostertag als das „Lesebuch“ einer Stadt bezeichnet.


ca. 6 Minuten

Gottfried KiesowIn seinem Vortrag erläuterte Professor Gottfried Kiesow historische und kulturelle Grundlagen des Denkmalschutzes in Deutschland.

Besonders für die Stuttgarter, die mit ihrer Stadt nicht besonders behutsam umgehen, hat dieser Vortrag eine große Bedeutung. Immer wieder müssen neue Initiativen gegründet werden, weil die Abrissbagger schon unterwegs sind, manchmal gleich zu dritt im Morgengrauen anrücken, um eben mal Platz zu schaffen.

Jetzt stehen > die Seitenflügel des von Bonatz erbauten Stuttgarter Hauptbahnhof möglicherweise zur Disposition, wenn S 21 wirklich realisiert werden sollte.

> Hauptbahnhof Stuttgart, S21, PA 1.1 – Bauüberwachung Gleisvorfeld und Bahnsteigverkürzung

Eines Morgens werden die Stuttgarter plötzlich Baulärm hören:

Ein einzigartiges Ensemble mit dem Gleisvorfeld würde zerstört werden, wenn der Bahnhof um 90 Grad gedreht und unter dem Fußboden des heutigen Bahnhofs und teilweise unter dem Schlossgarten eingegraben würde.

In dieser Situation kommt Gottfried Kiesow und erinnert die Zuhörer im Literaturhaus und damit auch die Stuttgarter an die kulturellen und juristischen Regeln, aber auch an die Chancen, Aufgaben und Pflichten des Denkmalschutzes. Was kann man tun, wurde er im Verlauf der Diskussion (hier in etwas gekürzter Form zum Nochmal-Anhören) gefragt, in der den Stuttgartern einige wichtige Ratschläge gab.

Der Vortrag von Professor Gottfried Kiesow:

Auszüge aus der anschließenden Diskussion. Zuerst kommt die Frage eines Besuchers:

Aus der Programmankündigung:

„Während in der Bevölkerung der Denkmalschutzgedanke stark verankert ist, hat er in der Politik vor allem der Länder und mancher Kommunen einen geringen Stellenwert. Rund 170.000 Förderer der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ haben bisher mehrere Millionen Euro gestiftet. 2008 sogar mehr als 2007, rund 14 Millionen Euro. Am Tag des offenen Denkmals 2008 haben rund 4 Millionen Bundesbürger Kulturdenkmäler, besonders solche, die sonst nicht zugänglich sind, besichtigt. Das Institut Allensbach hat bei seinen Befragungen festgestellt, dass über 60 % den Denkmalschutz für sehr wichtig halten. Während die Länder ihre Etats für den Denkmalschutz drastisch gekürzt haben, hat der Bund seine Aufwendungen verstärkt, obwohl die Länder ihn unter Hinweis auf ihre Kulturhoheit ständig daran hindern wollen. Zum Bundesprogramm der Bundesregierung gehören 150 Millionen Euro für Stätten der Weltkultur auf der UNESCO-Liste und dreimal 40 Millionen im Etat des Staatsministers für Kultur und Medien im Kanzleramt für Baudenkmäler, ferner die Ausdehnung des Förderprogramms Städtebaulicher Denkmalschutz auf die westlichen Bundesländer.“

S 21 bedroht die ehemalige Bundesbahndirektion, von der bis auf die Vorderfront, alle Gebäudeteile weichen müssen:

Das ehemalige Hotel Silber, Sitz der Gestapo, ist durch das DaVinci-Projekt bedroht:

Die Stuttgarter haben noch nicht vergessen, wie die Häuser an der Willy-Brandt-Strasse gleich mit mehreren Baggern in 6 Stunden zerstört wurden.

Ein Lichtblick ist die Ruine des Lusthauses, der jetzt endlich – aber erst nach lautstarkem Protest – amtliche Aufmerksamkeit zukommt:

Betrachtet man sich aber die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs müssen sich die Stuttgarter fragen lassen, ob sie die Amputation dieses Bahnhofs wirklich zulassen wollen?

14 Spuren sind zuviel

Freitag, 28. November 2008

Ergänzung:

> www.masterplan-koeln.de/

> Regiebuch für ein schöneres Köln WDR

Beobachtet man den Verkehr auf Stuttgarts Stadtautobahn Hauptstätter Straße, dann fällt auf, dass ein großer Teil des Verkehrs aus Hinundherfahrern (ca. 40 %) besteht, die die Straße überqueren wollen, aber statt geradeaus zu fahren rechts abbiegen müssen, bis zur nächsten Abbiegemöglichkeit nach links fahren zu können und dann irgendwann wieder nach rechts abzubiegen. Der Traum von der autogerechten Stadt kann nur in zwei Richtungen geträumt oder gefahren werden.

Zählt man zu diesen geschätzten 40 % von Hinundherfahrern noch 20 %, die die Stadtautobahn aus Bequemlichkeit nutzen, die aber auch direkt zu ihrem Ziel in der Stadt fahren könnten, dann noch die 10 % Parkplatzsucher, dann noch die ca.15 %, die durch statt um Stuttgart fahren, wie der große Langholztransporter, den ich dort neulich gesehen habe, haben wir noch 15 % Verkehr, der weiterhin auf nur 4 Spuren dort rollen dürfte, wenn die Stadtautobahn endlich wieder zurückgebaut würde.

Ohne Stadtarchitekt zu sein, weiß man doch, dass das Hauptübel der Stadtautobahn darin besteht, Autos anzuziehen, statt zu ihrer Verteilung beizutragen. Der Stau an ihren beiden Enden im Berufsverkehr widerlegt das Gerede vom Sinn ihrer Existenz.

Immer wieder habe ich hier über dem Unnutz der 14 Spuren auf der > Hauptstätter Straße geschrieben, für die Professor Roland Ostertag schon letztes Jahr Pläne für eine Überbauung, für eine Reparatur dieser Kriesgswunde vorgelegt hat.

Jetzt hat der Architekt Albert Speer in Köln die Reparatur der Kölner Nord-Süd-Fahrt angeregt: Im Deutschlandfunk wird er mit diesen Worten zitiert: „Zum Teil hat die Nord-Süd-Fahrt acht oder neun Parallelspuren nebeneinander. Das sind Umfahrungen und Abbieger-Spuren und was weiß ich was: Dinge, die man alle nicht mehr braucht, die man heute auch so nicht mehr machen würde. Also, wir schlagen vor, die Nord-Süd-Fahrt zu einer normalen innerstädtischen, viel befahrenen Straße zu machen, aber nicht zu einer Autobahn, die quer durch Köln durchgeht.“

> Kölns Zukunft. Albert Speers „strategischer Masterplan“ für die Domstadt,
von Christine Heuer

Die Ulmer haben das auch geschafft: > Die neue Mitte Ulm.
DLF, 27.11.2008

Genauso wie es um das Gebiet und Projekt S21 nur wenige Überlegungen gibt, wie diese neue Stadtzentrum an die Stadt angeschlossen werden soll, so gibt es auch in bezug auf den unterirdischen oder tiefergelegten Hauptbahnhof keine publikumswirksamen Vorschläge, wie die neuen Ensembles sich an ihre Umgebung anpassen werden. In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Entwicklungspläne für die Stuttgarter Innenstadt oder das Stadtgebiet entweder nicht vorhanden sind oder keinen Zusammenhang untereinander aufweisen. Denn würde es so etwas in Stuttgart geben, käme man nicht auf die Idee, die > Kulturmeile in einem Tunnel zu verstecken. Es ist richtig, so stimmt das nicht, nur die Straße mit einem Teil des Verkehrs soll in den Tunnel kommen. Was zuviel ist wird versteckt? S. o.: Also zuerst den unnötigen Verkehr abschaffen, dann Möglichkeiten schaffen, dass der Verkehr von vorneherein die richtigen Parkhäuser ansteuern kann und nicht Umwege in Kauf nehmen müssen.

Man kann neue Architekturprojekte prima prüfen, wenn man fragt, passen sie in ihre Umgebung, wie sprechen sie zu ihrer Umgebung? Fördern sie die Bezüge zu ihrer Umgebung? Gibt es Bedenken bei diesen beiden Fragen, sollte man die Projekte sofort überdenken. In bezug auf die Hauptstätter Straße ist die Stadtreparatur-Notwendigkeit mehr als offenkundig.

Die Neugestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofs

Samstag, 12. April 2008

Betrachtet man das Münchner Fiasko mit der > Magnetschwebebahn DER SPIEGEL, 28. März 2008, die > Kostenexplosion beim Kölner U-Bahnbau, WDR, und bei der > Düsseldorfer Wehrhahnlinie (www.duesseldorf.de) sowie die > Ergebnisse der Studie der Beratungsfirma KCW (Frankfurter Rundschau) bezüglich der Folgen der Bahn-Reform fällt es schwer, den Beteuerungen, die Drehung und Tieferlegung des > Stuttgarter Hauptbahnhofs im Rahmen von Stuttgart 21 seien bestens kalkuliert und werde im errechneten Rahmen bleiben, zu glauben. Die > Planung mit Stand vom 23. Juni 2006 berücksichtigt viele Details des Bahnhofs läßt aber das Umfeld des neuen Bahnhofs ganz außer Acht. Ob die Verkehrsanbindung mit der Trennung des Hauptbahnhofs von der Innenstadt durch den > Arnulf-Klett-Platz so bleiben wird?

Vielleicht habe ich in der Flut der Informationen über die Neugestaltung des Hauptbahnhofs etwas übersehen, aber eine stadtarchitektonisch sinnvoll durchdachte Neugestaltung oder Integration des Hauptbahnhofs in sein Stadtviertel ist mir bisher nicht aufgefallen. Und dabei wäre ein Nachdenken über Alternativen beim Stand der Dinge doch gerechtfertigt.

War der vierspurige Ausbau des Arnulf-Klett-Platzes wirklich notwendig?

Könnte man den Verkehr nicht vorher so verteilen, daß er sein Ziel erreicht? Wieviele der vorbeibrausende Autofahrer wollen wirklich ihre Liebsten zum Bahnhof bringen oder abholen? Ein Platz vor dem Bahnhof ohne störende Kette, ein Platz der einlädt, die Stadt zu betreten, ein Platz der die Besucher in die Stadt hineinzieht, das wärs doch! Ein PLatz, so wie in > Straßburg.

P.S. Mittlerweile gibt es neuen Beitrag über den > Hauptbahnhof in Straßburg auf dem Frankreich Blog.

Stadtplanung und soziale Netzwerke im Web 2.0 (IV)

Sonntag, 25. November 2007

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Stuttgart 21

Dienstag, 24. Juli 2007

Die Stuttgarter Zeitung bietet auf Ihrer Website Sonderseiten zu Stuttgart 21 als Download an.