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Archiv für die Kategorie 'Stadtplanung'

Der Fall Silber. Ein Skandal

Dienstag, 22. Februar 2011

Wenn die prunkvollen und ausladenden Neubaupläne am Stuttgarter Karlsplatz realisiert werden, die einen der schönsten und wenigen Plätze Stuttgarts mit einer Glas- und Betonfassade erdrücken wird, soll das > Hotel Silber in Stuttgart nach Vorstellung der Investoren der Spitzhacke zum Opfer fallen. Das Hotel Silber stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es beherbergte von 1938 bis 1945 die Staatspolizei-Leitstelle Stuttgart für Württemberg und Hohenzollern. Im September 1944 wird der Westteil des Gebäudes bis zum 2. Obergeschoss bei Luftangriffen zerstört.

Rasch wieder restauriert wurde es bereits 1946/47 zur Dienststelle der Stuttgarter Kriminalpolizei. 1984/85 wird das Gebäude vom Innenministerium übernommen. Heute erinnert lediglich eine von außen nicht direkt sichtbare Gedenktafel im Eingang an die Verbrechen, die in diesem Gebäude begangen wurden.

Jetzt ist ein Buch von Roland Ostertag erschienen, das die Geschichte des Hotels Silber in der Dorotheenstraße 10 und die dort von der Gestapo verübten Verbrechen berichtet. Das Buch ist auch ein Anlass, beispielhaft den Umgang mit ähnlichen Gedenkstätten in anderen Städten vorzustellen: die Ausstellung Topographie des Terrors, die an die Zentrale der Massenverbrechen des NS-Regimes erinnert, oder die Gedenkstätte und NS-Dokumentationszentrum in Köln, die NS-Dokumentationszentren in München oder in Nürnberg. Nie wieder, sagen deren Besucher.

Und in Stuttgart? Da klingt das Nie wieder, etwas anders. Hier soll das Gebäude abgerissen werden. Die Befürworter des Abrisses meinen oder meinten, es sei ja keine Substanz mehr vorhanden, die an die Gestapo-Taten erinnert. Roland Ostertag zeigt, dass die Dokumente und auch das Gebäude offensichtlich eine andere Sprache sprechen und setzt sich mit Nachdruck für den Erhalt des Hotels Silber ein. Er nennt den Fall einen Skandal und meint damit das Ansinnen, diesen Ort verschwinden zu lassen. Er erhielt auch die Unterstützung der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V.. deren Bundesmitgliederversammlung am 6. November 2010 einstimmig eine > Entschließung zugunsten des Hotels Silber fasste: „…Die Bundesmitgliederversammlung der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie fordert die Planungsträger auf, im Rahmen des anstehenden Bebauungsplanverfahrens, diesen historischen Ort als Zeugnis des NS-Gewaltregimes in seiner baulichen Substanz zu erhalten, in geeigneter Weise in den Gesamtkomplex einzufügen und zu einem NS-Dokumentationszentrum über die von diesem Ort ausgegangenen Verbrechen in würdiger Form zu gestalten.“ Der Vorsitzende der Vereinigung Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V. > Joachim Gauck wiederholte im Gespräch mit Roland Ostertag am 16. 2. 2011 Bedenken angesichts der Abrisspläne.

In seiner unverwechselbaren Art betont Roland Ostertag, das Hotel Silber als ein Teil des Lesebuchs unserer Stadt:

„Das Hotel Silber ist einer der wenigen noch übrig gebliebenen Bausteine / Gebäudetypen, aus denen die Stadt über Jahrhunderte weg bis in das 19., ja 20. Jahrhundert bestand. Die Häuser wurden nach bestimmten Regeln, condition humaine, geplant, waren stets ähnlich hoch, meist drei-, gelegentlich vier- bis fünfgeschossig, durch Nutzung und Eigentum in Länge, Breite, Höhe ähnlicher Körnung, festgelegt. Gegliedert in Sockel, Normalgeschosse, Dach. Die Öffnungen / Materialien / Fenster nehmen mit Nuancen diese Regeln auf und erklären das Haus. W. J. Siedler: „Es hätte Hadrian nicht sonderlich wundergenommen, durch europäische Großstädte des 19. Jahrhunderts zu gehen“. Unsere Gebäude definieren sich heute nur noch durch Größe, maximalen Nutzen und Volumen, sind nur Masse, voluminierte Grundstücksgröße. Das Hotel Silber ist ein bescheidener, jedoch unverwechselbarer Baustein des Lesebuchs der Stadt.“ (S. 32)

Will die Stadt Stuttgart sich diesen Verlust wirklich zumuten?

„Mit dem Hotel Silber würde nicht nur ein Stück der steinerne Stadt, des Gedächtnisses der Stadt, sondern auch die Erinnerung an das bürgerliche kulturelle Stuttgart vor 1933, die jüdische Komponente, damals wichtiger Teil des Bürgertums, ausgelöscht werden. Und nun will dieses geschwächte Bürgertum 2011 auch noch diesen Ort der Erinnerung vernichten. Nicht wie in Berlin, Köln, München, Nürnberg und anderen Städten dankbar akzeptieren und erhalten.“ (S. 217)

> Initiative Gedenkort Hotel Silber

Auf diesem Blog:

> Soll das Hotel Silber wirklich abgerissen werden? oder Wie geht die Stadt Stuttgart mit ihrer Geschichte um?
> Von der Missachtung des Denkmalschutzes unserer kulturellen Vergangenheit und Zukunft

Der Fall Silber: ein Skandal
Herausgegeben von Prof. Roland Ostertag im Peter-Grohmann-Verlag.
Mit vielen Fotos und Dokumenten.
ISBN 978-3-927340-94-7, 16,90 Euro
Vorrätig in der Buchhandlung des Literaturhauses Stuttgart

Freitag, 5.11.2010 um 20 Uhr
Unsere geschundenen Städte

Mittwoch, 3. November 2010

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe: Architektur hält Werner Oechslin im > Stuttgarter Literaturhaus einen Vortag über Unsere geschundenen Städte.

Aus der Programmankündigung:

»Das Thema ist vorgegeben. Unfreiwillig! Wer möchte sich ohne Not mit der Schinderei befassen. Eine dominierende Wirtschaftswelt besetzt unsere Städte, hat sich aber längst über jene Ökonomie hinweggesetzt, die ihren Sinn noch aus dem Wortstamm von „oíkos“ bezog und mit Aristoteles den »Haushalt« stets unter Wahrung des guten Verhältnisses der physischen, gebauten Welt und deren Nutzer, dem Menschen, von der Familie, dem Haus ins Quartier und in die Stadt hinein verlängerte. Alberti meinte es sei unbestritten, dass die Architektur dem Bedürfnis der Menschen umfassend zu dienen hätte, und nach dieser Maßgabe der Öffentlichkeit die architektonischen Massnahmen zu erfolgen hätten. Wenn das nicht mehr gewährleistet ist, dann ist es Schinderei. Die Haut geht ab!« Werner Oechslin hatte, bis zu seiner Emeritierung 2009, an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich im Fachbereich Architektur und Städtebau die Lehrkanzel für Städtebau inne. Bekannt ist er durch zahlreiche international beachtete Veröffentlichungen, Bücher, Preise, Berater vieler Städte zu diesem Thema. Er wohnt im Kloster Einsiedeln.“

Veranstalter: Architekturforum Baden-Württemberg

Werner Oechslin hat am letzten Freitagabend ein umfassendes Panorama der Verfassungsdiskussion in der Schweiz am Anfang des 19. Jahrhunderts bis zu den mit Demokratie und Freiheit zusammenhängenden Fragen der Architektur vorgestellt. Die Vielfalt dieses Abends kann ich hier in einem kurzen Beitrag nicht resümieren, aber die Lesevorschläge und -ideen die Oechslin auf eine so interessante Art vorgetragen hat, möchte ich hier in einigen wenigen Ansätzen wiedergeben. Für die einen ein Parforceritt durch die Grundlagen der Verfassungsgeschichte mit einer grandiosen Überleitung zur Architekturgeschichte, für die anderen ein Feuerwerk an wertvollen Leseanregungen, für alle eine Art Vergewisserung, wie viel Architektur, Stadtplanung und unsere Stadtlandschaften und dies keineswegs nur in Stuttgart mit dem Zustand der Gesellschaft, also mit sozialen Fragen zu tun hat.

Werner Oechslin hat mit seinem Vortrag gezeigt, dass zwischen ‚Volk‘ und Stadt ein „notwendiger oder, kantisch, vernünftiger Zusammenhang“ besteht. In diesem Sinne trug er einen Exkurs auf die grundlegende Diskussion zur Volksvertretung als einem Garanten der Lebendigkeit einer Demokratie vor. Darauf folgte der Verweis auf eine Tradition der Architektur, die das ganz wörtlich abbildet in Bauten und in einer ‚öffentlichen Stadt‘. Alles ist in der alten Vorstellung der Oekonomie (wörtlich= Haushalt) zusammengefasst… Dieser Zusammenhalt ist aber verloren gegangen, und die Wirtschaft hat sich aus ihrer haushälterischen Verpflichtung – gegenüber der Stadt – verabschiedet.

Los gings mit > Ignaz Paul Vitalis Troxler (1780-1866) und seinen Aufsätzen für das Schweizer Museum: Die Idee des Staates sowie das Wesen der Volksvertretung. Jetzt suche ich seinen Aufsatz – den er > 1816 in der Zeitschrift Schweizerisches Museum herausgab -und wenn ich ihn nicht finden sollte, hier schon mal seine (die in dem Vortrag aber nicht vorkamen) > Vorlesungen über Philosophie über Inhalt, Bildungsgang, Zweck und Anwendung derselben aufs Leben als Enzyklopädie und Methodologie der philosophischen Wissenschaften, Bern 2/1842. – Den Text von Troxler habe ich leider immer noch nicht gefunden, aber das hier: Ignaz Paul Vital Troxler, > Philosophische Rechtslehre der Natur und des Gesetzes mit Rücksicht auf die Irrlehren der Liberalität und Legitimität, Zürich 1820.

Da hat Werner Oechslin echt was angerichtet. Wenn das so weitergeht, wird dies mein längster Blogbeitrag. Hat er nicht etwa 20 Autoren genannt? Und wenn man mit Google sucht, findet man so vieles , was man eigentlich gar nicht finden will. Los geht’s. Auch das hier ist interessant: Daniel Furrer, > Gründervater der modernen Schweiz. Ignaz Paul Vital Troxler (1780-1866). Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg (CH) 2009. 660 Seiten: Hier auf S. 574 steht die genaue Fundstelle des von uns gesuchten Aufsatzes: I.P.V. Troxler, Schweizerisches Museum: Die Idee des Staates und das Wesen der Volksvertretung (1. Heft, S. 1-74); Über die Freiheit der Presse in allgemeiner Hinsicht und in besonderer Beziehung auf die Schweiz (2. Heft, S. 243-294 und 4. Heft, S. 489-534); Über die Grundbegriffe des Repräsentationssystems, 1816 (5. Heft, S. 739-756 und 6. Heft, S. 917-957). [Vollständig in: Rohr I, S. 445-599] = Adolf Rohr, Ignaz Paul Vital Troxler (1780-1866). Politische Schriften in Auswahl. 2 Bände, Bern/Stuttgart 1989, [zitiert als: Rohr I bzw. Rohr II]. Dieser Nachdruck ist natürlich im Internet nicht im Wortlaut zu finden.

Johann Caspar Bluntschli, > Das Volk und der Souverän im allgemeinen betrachtet und mit besonderer Berücksichtigung auf die schweizerischen Verhältnisse. Für Gebildete, Zürich 1831, S. 59:

Sie können auf die Zitate klicken und schlagen dann das Buch an der richtigen Stelle auf. Gut nicht? In vielen Büchern können Sie auch bestimmte Wörter suchen. So habe ich auch die hier angezeigten Zitate gefunden.

Den Text von Hilthy, Theoretiker und Idealisten der Demokratie lässt sich auch nicht auf Anhieb finden, dafür aber eine > Besprechung seines Aufsatzes in : Die Grenzboten, Band 28, Ausgaben 3-4, S. 121. – Dann kam Kants > Kritik der praktischen Vernunft dran. Hier Leipzig 6/1827. Dann Kants > Kritik der Urtheilskraft (Ausgabe von 1837) – Urtheilskraft mit ‚h‘ schreiben, sonst findet Google-Books nicht das Exemplar, was vollständig angezeigt wird. Und der von Oechslin zitierte Ausschnitt findet sich in dieser Ausgabe auf S. 150:

Eine Zwischenbemerkungen und dann wurde Marc Antoine Laugiers > Essai sur l’architecture von 1753 angezeigt. Wiederumg trug Oechslin eine bestimmte Stelle vor und stellte sie in den Zusammenhang seines Vortrags:

.

Er schreibt auch noch mehr über die Eingangsportale der Städte:

Wenn man das Buch in der Online-Bibliothek Gallica der Französischen Nationalbibliothek aufsucht – meine Lieblingswebsite – und auf der eigenen Website anzeigen will bekommt man gleichen > „lecteur exportable“ mit auf den Weg/die Website – dann sieht das so aus, und Sie können drin blättern und mit einem Klick auf das Buch die Seiten vergrößern:

Leider zeigt das IPad, das keine Flash-Anwendung darstellen kann – das folgende Buch hier nicht an:

Wir machen noch weiter? Früher hat man seine Notizen ab geschrieben, die Vorlesung nachgearbeitet. Heute gehen wir in den Online-Bibliotheken der Welt spazieren.

Schade, der Band Monuments erigés à la gloire de Louis XV ist online nicht zu finden, man müsste noch ein bisschen länger suchen, aber eine der Abbildungen aus dem Vortrag aus diesem Buch wird von Liane Lefaivre und,Alexander Tzonisin in ihrem Band > The emergence of modern architecture: a documentary history from 1000 to 1810 angezeigt: Es geht um das untere Bild auf der folgenden Seite:

> Leon Battista Alberti fehlte nicht: De re aedificatoria, Rom [1452] Die in seinem Vortrag von Werner Oechslin zitierte Stelle steht > auf Seite 106: „EDIFICIA HOMINVM ESSE CAV sa constituta in promptu est. Nam principio quidem / si recte interpretamur / facere opus homines coepere: quo se suaque ab aduersis tempe statibus tuerentur. Proxime item prosecuti sunt non modo uellent quæ ad salutem essent necessaria: uerum et siqua etiam ad expeditas quasque commoditates assequendas conferrent: ea nusquam esse præter missa uoluere. Inde adeo rerum oportunitate admoniti atque illecti eo deuenere: ut etiam quæ ad uoluptates explendas facerent ex cogitarint / in diesque usurparint: ut siquis ita dixerit / ædificia fore aliqua ad uitæ necessitatem: alia ad usus oportunitatem: alia ad temporum uoluptatem diffinita: fortassis apte ad rem aliquid dixerit.“ Eine Übersetzung gibt es bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Also doch mal in eine Bibliothek gehen. Oder auf Französisch ansehen:

Auf diesem Online-Buch kann man unten auf ein Feld klicken, dann öffnet sich die Seite.

> L’architecture et art de bien bastir, du seigneur Léon Baptiste Albert,… divisée en dix livres / traduicts du latin en françois par deffunct Jean Martin… -J. Kerver (Paris)-1553: 4. Buch, Seite 60: „C’est une chose toute notoire que les les batiments ont esté faicts pour les humains…“

Klimatische Aspekte bei der Stadtentwicklung von Stuttgart

Freitag, 15. Oktober 2010

Fährt man über die Heilbronnerstraße nach Stuttgart hinein, sieht man links den Neubau der Stadtbibliothek. Gleich daneben, etwas weiter Richtung Stadt kommt das Hochhaus der Landesbank Baden-Württemberg in den Blick. Schon wenn man noch an der roten Ampel wartet und von da aus dieses Haus sieht, könnte man den Eindruck gewinnen, irgendetwas stimmt damit nicht.

Sicher, es ist ein beeindruckender Bau, ohne Zweifel gelungen. Es steht vielleicht nicht ganz richtig, müsste es aus Klimagründen und des Luftaustauschs nicht endlich um 90 Grad gedreht werden? Nun, mehr zu dieser Frage und Prinzipielles zum Klima in Stuttgart am am Freitagabend, 15.10.2010, 20 Uhr im > Stuttgarter Literaturhaus? Wir sehen uns?

In der Veranstaltungsreihe: Architektur hat Roland Ostertag Prof. Dr. Jürgen Baumüller (Landeshaupstadt Stuttgart
Amt für Umweltschutz, Abteilung Stadtklimatologie) eingeladen.

Aus der Programmankündigung des Literaturhauses:

„Mögliche Auswirkungen des Klimawandels (Hitze, Hochwasser) konnte man dieses Jahr weltweit beobachten. Stuttgart, die Stadt zwischen Wald und Reben (auch verspottet als Stadt zwischen Hängen und Würgen), hatte aufgrund seiner Lage in dem engen Tal des Nesenbachs und später auch dem des Neckartals schon frühzeitig Probleme mit dem Klima und der Wasserversorgung. Schon im Mittelalter legten die Stuttgarter Wert auf die Luftqualität im »Kessel« und äußerten ihre Sorgen bei Stadterweiterungen. Noch bei der Stadterweiterung 1900 war das Klima war ein großes Thema und hat bis heute die Stadtentwicklung beeinflusst (Rahmenplan »Hanglagen Stuttgart«). Auch in der Zukunft wird es in der Stadtentwicklung einen wichtigen Raum einnehmen und dies nicht nur bei den Planungen zu Stuttgart 21.“

Der Vortrag zum Download: > Das Klima in Stuttgart *.pdf 1 MB

Veranstalter: Architekturforum Baden-Württemberg
Eintritt frei

„Was ist eigentlich los in Stuttgart?“

Donnerstag, 14. Oktober 2010

… fragte der Stuttgarter Verleger Michael Klett unter der Überschrift > „Fliegt hier bald alles in die Luft?“ in seinem Artikel, den die FAZ am 14. Oktoiber 2010 veröffentlicht hat: „Eine schlüssige Antwort kann ich nicht geben, das Projekt ist komplex, das Protestgeschehen kompliziert, die Stimmung diffus, die evidenten Vorzüge für Fern- und Durchreisende, die der neue Bahnhof besorgt, überhaupt eine signifikante Verbesserung der Mobilität stellen die Frager nur unvollkommen zufrieden,“ stellt er fest und berichtet von einem ausführlichen Spaziergang mit seinem Großvater Ernst Klett um 1950 durch die Stadt Stuttgart: „Hier vor dem Bahnhof erzählte er (i.e. Ernst Klett, w.) von der Verlegung der Hauptstation vor dreißig Jahren, also im Ersten Weltkrieg, vom Königsbau zum aktuellen Platz. Plötzlich begann er heftig zu räsonieren, man habe wie so oft in Schwaben wieder einmal zu kurz gegriffen, der Stuttgarter Bahnhof hätte gleich an den Neckar gehört, das wäre der große Wurf gewesen, und damit hätte man der Talenge Raum für die Entwicklung der Stadt gegeben.“ In der Tat gab es vor 200 Jahren einmal Überlegungen den Schwerpunkt der City an den Neckar zu verlagern. dann hätte sich dort später vielleicht ein Durchgangsbahnhof entwickeln können.“ Die Situation zwischen Befürwortern und Gegner ist ziemlich verfahren: „Gegenwärtig lassen sich markante Hilflosigkeiten im politischen Management ausmachen, und erst die große Demonstration am 30. September, die die Niederlegung der Platanen zum Anlass hatte, erwies sich als ein Schock, der alle Beteiligten zur Besinnung bringen könnte.“ Und Michael Klett erinnert an die Verantwortung der Beteiligten und besonders der Medien: „Parteien, die an außerparlamentarischem Aufruhr mitsteuern, aber auch die Medien tun gut daran, ein wachsendes Risiko ins Auge zu fassen, das in einer Anarchisierung allseits gerühmter demokratischer Errungenschaften, in einer Beschädigung der Zivilgesellschaft besteht.“

Denkmalschutz und Stadtplanung

Dienstag, 28. September 2010

Ergänzt, 1.10.2010, 3.10.2010
Bernd Nicolai (Professor für Architekturgeschichte und Denkmalpflege an der Universität Bern) beklagt unter dem Titel > Der Patient wird aufgegeben. (FAZ, 28.9.2010) die Stuttgarter Abrisswut.

[wp-cumulus]
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Zu diesem Beitrag hier auf diesem Blog: > Architektur im Stuttgarter Literaturhaus
Von der Missachtung des Denkmalschutzes unserer kulturellen Vergangenheit und Zukunft

Bernd Nicolai schreibt u.a.: „Mit Paul Bonatz hat man zwar keinen bequemen, aber einen der bedeutendsten Vertreter der Moderne in Stuttgart, kein Avantgardist, aber der Architekt, der neben Fritz Schumacher und Theodor Fischer den Übergang des Werkbund-Reformstils um 1910 in eine moderate Moderne vollzog.“ Und Nicolai beschreibt den „Spannungsbogen“ mit dem 1931 vollendete Zeppelinbau gegenüber dem Bahnhof, „wo Bonatz den Dialog mit Mendelsohn aufnahm und sein modernstes Werk schuf.“ Später entstand zwischen 1933 und 1935 eine „Version dieses Dialogs“ zwischen dem Wasserturm und dem Rathaus von Kornwestheim. Nicolai erinnert an diesen „Versuch, die Moderne in die NS-Zeit einzubinden, ein Versuch, der nur bei Industriebauten akzeptiert wurde, wovon Bonatz-Bauten für Fichtel & Sachs in Schweinfurt zeugen.“ Man darf diese architekturgeschichtlichen Zusammenhänge nicht vergessen, wenn man in Stuttgart jetzt der Auskernung und bald dem Abriss des Südflügels des Hauptbahnhofs zusehen muss.

Nicolai: „Der Stuttgarter Bahnhof übertrifft das alles an Bedeutung. Er stieß ab 1911 mit der zunehmenden Versachlichung und Straffung seiner asymmetrischen Baukörper das Tor zur Moderne auf. Es war eine damals neuartige, aus der Großform und aus dem Material entwickelte Architektur, die ihre Botschaft nicht mehr über Dekor und Beiwerk, sondern mächtige Pathosformeln – den Turm, die Kolonnade, den thermenartigen Querbau und die tempelartigen Eingangshallen – verkündete. Eine Ägyptenreise inspirierte Bonatz 1913, die Blendpfeilerfronten der Tempel von Sakkara zu zitieren. Sie gaben den Anstoß für die knappe monumentale Gliederung der jetzt zum Abriss anstehenden Seitenfront am Schlossgarten.“

Die Bauherrn geben in ihrer Werbung „Die guten Argumente überwiegen“ zu, dass die Seitenflügel des Bonatz-Baus abgerissen werden, aber es stimme, dass > „seine historische Substanz mit Turm, Halle und Hauptgebäude erhalten bleiben“. Nicolai beklagt aber zu Recht, dass die innere Verstümmelung des Hauptgebäudes eben alles andere als Denkmalpflege ist:

„Mit dem Stuttgarter Bahnhof entstand ein neuer repräsentativer Stadteingang und zugleich ein High-Tech-Bau, dessen Visualisierung mittels weitgespannte Hallen der Geldnot des Ersten Weltkriegs zum Opfer fiel, so wie der Bau erst 1922 und 1928 vollendet wurde. So ist er ein Zeichen der Zeit, eine „Kriegsarbeit“, wie Bonatz pathetisch in seinen Erinnerungen formulierte. Gerade diese Zeitschicht aber würde mit dem Abriss der Freitreppe in der großen Eingangshalle getilgt werden.“ Die Bahn macht daraus in ihrer Bauzeitung Dialog 21 die Überschrift > Neuer Stuttgarter Bahnhof komplett barrierefrei. Seite 3: Christoph Ingenhoven vs. Roland Ostertag.

„Die Zugangsebene zu den tiefer liegenden Gleisen wird sich auf der Ebene Arnulf-Klett-Platz bzw. große Schalterhalle befinden. Dadurch entfällt die große Aufgangstreppe zur Querbahnsteighalle.“ > http://www.bahnprojekt-stuttgart-ulm.de/architektur/der_hauptbahnhof/geschichte/default.aspx

Die interessante Beilage Stuttgart 21 der Stuttgarter Zeitung (*.pdf) vom 25. September 2010 listet die zehn wichtigsten Streitpunkte auf. Aber die Begriffe Denkmalschutz (Stichwort „Überwerfungsbauwerk“) oder Stadtplanung kommen darin nicht vor. So vollständig wie die Seite mit den Streitpunkten aussieht, so unvollständig ist sie, weil die städtebauliche Dimension, die Bedeutung des Projektes für die die Innenstadt und die unmittelbar angrenzenden Stadtquartiere nicht diskutiert wird.

Die Art und Weise, wie am 30.9.2010 in Stuttgart die Maßnahmen für die Vorbereitung des Bauplatzes durchgesetzt wurden, sind kein Zeichen seitens der Landesregierung, dass die Sorgen der Bürger ernstgenommen werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte in einem Interview mit Birgit Wentzien (SWR) (Sender: ARD Berlin, 01.10.2010 06:00 Uhr, Dauer 18’32) ihre Unterstützung für S21 aus: „… Stuttgart 21 ein Projekt, das ich für sinnvoll und wichtig halte, weil damit auch eine europäische Trassenführung der Bahn verbunden ist, von Frankreich über Deutschland durch andere Länder Richtung Süden…“.

Die Landesregierung und die Bahn müssen erst noch eine kontinuierliche, sachgerechte und überzeugend arbeitende Kommunikationsabteilung aufbauen, die den Bürgern den Sinn des Projektes vermittelt. Man hat den Zeitpunkt verpasst und sollte diese Aufgabe schleunigst nachholen. Die Reaktion von Bahnchef Rüdiger Grube, – „Ein Widerstandsrecht gegen einen Bahnhofsbau gibt es nicht!“ (> BILD, 3.10.2010) verrät keinen guten Willen, die Situation zu entschärfen und muss als Weigerung, die Argumente der Kritiker anzuhören, gewertet werden. Und in der gleichen Stellungnahme fährt Grube fort. „Ich habe den Gegnern des Projektes stets die offene Hand ausgestreckt. Und ich bin weiter zu einem konstruktiven Dialog bereit.“ Darf man den Bahnchef so interpretieren? Ein Dialog zu Bedingungen der Bahn? Die Kritiker dürfen alles sagen, so Grube, aber „einen Bahnhofsneubau“ darf man nicht kritisieren. Worüber soll man dann sprechen?

Die Kampagne > Die guten Argumente überwiegen kommt nicht widerspruchsduldend daher und enthält als Antworten unpräzise Aussagen (Finanzmittel der EU für S21, der Bonatzbau bleibt unangetastet…) und müsste sofort durch eine neue überzeugende Anzeigenserie ersetzt werden. Man kann auch viele Kritiker ‚mitnehmen‘, in dem man sie zu Wort kommen lässt und ihren Anfragen mit konkreten Aussagen beantwortet.

Die sozialen Netzwerke führen leider dazu, dass auf beiden Seiten anonyme Schreiber Anstand und Respekt vermissen lassen und über ihre Gegenüber verbal herfallen. Das ist schade, weil auf diese Weise, die Diskussion immer mehr die Sachebene verlässt und sich auf Macht- und Muskelspiele verlagert. Vielleicht eignen sich die sozialen Netzwerke auch gar nicht für eine differenzierte seriöse Diskussion, weil diese soziale Netzwerke nur in beschränkter Form soziale Verhaltensweisen zulassen: Man darf also vermuten > dass diese Netzwerke gar nicht so sozial sind, wie sie sich gerne geben wollen. Betrachtet man ihre Inhalte, wie z.B. Gegner und Befürworter sich auf Facebook begegnen, kann man beobachten wie Sachargumente in Invektiven übergehen, weil es gar kein Halten mehr gibt. Außerdem üben die sozialen Netzwerke auch einen ihnen ganz eigenen Zwang zur Vereinnahmung aus. Man registriert sich dort mit einer Meinung, wird sogleich zum Mitglied einer Menge. Man ist weniger frei, eine differenzierte Meinung zu äußern, weil man weiß, dass das Kollektiv, ohne dass man ständig darüber nachdenkt, immer auf die gemeinsame richtige Meinung achtet. Und die sozialen Netzwerke bilden vielleicht gar nicht die Wirklichkeit ab. Sie verengen möglicherweise auch den Blick ihrer Mitglieder. Die Meinungen derjenigen, die diese Netzwerke gar nicht kennen, sind oft interessanter und vielfältiger. – Allerdings darf man nicht übersehen, dass diei Internet-Aktivitäten der Kritiker von S21 auch dazu beigetragen haben, dass das Projekt eine bundesweite Aufmerksamkeit erhalten hat.

> Stuttgarter Hauptbahnhof: Der Abriss des Nordflügels
> Der Stuttgarter Hauptbahnhof im August 2010
> Wie lange werden die Seitenflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs noch stehen?

Stuttgart 21: Pro und contra

Samstag, 18. September 2010

Oberbürgermeister Manfred Schuster, Winfried Kretschmann, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Baden-Württemberg, Wolfgang Drexler, Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart 21, und Gangolf Stocker, Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, diskutierten am 16. 9.2010 im Rahmen der TV-Sendung > Zur Sache Baden-Württemberg! – Stuttgart 21: Zur Sache nachgefragt!. Während der Sendung wurde das Projekt S 21 in einigen Filmbeiträgen erläutert.

Noch mehr > zum Thema S21 in dieser Sendereihe.

Neue Einkaufszentren in Stuttgart
oder wie entwickelt sich die Innenstadt?

Mittwoch, 15. September 2010

Ergänzt am 16.9.2010

Wird das wirklich kommen? 43000 qm für ein Einkaufszentrum am Mailänder Platz? Und wieviel qm für das Handelszentrum mit Handelszentrum Quartier S an der Tübinger Straße? O je, wenn ich Einzelhändler in Stuttgart wäre, würde mir Angst und Bange werden. Warum entwickelt man partout die Randbezirke der Innenstadt? Hat man aus dem Einkaufszentrum hinter dem Königsbau mit seiner leerstehenden 3. Etage noch keine Schlüsse gezogen?

Immer wieder stolpert man in unseren Städten über Einkaufszentren, die vorgeben das Flanieren verschönern zu wollen, aber nur den Kaufrausch im Sinn haben: > Einkaufszentren: Die Hölle für den Bürger. Wie schaffen es Investoren, überall immer wieder Stadtväter davon zu überzeugen, die Erlaubnis zu erteilen, auf wertvollen Stadtgrund Ladenzeilen in Häuser einzubauen, so dass ein Ambiente entsteht, das in Gelsenkirchen, Chemnitz, Passau oder sonstwo sein könnte. Diese Shoppingcenter suggerieren den Käufern woanders zu sein, Urlaub von der Stadt zu machen, ihn von seinen Wurzeln zu lösen, das Geld sitzt dann vielleicht lockerer, so wie man auf eine Online-Website dazu verleitet wird, auch noch dieses oder jenes Produkt mitzunehmen, weil der Kaufnachbar oder Kaufkollege es auch erstanden hat. Mit den Einkaufszentren wird der Charakter der Innenstädte beschädigt. Einzelhändler werden über kurz oder lang die Konkurrenz immer mehr spüren und sich kaum verteidigen können.

Bürgerbeteiligung ist das Stichwort! > Einkaufzentren sind kein Beitrag zu einer Stadtkultur und man darf vermuten, wenn die Büger mitreden dürften, dann käme etwas zustande, was sie auch wirklich anziehen wird. Müssen am Mailänder Platz, der doch verkehrstechnisch wirklich gut erschlossen sein soll, 1680 Stellplätze für Autos gebaut werden? Wo man doch durch den Park mit Fahrrädern so prima dahinradeln könnte?

> Quartier am Mailänder Platz

Die Stadtbibliothek als Magnet für die Belebung des Stadtviertels war eine gute Idee, aber das Einkaufszentrum zeigt wieder, > dass man Stadtqartiere nicht ohne weiteres aus der Retorte bauen kann. In diesem Fall fehlt der Anschluss an die umliegenden Stadtquartiere. Das neue Stadtquartier für 2000-5000 Autos, die dort täglich hinfahren um für die Einkaufszeit zu parken, scheint nicht überzeugend zu sein.

Möchte die Stadt ihren Bürgen großzügig mehr Einkaufsflächen und -möglichkeiten bald vielleicht rund um die Uhr bieten? Oder will sie Investoren anlocken? Am besten wäre die Stadt beraten, wenn sie ihre Bürger fragen würde.

Die autogerechte Stadt (III):
Der Österreichische Platz

Dienstag, 24. August 2010


Größere Kartenansicht

An dieser Stelle steht in Stuttgart auf dem Österreichischen Platz ein Denkmal der autogerechten Stadt, die ohne Fußgänger geplant wurde. Ein großer Betonring ist die Grundlage für einen ampelgeregelten Kreisverkehr. Elefantenklo nennt man in anderen Städte einen solchen Betonkragen, der in Gießen allerdings wesentlich kleinere Ausmaße hat.

Mein Weitwinkel war leider nicht dabei, um den ganzen Ring auf ein Foto zu bannen.

Von der > Paulinenbrücke herunterbrausend kann sich der Verkehr zum Warten elegant auf den Österreichischen Betonring einfädeln. Auch mitten am Tag sieht man dort wenn überhaupt nur ein paar verschreckte Fußgänger.

Unter dem Betonring verläuft die vierspurige Stadtautobahn:

Viele Autofahrer brauchen die Rennstrecke gar nicht und warten geduldig, bis sie sie wieder verlassen dürfen.

Außer Stuttgart 21 gibt es also auch noch ein paar andere Themen in Stuttgart und Ideen für eine erfolgreiche Stadtreparatur gibt es genug. Die Hauptstätter Strasse könnte ein Prachtmeile und bundesweit ein stadtplanerisches Highlight werden.

> Das Modell für Stuttgart: Die neue Mitte Ulm
> Ein neues Museum für die Bürger: Eine Lehrschau für die Stadtplaner
> Stadtreparatur: Die Hauptstätter Straße in Stuttgart
> Vorrang für die Autos auf 10 Spuren
> Die Neue Stadtplanung
> Ein Ausflug zur Neuen Mitte Ulm

Wieso brauchen wir mitten in der Stadt so viele Spuren? Unsere Blogleser kennen schon die Rechnung: 35 % Hinundherfahrer, die nur den nächsten U-Turn suchen, 35 % fahren hier, weil es bequemer ist, als direkt den Zielpunkt anzusteuern, 20 % könnten auch eine Parallelstrasse nutzen, 10 % brausen nur mal eben vom Marienplatz bisz zum Neckartor durch, könnten auch woanders fahren. Wer braucht die Hauptstätter Strasse eigentlich?

> Ulm Neue Mitte – Die Rückeroberung des Stadtraums – oder was geschieht mit der Hauptstätter Straße in Stuttgart?
> Von der Leonhardskirche zum Charlottenplatz
> Die Hauptstätter Strasse und das neue Mobilitätskonzept
> Die Bebauung der Hauptstätter Straße

Die autogerechte Stadt (II):
Die Paulinenbrücke in Stuttgart

Dienstag, 24. August 2010

Von oben sieht die Brücke gar nicht so schlimm aus? Nun, die Autos, die dort langfahren, durchqueren dieses Stadtgebiet. Der Verkehr der dort fließt, hat überhaupt keinen Bezug zu seiner Umgebung. Fußgänger sieht man auf der Brücke ganz selten.

Warum scheut man sich, dieses Relikt falscher Stadtplanung abzureissen und dieses Stadtquartier zu reparieren??

Ein Abriss der Paulinenbrücke würde natürlich auf Folgen für den Österreichischen Platz haben, dessen Betonmantel an Häßlichkeit die Paulinenbrücke noch übertrifft.

Weiter: > Die autogerechte Stadt III

Die autogerechte Stadt (I):
Die Paulinenbrücke in Stuttgart

Dienstag, 24. August 2010

Noch immer und wohl auch für viele Jahre noch können die Autos auf der Paulinenbrücke auf den Österreichischen Platz zusausen, dort bremsen und an der Ampel auf die Weiterfahrt warten. Betrachtet man das Bauwerk genauer, ist eigentlich außer einer gewissen Bequemlichkeit für die Autofahrer nichts wirklich Vorteilhaftes an diesem hässlichen Bauwerk zu erkennen. Die Fußgänger…

können zwar unter der Brücke entlanggehen und auch ihre Autos dort abstellen.

Aber das Bauwerk trennt, wenn man es genau nimmt an jeder seiner vier Seiten die Stadtquartiere voneinander. In der Sprache der Verkehrs- oder Städteplaner, nennt man so etwas Stadtzerstörung.
,

Demnächst wird an beiden Seiten der Brücke neue Gebäude entstehen. Da läuft etwas schief. Man verpasst gerade einen guten Zeitpunkt, dieses Stadtquartier als eine Einheit zu behandeln

Weiter: > Die autogerechte Stadt II

Über das Erinnern und das Vergessen in Stuttgart
Sei wahrhaftig gegenüber der Vergangenheit

Donnerstag, 8. Juli 2010

Literaturhaus Stuttgart
Freitag, 09.07.2010, 20.00 Uhr
SEI WAHRHAFTIG GEGENÜBER DER VERGANGENHEIT
Wolfgang Höper, Roland Ostertag
Veranstaltungsreihe ARCHITEKTUR
Vortrag, Lesung, Gespräch

Der Architekt Roland Ostertag spricht über Orte als „begehbares Gedächtnis“. Wolfgang Höper, Staatsschauspieler, lässt in einer Lesung Dichter zu Wort kommen, die sich über Erinnerung und Gedächtnis Gedanken gemacht haben. »Die unverwechselbaren Orte einer Stadt, die im kollektiven Gedächtnis niedergelegte erinnerte Vergangenheit, sind die besten Begleiter einer Gesellschaft. Leonardo da Vinci fordert uns auf, bei unserer Erinnerungsarbeit wahrhaftig gegenüber der Vergangenheit zu sein. Zu beobachten ist indes zunehmend ein Verlust des Gedächtnisses, das Schwinden der Orte, der Stätten. Wir putzen alles sauber, das »begehbare Gedächtnis« wird immer ärmer, die Erinnerungsfähigkeit geht verloren. Da wir vergessen haben, dass Menschen aus Bildern bestehen, muss die Zivilisation des Erinnerns wieder erlernt werden. Dabei helfen uns die Dichter mit ihren verdichteten Wahrheiten.« (R. Ostertag)

In Zusammenarbeit mit dem Verein Zeichen der Erinnerung und dem Architekturforum

Eintritt frei